Luther und die Fürsten. Selbstdarstellung und Selbstverständnis des
Herrschers im Zeitalter der Reformation
Wissenschaftliche internationale Tagung, 29. – 31. Mai 2014
29. – 30. Mai 2014: Torgau, Schloss Hartenfels, Flügel D, Plenarsaal
31. Mai 2014: Dresden, Residenzschloss, Hans-Nadler-Saal
Mit der Veröffentlichung seiner 95 Thesen gegen den Ablasshandel wagte
Martin Luther 1517 einen gewaltigen Schritt, denn er forderte die
Autorität der Kirche heraus und leitete dadurch die Reformation ein.
Sein Thesenanschlag jährt sich 2017 zum 500. Mal. Als dem streitbaren
Mönch und Doktor der Theologie der päpstliche Bann sowie die
Reichsacht drohten, gewährte ihm sein Landesherr Friedrich der Weise
Schutz. Luther pflegte fortan eine enge Bindung zu den sächsischen
Kurfürsten, die unter dem reformatorischen Einfluss ihre Politik
gestalteten und daraus ein neues Selbstverständnis entwickelten. Die
Reformation wirkte in vergleichbarer Weise schließlich auch auf
weitere Fürsten im Reich bis hin zu den Kaisern. Auf Schloss
Hartenfels in Torgau residierten die sächsischen Kurfürsten
ernestinischer Linie. Dort trafen sie politische Entscheidungen, die
insbesondere das religiöse Leben ihres Landes maßgeblich prägten. Die
Residenz war wiederholt Geburtsort richtungsweisender Allianzen,
welche die neue Konfession betrafen. 1529 entwarfen Martin Luther,
Philipp Melanchthon, Justus Jonas und Johannes Bugenhagen im Auftrag
von Kurfürst Johann die Torgauer Artikel, die Bestandteil des
Augsburger Bekenntnisses, das die protestantischen Reichsstände 1530
Kaiser Karl V. in Augsburg vorlegten, werden sollten.
Aufgrund seiner besonderen Bedeutung im Werden und Wirken der
Reformation wird Torgau 2015 zum Veranstaltungsort der 1. Nationalen
Sonderausstellung „Luther und die Fürsten. Selbstdarstellung und
Selbstverständnis des Herrschers im Zeitalter der Reformation“. Als
Vorbereitung darauf findet vom 29. bis 31. Mai 2014 auf Schloss
Hartenfels in Torgau und im Residenzschloss Dresden diese
internationale wissenschaftliche Tagung statt. Deren Hauptziel ist,
die gegenseitige Beeinflussung von Reformation und Politik in einem
möglichst breiten Kontext wissenschaftlich neu zu bewerten. Die
zentrale Fragestellung ist, welche Auswirkung die Reformation auf das
Selbstverständnis und die Selbstdarstellung der Fürsten hatte.
Inhaltlich wird demnach ein weiter Bogen gespannt, der die Relevanz
des Themas nicht nur für Sachsen, wo die lutherischen Lehren ihren
Ursprung hatten, sondern für den gesamten deutschen Kulturraum und
darüber hinaus in den Blick nimmt.
Programm:
Donnerstag, 29. Mai 2014 | TAG 1
Die Kraft der Veränderung: Der Einfluss der Reformation auf die Politik
09:30 Uhr Begrüßung
Dirk Syndram
(Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer)
Grußworte der Förderpartner
Andrea Staude (Oberbürgermeisterin der Stadt Torgau)
Michael Czupalla (Landrat des Landkreises Nordsachsen)
10:15 – 12:15 Uhr Sektion I: „Hier stehe ich und kann nicht anders.“
Luther und die Politik
10:15 Uhr Sektionsleitung und Impulsreferat
Athina Lexutt, Gießen
Alles in Ordnung – Luthers Theologie im Raum von Politik und
Gesellschaft
10:30 Uhr
„Von der Freiheit eines Christenmenschen“: Frei im Glauben,
gehorsam gegenüber der weltlichen Obrigkeit
Reinhold Rieger, Tübingen
11:00 Uhr
Von Wittenberg nach Torgau und Worms: Luthers Lehren werden politisch
Helga Schnabel-Schüle, Trier
11:30 Uhr
Wer ist der neue Hieronymus? Erasmus und Luther in Konkurrenz
Jürgen Müller, Dresden
12:00 Uhr 15 Min. Diskussion
Pause
13:00 – 15:00 Uhr Sektion II: Der Inbegriff des lutherischen Fürsten:
Die Konfession als politische Handlungsmaxime bei den Ernestinern
13:00 Uhr Sektionsleitung und Impulsreferat
Martin Eberle, Gotha
Der Inbegriff des lutherischen Fürsten: Die Konfession als
politische Handlungsmaxime bei den Ernestinern
13:15 Uhr
Die Reformation als Gegenstand der Herrschaftsrepräsentation:
Luther und die Fürsten in der Bildausstattung von Schloss Hartenfels
Ruth Slenczka, Berlin
13:45 Uhr
Reformation und Politik in der Kunst der Kurfürsten zu Sachsen ernestinischer und albertinischer Linie
Yvonne Fritz, Dresden
14:30 Uhr 15 Min. Diskussion
Pause
15:15 – 17:45 Uhr Sektion III: Der kulturelle Einfluss der Reformation
15:15 Uhr Sektionsleitung und Impulsreferat
Bernd Roeck, Zürich
Die neuen Räume der Welt: Was darf die Kunst?
15:30 Uhr
Architektur und Reformation
Thomas DaCosta Kaufmann, Princeton
16:00 Uhr
Die Reformation und die Bilder: Der Osten Europas
Sergiusz Michalski, Tübingen
16:30 Uhr
Reformatorische Soundscapes
Jan-Friedrich Mißfelder, Konstanz
17:00 Uhr
Die Reformation wird aufgeführt: Dramen und Turniere am Dresdner Hof
Helen Watanabe-O’Kelly, Oxford
17:30 Uhr 15 Min. Diskussion
19:30 Uhr FestvortragGlaubensbündnisse gegen den Kaiser – das freie Reich der Fürsten
Georg Schmidt, Jena
Freitag, 30. Mai 2014 | TAG 2
Cuius regio, eius religio: Die Reformation bestimmt das fürstliche
Handeln
10:00 – 12:00 Uhr Sektion IV: Selbstdarstellung und Selbstverständnis
der Albertiner im Zeichen der Reformation
10:00 Uhr Sektionsleitung und Impulsreferat
Enno Bünz, Leipzig
Die Kurwürde im Blick: Der politische Weg der Albertiner in der
Reformationszeit
10:15 Uhr
Vergleichende Betrachtungen zur Architektur der Schlösser Torgau
und Dresden
Steffen Delang, Dresden
10:45 Uhr
Die Religionspolitik Kurfürst Augusts von Sachsen auf dem Weg zur
Konkordienformel
Johannes Hund, Mainz
11:15 Uhr
Christian I. und Johann Casimir – Perspektiven einer reformierten
Konfessionspolitik
Frieder Hepp, Heidelberg
11:45 Uhr 15 Min. Diskussion
Pause
12:45 – 14:45 Uhr Sektion V: Selbstdarstellung und Selbstverständnis
der Wittelsbacher im Zeichen der Reformation
12:45 Uhr Sektionsleitung und Impulsreferat
Ludwig Holzfurtner, München
Eine Dynastie im konfessionellen Zwiespalt: Die Wittelsbacher in der
Reformationszeit
13:00 Uhr
Der Weg des Herzogtums Bayern zum Konfessionsstaat
Alois Schmid, München
13:30 Uhr
Lutherisch – calvinistisch – lutherisch – calvinistisch: Die
politische Inszenierung des Konfessionswechsels in der Kurpfalz
Marco Neumaier, Dresden
14:00 Uhr
Gesetz und Gnade – Versuch einer Bilanz
Johannes Erichsen, München
14:30 Uhr 15 Min. Diskussion
Pause
15:00 – 18:00 Uhr Sektion VI: An den christlichen Adel deutscher
Nation: Die Reformation und ihre Wirkung auf das Reich und die Kaiser
15:00 Uhr Sektionsleitung und Impulsreferat
Marco Neumaier, Dresden
Das Reich im konfessionellen Spannungsfeld
15:15 Uhr
Reformation und Konfessionsbildung – von oben oder von unten?
Johannes Burkhardt, Augsburg
15:45 Uhr
Bilderflut: Flugblätter und illustrierte Flugschriften als
Spiegel der konfessionellen Auseinandersetzung
Franz-Heinrich Beyer, Bochum
16:15 Uhr
Christianae Religionis Propugnatores. Zur sakralen Repräsentation
der Habsburger im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert
Friedrich Polleroß, Wien
16:45 Uhr
Die Reformationsfrage auf den Reichstagen der Reformationszeit
Rolf Decot, Mainz
17:15 Uhr 15 Min. Diskussion
ZUSAMMENFASSUNG / VERABSCHIEDUNGStadtführung mit anschließendem Abendessen (fakultativ, mit
Selbstbezahlung, bitte anmelden)
Sonnabend, 31. Mai 2014 | TAG 3
Besuch in Dresden
Auftakt: Reformationsgedenken in Sachsen
10:30 Uhr Kraft der Veränderung und Kraft des Bewahrens. Europäische
Fürsten im Zeitalter der Reformation
Heinz Schilling, Berlin
12:00 – 13:15 Uhr Empfang
13:30 Uhr Gemeinsamer Besuch der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
in verschiedenen Gruppen, mit der Bitte um Anmeldung:
- Gemäldegalerie Alte Meister
- Grünes Gewölbe/Rüstkammer
- Mathematisch-Physikalischer Salon
- Albertinum
- Schlosskapelle und Großer Schlosshof
Die Tagung ist öffentlich und die Teilnahme kostenfrei. Bitte senden
Sie uns Ihre Teilnahmebestätigung unter Betreff „Tagung Luther und
die Fürsten“
an Juliane.Wolschinaskd.museum oder an
Fax-Nr. +49 (0)351 4914 8599
Telefon +49 (0)351 4914 8580
Quellennachweis:
CONF: Luther & die Fürsten (Torgau & Dresden, 29-31 May 14). In: ArtHist.net, 12.05.2014. Letzter Zugriff 19.04.2025. <https://arthist.net/archive/7679>.