Die Entdeckung der Nacht. Wirklichkeitsaneignungen im Prozess der europäischen Aufklärung
Fachtagung der Forschungsstelle Europäische Romantik, Friedrich-Schiller-Universität, Senatssaal, 06.-07. Juni 2013, zu Ehren von Prof. Dr. Reinhard Wegner, der 60 Jahre alt wird.
„Dennoch wüßten wir nichts“, schreibt der Philosoph Friedrich Wilhelm Joseph Schelling in seiner Freiheitsschrift von 1809, „das den Menschen mehr antreiben könnte, aus allen Kräften nach dem Lichte zu streben, als das Bewußtseyn der tiefen Nacht, aus der er ans Daseyn gehoben worden. […] Alle Geburt ist Geburt aus Dunkel ans Licht; das Samenkorn muß in die Erde versenkt werden und in der Finsterniß sterben, damit die schönere Lichtgestalt sich erhebe und am Sonnenstrahl sich entfalte. Der Mensch wird im Mutterleibe gebildet; und aus dem Dunkeln des Verstandlosen (aus Gefühl, Sehnsucht, der herrlichen Mutter der Erkenntniß) erwachsen erst die lichten Gedanken.“
Die Fachtagung untersucht die kulturelle Dialektiken, die sich von den "Night-Thoughts" eines Edward Young (1742-45) und ihrer sechzigjährigen europäischen Rezeption über die semantischen Umbesetzungen im Verhältnis von Tag und Nacht bei den großen Nachtdenkern und -künstlern um 1800 bis in die Gegenwart hinein vollziehen.
Die einzelnen Beiträge des Workshops arbeiten werkbezogen. Sie weisen an Werken der Musik, der Kunst, der Literatur, der Philosophie und der Wissenschaftsgeschichte Spannungen und Umbrüche auf und vergegenwärtigen diese vor dem Hintergrund der Selbstverständigungsprozesse der europäischen Aufklärung und Romantik. Im Zentrum des Erkenntnisinteresses steht die Korrelation von künstlerischer Entdeckung der Nacht und epistemischer Erkundung der Wirklichkeit.
Programm:
Donnerstag, 06. Juni 2013
14.15 -14.30 Uhr: Helmut Hühn (Jena): Ausgeburten der Nacht. Begrüßung und Einführung
14.30-15.00 Uhr: Dieter Blume (Jena): Nachtbetrachtungen vor der Romantik
15.00.-15.30 Uhr: Johannes Grave (Bielefeld): Grund und Abgrund. Die ‚Nachtseiten‘ des Bildes um 1800
15.30-16.00 Uhr: Pause
16.00-16.30 Uhr: Britta Hochkirchen (Weimar): Verführen und erkennen. Aufklärung als Sündenfallgeschichte in Jean-Baptiste Greuzes „La cruche cassée“ (1771)
16.30-17.00 Uhr: Alexander Rosenbaum (Weimar/Jena): „Ein glückliches Bild“: Johann Heinrich Meyers Entwurf „Triumph der Aurora“ (1786/91)
17.00-17.30 Uhr: Pause
17.30-18.00 Uhr Temilo van Zantwijk (Jena): "Die Stätte der Einzelheit ist die ewige Nacht". Schelling und der dunkele Grund des Daseins
18.15-19.45 Uhr Sabine Schneider (Zürich): Dunkler Sinn. Klassisch-romantische Mythopoetik der Nacht. Abendvortrag
Freitag, 07. Juni 2013
9.00-9.15 Uhr: Einführung und Moderation: Elisabeth Fritz (Jena)
9.15-9.45 Uhr: Thomas Lange (Hildesheim): Nachtsicht. Lektionen der Dunkelheit
9.45-10.15 Uhr: Franziska Bomski (Weimar): Der Untergang der Sonne im Klingsohr-Märchen. Astronomie und Metaphysik bei Novalis
10.15-10.45 Uhr: Pause
10.45-11.15 Uhr: Markus Bertsch (Koblenz): Vom Tag in die Nacht. Beobachtungen zu Philipp Otto Runges Graphikzyklus der „Zeiten“
11.15-11.45 Uhr: Christian Scholl (Göttingen): Aufziehender Morgen: Tageszeiteninszenierungen in Zimmerausstattungen Karl Friedrich Schinkels
11.45-12.15 Uhr: Harald Tausch (Gießen): Die Nacht in finsteren Zeiten. Ein Rückblick auf die Frühe Neuzeit aus der Perspektive des Jahres 1942
12.15-14.00 Uhr: Mittagspause
14.00-14.30 Uhr: Verena Krieger (Jena): Die im Dunkeln sieht man doch. Markus Döhnes "Green Screens“
14.30-14.45 Uhr: Reinhard Wegner (Jena): Verbindungslinien. Abschließende Betrachtungen
Tagungsleitung: Helmut Hühn/Reinhard Wegner (Jena)
Ansprechpartner:
Dr. Helmut Hühn
Forschungsstelle Europäische Romantik
& Schillers Gartenhaus
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Frommannsches Anwesen
Fürstengraben 18
D - 07743 Jena
Tel. + 0 49 36 41 / 944 174
Fax. + 0 49 36 41 / 944 152
romantikforschunguni-jena.de
Quellennachweis:
CONF: Die Entdeckung der Nacht (Jena, 6-7 Jun 13). In: ArtHist.net, 30.04.2013. Letzter Zugriff 25.04.2025. <https://arthist.net/archive/5234>.