Autumn School: Stadt als Beute Revisited.
Beitragende: Wisrah C. V. da R. Celestino (Künstler:in der aktuellen Ausstellung), Elisa R. Linn (Autorin, Ausstellungsmacherin und Pädagogin), Annette Maechtel (Kunstwissenschaftlerin und Geschäftsführerin nGbK Berlin), Yara Mekawei (Klangkünstlerin und Komponistin elektronischer Musik), Axel Wieder (Direktor der Berlin Biennale und Mitgründer von Pro qm), Raoul Zöllner (Assoziierter Kunstvermittler KW Institute for Contemporary Art) und andere
Beteiligte Orte und Initiativen: ACUD, Cashmere Radio, Kunsthaus KuLe e.V., KW Institute for Contemporary Art, nGbK, Pro qm, stadtwerkstatt und andere
Organisiert von: Agnieszka Roguski & Natalie Keppler
Im Kunst Raum Mitte findet im November zum ersten Mal eine dreitägige Autumn School statt, die zugleich den Abschluss des Jahresprogramms DISLOCATIONS markiert. Unter dem Titel Stadt als Beute [City as Prey] Revisited bringt sie Kunst- und Kulturschaffende für Gespräche, Ortsbesuche und Spaziergänge zusammen. Thema sind die Ökonomien, Spekulationen und Fiktionen, die den Stadtraum von Berlin-Mitte mit seiner charakteristischen Ost-West-Geschichte prägen. Entlang des Begriffs der Dislocation, der Verschiebung und Verdrehung räumlicher Ordnungen, verfolgt die Autumn School ein erweitertes Raumkonzept: Kunst- und Kulturschaffende in und außerhalb von Berlin können sich bewerben, um gemeinsam ein Netz aus verschiedenen Personen, Orten, Institutionen und deren Geschichten in Beziehung zum Ausstellungsort zu erkunden – der ehemaligen in der DDR gegründeten galerie weisser elefant.
In der DDR als Zeichen für sozialen Abstieg und ausstehende Modernisierung geltend, steht die Umgebung des Kunst Raum Mitte heute für luxussanierte Altbauten, rasante Gentrifizierung und kommerzielle Galerien. Während die kommunale Galerie vor der Wende als Ort experimenteller, oppositioneller und junger Kunstformen galt, stellte sich nach dem Fall der Mauer die Frage nach einer neuen Form von Widerständigkeit: Nur wenige unabhängige Räume konnten im Zuge der wachsenden Macht von Immobilien- und Kunstmarkt bestehen. Die temporären Freiräume, die hier durch Strategien der Selbstorganisation, Besetzung und Zwischennutzung entstanden, verhalfen ganz Berlin zu einem Image des utopischen Möglichkeitsraums und Hot Spots für internationale Kunstschaffende. Heute profitiert davon vor allem der wachsende Kapitalmarkt, während das Kulturleben von drastischen Budgetkürzungen und restriktiver Politik eingegrenzt und im medialen Diskurs als “postcool” gelabelt wird.
Titelgebend für die Autumn School ist René Polleschs Theaterstück Stadt als Beute, das 2001 die Fiktionen und Versprechen aufgriff, die damals in neoliberale Verwertungsformen umschlugen. Wir erkunden in der Autumn School diese sozialen Brüche, Bewegungen, An- und Ausschlüsse, die Berlin-Mitte seit den 1990er-Jahren charakterisieren – und fragen, wie sich die Zeitlichkeit von Kunstprojekten räumlich niederschlägt. Führt sie zwangsläufig zu einer Art der Verwertung oder eröffnet diese “Beute” immer wieder Räume für Kritik und neue Perspektiven? Welche Widersprüche, Herausforderungen und Möglichkeiten gibt es? Welche Geschichten liegen ihnen zugrunde? Wer konnte sie schreiben? Und welche Strategien können Kunst- und Kulturschaffende daraus entwickeln?
Ausgehend von der Ausstellung DISLOCATIONS—on the spot wird das Programm der Autumn School folgenden Schwerpunkten nachgehen:
1. Situating: konkrete Verortung in und von Berlin-Mitte
2. Shifting: temporäre Gegenöffentlichkeiten und künstlerische (Selbst-)Organisationsformen
3. Resonating: Verflechtung mit Performance, Barkultur und Sound
Die Autumn School findet gemeinsam mit Künstler:innen, Zeitzeug:innen, Forscher:innen, Kurator:innen und Akteur:innen benachbarter Institutionen und Initiativen statt. Abends wird das Programm mit öffentlichen Formaten wie Gesprächen, Screenings und Performances in Dialog gesetzt.
Das öffentliche Programm wird zusätzlich im November auf der Webseite www.kunstraummitte.berlin angekündigt.
Bewerbung:
Der Open Call richtet sich an Kulturschaffende aller Disziplinen, Forschende, Autor:innen und Künstler:innen. Die Teilnahme beinhaltet die Programmkosten und bietet eine organisierte Abfolge von Besuchen und Aktivitäten, Feedbackgespräche, Austausch mit Berliner Kulturakteur:innen sowie ein Netzwerk, das nachhaltige Beziehungen ermöglicht.
Die Bewerbung sollte enthalten:
- Beschreibung des Interesses an der Autumn School (max. 300 Wörter)
- Kurzbiographie (max. 200 Wörter) und Kontaktdaten
- Bewerbung (1 PDF) bitte bis 23. Oktober an: autumnschool.berlingmail.com
Weitere Informationen:
- Ort: Auguststraße 21, 1. OG (nicht barrierefrei zugänglich) und Umraum
- Die Kosten für Reise, Unterkunft, Verpflegung und eigene Ausgaben tragen die Teilnehmenden.
- Empfehlungsschreiben für externe Fördermittel können bereitgestellt werden.
- Die Teilnahme an der Autumn School und am öffentlichen Programm ist kostenfrei.
- Bewerbungsschluss ist der 23. Oktober 2025.
- Die Bewerber:innen werden bis zum 27. Oktober benachrichtigt.
Das Projekt wird aus Mitteln des Programms des Landes Berlin zur kulturellen Infrastrukturerhaltung und -entwicklung in den Bezirken (Bezirkskulturfonds) gefördert.
Quellennachweis:
ANN: Autumn School: Stadt als Beute Revisited (Berlin, 21-23 Nov 25). In: ArtHist.net, 08.10.2025. Letzter Zugriff 09.10.2025. <https://arthist.net/archive/50822>.