CONF 13.01.2025

(un-)ersetzlich. (online/Hamburg, 7-8 Feb 25)

Online / Hamburg, Warburg-Haus, 07.–08.02.2025
Anmeldeschluss: 06.02.2025

Ramona Berbercuma, Leonid Malec, Laura Völz

(un-)ersetzlich. Praktiken, Normen und ästhetische Rahmungen der Substitution.

Ersatzpraktiken und -prozesse laufen im Alltag häufig reibungslos ab, wenn der Ersatz als besser, gleichwertig oder zumindest notwendig empfunden wird. Konfliktreicher verlaufen diese hingegen dann, wenn es sich um eine Substitution handelt. Diese Form des Ersatzes findet häufig im Rahmen von technischen Innovationen statt oder reagiert auf Mangel, unerfüllte sowie unerfüllbare Wünsche, neue Lebenskonzepte und Ideale des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Kennzeichen der Substitution ist dabei, dass der Ersatz wesentlich anders ist als dasjenige, das es zu ersetzen gilt. Debatten um Substitutionen werden deshalb häufig von Fortschritts- und Verlustnarrativen sowie Fragen über das Verhältnis von ›Original‹ und ›Kopie‹ geprägt. Substitutionen bieten deshalb nicht nur Potenziale, sondern erzeugen auch Widerstände und sind Grundlagen für Konflikte, bei denen Positionierungen eingefordert werden.

Dabei stellen insbesondere aktuelle Transformationsbedarfe die Gesellschaft, Politik und Wirtschaft im Alltag permanent vor die Aufgabe, Praktiken und Normen zu überdenken und im Idealfall Lösungen zu finden, an deren Ende unter Umständen ein Verzicht oder ein adäquates Substitut steht. Die Tagung wird den Logiken von Substitutionen nachspüren, indem einzelne Prozesse auf der Mikroebene untersucht und auf ihr Potenzial für eine generelle Theoretisierung des Substituts befragt werden. Wann wird Ersatz sehnsüchtig gewünscht oder lautstark eingefordert und wann wird er als undenkbar sowie gefährlich abgelehnt? Wer schlägt Ersatz vor und wie wird hierbei argumentiert, wer kann ihn durchsetzen und wer evaluiert ihn? Welche Bedeutung haben ästhetische und narrative Rahmungen? Nach welchen Vorstellungen und Kriterien werden Dinge durch andere substituiert und wann gelten diese als (un-)ersetzlich?

Diesen Fragen wird sich die Tagung aus historischer und gegenwärtiger Perspektive nähern, mit Beiträgen aus der Kunstgeschichte, den Geschichtswissenschaften, der Empirischen Kulturwissenschaft, den Sprach- und Literaturwissenschaften, der Soziologie und den Musik- und Medienwissenschaften.

KONTAKT UND ANMELDUNG

Da die Tagung hybrid konzipiert ist, können Sie auch online über Zoom teilnehmen. Die Anmeldung erfolgt über die Homepage der Stiftung: https://ils-stiftung.de/aktuell/tagung/

Leitung: Ramona Berbercuma, Leonid Malec, Laura Völz
Veranstalter: Die Tagung findet im Rahmen des Forschungsprojekts „(un-)ersetzlich“ der Isa Lohmann-Siems Stiftung statt.

E-Mail: ilss-substitutionenposteo.de
------------------------------------------------------------------------

PROGRAMM

// // Freitag, 7. Februar 2025 // //

9:30 Begrüßung und Einführung

ÄSTHETISCHE UND NARRATIVE RAHMUNGEN DES SUBSTITUIERENS

10:00 Ramona Berbercuma (Hamburg): Im Kleinen ein ganzes Museum. Die Kunstpostkarte als Substitut?

10:45 Elisabeth Riahi (Hamburg): Zukunft im Fokus. Die Vermittlung einer neuen Welt als Substitut für die Nachkriegsgegenwart durch die Kinderfotografien in Children of Europe 

11:30 Kaffeepause

12:00 Katrin Trüstedt (Berlin): Wer spricht für Gaia? Zu den Rechten der Natur und ihren Vertretungen 

12:45 Ingo Uhlig (Halle): Heroische und experimentelle Substitution. Energiewende-Narrative in den 2010er Jahren 

13:30 Mittagspause und Führung durch das Warburg-Haus

ETHIKEN DES SUBSTITUIERENS: AUSHANDLUNGEN VON HEGEMONIEN UND WIDERSPRÜCHEN

14:30 Valeska Flor (Tübingen): Subsistierte Landschaft der Erinnerung: Das rheinische Braunkohlerevier im Spannungsfeld von Umsiedlungs-, Strukturwandel- und Klimafragen 

15:15 Laura Völz (Hamburg): „… das Adoptivkind darf niemals ein Ersatz sein“. Substitution als umkämpftes Konzept in Adoptionskontexten

16:00 Kaffeepause

16:30 Carolin Müller-Spitzer (Mannheim): Genderinklusive Sprache im Deutschen: Diskussionen um Substitutionspraktiken und (nicht) gehörte Stimmen

17:15 Frank Wilde (Berlin): Strafe als Ersatz und Ausgleich 

18:00 Apéro

// // Samstag, 8. Februar 2025 // //

PROZESSE DES SUBSTITUIERENS: (MISS-)ERFOLGE UND (DIS-)KONTINUITÄTEN

10:00 Yasemin Gökpinar (Hamburg): Ersatzlos gestrichen? Wie al-Urmawī (gest. 1294) al-Fārābīs (gest. 950) Großes Buch über Musik ablöste 

10:45 Antonia Putzger (Düsseldorf): Verlässliche Notationen? Wie druckgraphische Vorlagen gezeichnete Musterbücher und Entwürfe ersetzten 

11:30 Dominik Schrey (Siegen): Der Mythos des totalen Backups, oder: Fantasien der Wiederherstellung 

12:15 Imbiss

12:45 Paulina S. Gennermann (Marburg): Kein Geschmack wie jeder andere – Vanillin im 20. Jahrhundert

13:30 Leonid Malec (Hamburg/Wolfenbüttel): Zeiten der Frömmigkeit. Vom Stundengebet zur Uhrandacht und zurück

14:15 Fazit und Abschluss mit Sonja Windmüller (Kiel)

Quellennachweis:
CONF: (un-)ersetzlich. (online/Hamburg, 7-8 Feb 25). In: ArtHist.net, 13.01.2025. Letzter Zugriff 15.01.2025. <https://arthist.net/archive/43673>.

^