eikones Jahrestagung
Nachleben und Rekonstruktion. Vergangenheit im Bild
Schaulager, Basel, 13. - 15. November 2008
Die Vergangenheit ist unwiederholbar, nicht aber unsichtbar: zum einen
bleiben Bilder und Spuren von ihr zurück, zum anderen lassen sich
Rekonstruktionen herstellen, also Formen der Sichtbarmachung, die selbst
nicht alt sind, aber Vergangenes nachstellen, simulieren oder vorstellbar
machen (Rekonstruktionszeichnungen, Modelle, Animationen). Die Tagung
handelt von den unterschiedlichen Schauplätzen, an denen eine solche
Vermittlung zwischen Gegenwart und Vergangenheit stattfindet. Welche
besonderen ästhetischen und epistemischen Eigenschaften sind es, die
Vergangenes im Bild bzw. die es als Bild zur Darstellung bringen? Wie
handhabt man die paradoxe Zeitlichkeit visueller Fragmente, die als
überlebende Bilder (Didi-Huberman) Vergangenheit und Gegenwart
verschränken? Wo verlaufen die Grenzen zwischen Wiederherstellung und
Konstruktion, Faktizität und Imagination? Wie werden die Möglichkeiten und
Grenzen visueller Vergegenwärtigung in der Kunst zur Darstellung gebracht -
etwa im Herstellen vermeintlich historischer Spuren oder durch die
Rekonstruktion von Schauplätzen?
In allen Fällen des Nachlebens und der Rekonstruktion entfalten Bilder ein
komplexes Eigenleben, statt transparente Medien oder Fenster in die
Vergangenheit zu sein. Deshalb soll gerade nach den besonderen
Eigenschaften gefragt werden, mit deren Hilfe der Versuch einer visuellen
Wiederherstellung ermöglicht, zugleich aber auch abgelenkt und auf die
Bedingungen dieser Wiederherstellung selbst zurückgelenkt wird: die
Narrativität, aber auch das Stummsein der Bilder, ihr möglicher Status als
Dokument oder Spur, ihre ästhetischen und materiellen Qualitäten
(Farbigkeit, Altersspuren, Unschärfe etc.). Vor allem im Bereich der
historischen Wissenschaften ist danach zu fragen, ob es ausreicht, Bilder
des Vergangenen - analog zur Schrift - als historische Quellen zu
betrachten. Welche Formen der Betrachtung und Vergegenwärtigung sind
denkbar, die Bilder nicht nur im Hinblick auf ihre blosse Informativität
bewerten, sondern gerade auch ein ästhetisch, affektiv oder durch Empathie
vermitteltes Verständnis einbeziehen?
Konzeption: Peter Geimer, Michael Hagner
PROGRAMM
Donnerstag, 13. November
17:00
Begrüssung
Theodora Vischer, Antonio Loprieno, Gottfried Boehm
17: 15 - 18:00
Einleitung
Peter Geimer (Zürich)/Michael Hagner (Zürich)
18:00 - 19:00
Georges Didi-Huberman (Paris)
A la recherche du peuples perdu
19:00 - 20:00
Helmut Lethen (Wien)
Spuren im Zeitalter der Zirkulation
Moderation: Ludger Schwarte (Basel)
Freitag, 14. November
9:00 - 10:00
Claudine Cohen (Paris)
Changing Images of the Neandertals and the Quest for our Origins
10:00 - 11:00
Marc-Antoine Kaeser (Neuchâtel)
La reconstitution savante, otage des représentations imaginaires. Le mythe
lacustre et ses images, hier et aujourd'hui
11:00 - 11:30 Pause
11:30 : 12: 30
Dieter Bartetzko (Frankfurt)
Wir sind nicht leicht umzubrechen - Die virtuelle Realität aktueller
Rekonstruktionen in Deutschland
12:30 - 14:00 Mittagspause
Moderation: Emmanuel Alloa (Basel)
14:00 - 15:00
Elisabeth Bronfen (Zürich)
Pathosformeln des Krieges und ihr Nachleben in Hollywood
15:00 - 16:00
Thomas Elsaesser (Amsterdam)
Migration und Motiv: Bild-Reminiszensen im fiktionalen und dokumentarischen
Film
16:00 - 16:30 Pause
16:30-17:30
Andreas Cremonini (Basel) /Valentin Groebner (Luzern)
Es kommen sehen. Johan Grimonprez\' Video Dial H.I.S.T.O.R.Y
Moderation: Jörg Huber (Zürich)
18:00
Abendvortrag: Jeff Wall (Vancouver)
Samstag, der 15. November
10:00 - 11:00
Johannes Grave/Arno Schubbach (Basel)
Zug um Zug - Vergangenheit im Bild
11:00 - 12:00
Tanja Michalsky (Berlin)
Zwischen den Bildern. W.G. Sebalds Gewebe der Erinnerung
12:00-13:00 Mittagspause
13:00 - 14:00
Beat Wyss (Karlsruhe)
Der historische Gemeinplatz als Produktivkraft: Kulturelle Identität
14:00 - 15:00
Milena Massalongo (Verona)
Was ist ein Dokument? Zeugniswert und Erzählwert der Bilder
Moderation: Urs Stahel (Winterthur)
Referentinnen und Referenten
Emmanuel Alloa, NFS Bildkritik, Universität Basel
Dieter Bartetzko, Architekturkritiker, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Elisabeth Bronfen, Professorin für Anglistik, Universität Zürich
Claudine Cohen, Maître de Conférences, Centre de recherches sur les arts et
le langage, Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales, Paris
Andreas Cremonini, Assistent am Philosophischen Seminar der Universität
Basel
Georges Didi-Huberman, Maître de Conférences, Centre d'Histoire et Théorie
des Arts, Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales, Paris
Thomas Elsaesser, Professor für Filmwissenschaft, Institut für Kunst und
Kultur der Universität Amsterdam
Peter Geimer, Oberassistent an der Professur für Wissenschaftsforschung ETH
Zürich, NFS Bildkritik, Universität Basel
Johannes Grave, NFS Bildkritik, Universität Basel
Valentin Groebner, Professor für Allgemeine Geschichte und Schweizer
Geschichte des Mittelalters und der Renaissance, Universität Luzern
Michael Hagner, Professor für Wissenschaftsforschung ETH Zürich, NFS
Bildkritik, Universität Basel
Jörg Huber, Professor am Institut für Theorie der Zürcher Hochschule der
Künste
Marc-Antoine Kaeser, Assistenzprofessor am Institut für Geschichte,
Universität Neuchâtel
Helmut Lethen, Direktor des Internationalen Forschungszentrums
Kulturwissenschaften (IFK) Wien
Milena Massalongo, Stipendiatin des Fachbereichs Germanistik der
Universität von
Verona
Tanja Michalsky, Professorin für Kunstgeschichte, Universität der Künste
Berlin
Arno Schubbach, NFS Bildkritik, Universität Basel
Ludger Schwarte, FAG-Assistenzprofessor "Theorie der Bilder", NFS
Bildkritik, Universität Basel
Urs Stahel, Direktor des Fotomuseum Winterthur
Jeff Wall, Künstler, Vancouver
Beat Wyss, Professor für Kunstgeschichte an der Hochschule für Gestaltung
Karlsruhe
Veranstalter
eikones, Nationaler Forschungsschwerpunkt Bildkritik
in Zusammenarbeit mit Schaulager
Veranstaltungsort
Schaulager, Ruchfeldstrasse 19, CH-4142 Münchenstein/Basel
- ab Bahnhof SBB, Tram Nr.11, (Richtung Aesch) bis Station Schaulager
- ab Badischer Bahnhof, Tram Nr.2 (Richtung Binningen Kronenplatz)
bis Station Bahnhof SBB, umsteigen in Tram Nr.11, (Richtung Aesch)
bis Station Schaulager
Anmeldung erwünscht bis 10. November 2008 bei www.eikones.ch, da die Zahl
der Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschränkt ist.
Die Teilnahme ist kostenlos. Programmänderungen vorbehalten.
Informationen unter:
www.eikones.ch
www.schaulager.org
Quellennachweis:
CONF: eikones JT: Nachleben & Rekonstruktion (Basel, 13-15 Nov 08). In: ArtHist.net, 28.10.2008. Letzter Zugriff 13.05.2025. <https://arthist.net/archive/30846>.