CONF 13.09.2006

Medici-Frauen Interdisziplinaer (Mainz 29-30 Sept 06)

Erstes Arbeitstreffen des wissenschaftlichen Netzwerks MEFISTO
(Medici-Frauen Interdisziplinär: Soziale Rollen, kultureller Transfer,
mäzenatisches Oeuvre)
Mainz, 29./30.9.2006

Während die Männer der Florentiner Medici-Dynastie bereits Generationen
von Historikern und Kunsthistorikern intensiv beschäftigt haben,
erfahren die beträchtlichen kulturellen Aktivitäten ihrer Frauen erst in
jüngster Zeit verstärkte Aufmerksamkeit. Im Rahmen des
DFG-Förderprogramms für wissenschaftliche Netzwerke hat sich nun eine
internationale und interdisziplinäre Arbeitsgruppe konstituiert, die
sich speziell mit den "Medici-Frauen" des 15. bis 18. Jahrhunderts
befaßt. Unter "Medici-Frauen" werden dabei zum einen Frauen verstanden,
die in die Florentiner Dynastie einheirateten (z. B. die
Großherzoginnen), zum anderen geborene Mediceerinnen, die an andere Höfe
verheiratet wurden (etwa die französischen Königinnen Caterina und Maria
de' Medici). Es soll untersucht werden, welche Rolle diese Frauen im
höfischen Kulturtransfer spielten, welche in Kunstwerken formulierten
Erwartungen an sie herangetragen wurden, wie sie sich mit solchen
Rollenmodellen auseinandersetzten und welche Absichten sie mit ihren
eigenen mäzenatischen Aktivitäten verfolgten.

Die Mitglieder des Netzwerks sind (in alphabetischer Folge):
- Prof. Dr. Sheila ffolliott, George Mason University, Fairfax, Virginia
- Dr. des. Jutta Götzmann, Deutsches Historisches Museum, Berlin
- Dr. Philine Helas, Bibliotheca Hertziana - Max-Planck-Institut für
Kunstgeschichte,
Rom
- Dr. des. Ilaria Hoppe, Humboldt-Universität, Berlin
- Dr. Ulrike Ilg, Kunsthistorisches Institut in Florenz -
Max-Planck-Institut
- Prof. Dr. Elisabeth Oy-Marra, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- Prof. Dr. Volker Reinhardt, Universität Fribourg
- Dr. Sigrid Ruby, Justus-Liebig-Universität Gießen
- Dr. des. Eike D. Schmidt, The Getty Center, Los Angeles
- Dr. Francesco Solinas, Collège de France, Paris
- Dr. des. Christina Strunck, Bibliotheca Hertziana -
Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom (Sprecherin des Netzwerks)
- Dr. Susan Tipton, Forschungsstipendiatin der Gerda Henkel Stiftung,
München
- Prof. Dr. Andreas Tönnesmann, Institut für Geschichte und Theorie der
Architektur,
ETH Zürich
- Dr. Christian Wieland, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Brsg.

Innerhalb der dreijährigen Förderperiode werden vier Arbeitstreffen der
Gruppe stattfinden, jeweils auch unter Einbeziehung externer Referenten.
Die erste Veranstaltung hat die rites de passage der Medici-Frauen zum
Thema, d. h. die zeremonielle und künstlerische Überhöhung von zentralen
biographischen Wendepunkten. Die Hochzeit, die Geburt des ersten Sohnes
und der Tod waren üblicherweise mit aufwendigen Zeremonien verbunden,
die nicht nur in Chroniken und höfischen Diarien Erwähnung fanden,
sondern oft auch durch ausführliche gedruckte Festbeschreibungen
überliefert wurden - was von der hohen Bedeutung zeugt, die man solchen
Feiern als Mittel höfischer "Propaganda" beimaß. Das Gruppentreffen soll
es ermöglichen, die rites de passage verschiedener Mediceerinnen zu
vergleichen, um einerseits zu klären, mit welchen Rollenstereotypen und
Erwartungshaltungen sie konfrontiert wurden, und um andererseits das
Verhältnis von topischen und individuellen Elementen solcher Feste näher
zu bestimmen. Wurde der bei den Hochzeitsfeiern formulierte ideale,
"standardisierte" Tugendkatalog auch weiterhin gebraucht oder allmählich
ersetzt durch die Betonung realer Eigenschaften, die die Familie an der
jeweiligen Frau schätzen gelernt hatte?

Freud und Leid der Medici-Frauen
Ihre rites de passage im diachronen Vergleich

Interdisziplinäre Tagung,
veranstaltet von dem DFG-geförderten wissenschaftlichen Netzwerk MEFISTO
in Zusammenarbeit mit dem Institut für Europäische Geschichte, Mainz,
sowie dem Kunsthistorischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität
Mainz

Freitag, 29.9.2006
Institut für Europäische Geschichte
Alte Universitätsstr. 19, Mainz

14.30 - 15.00 h
Prof. Dr. Heinz Duchhardt (Mainz)
Begrüßung

Dr. des. Christina Strunck (Rom)
Einführung

Sektion I
Diskussionsleitung: Prof. Dr. Heinz Duchhardt (Mainz)

15.00 - 15.45 h
Dr. Martin Peters (Mainz)
Können Ehen Frieden stiften? Europäische Friedens- und Heiratsverträge
in der Frühen Neuzeit

Kaffeepause

16.15 - 17.00 h
PD Dr. Matthias Schnettger (Rom / Mainz)
Bräute, Mütter, Töchter. Überlegungen zu einer weiblichen
Dynastiegeschichte der Medici

17.00 - 17.45 h
HD Dr. Ludolf Pelizaeus (Mainz)
Der Einfluß der Herzoginnen Margherita d'Austria und Eleonora di Toledo
im Florenz des 16. Jahrhunderts

Samstag, 30.9.2006
Institut für Kunstgeschichte
Binger Str. 26, Mainz

Sektion II
Diskussionsleitung: Prof. Dr. Elisabeth Oy-Marra (Mainz)

9.00 - 9.45 h
Dr. Christian Wieland (Freiburg)
Johanna von Österreich

9.45 - 10.30 h
Dr. des. Ilaria Hoppe (Berlin)
Der Aufstieg einer Mätresse: Die Hochzeit von Großherzog Francesco I.
de' Medici und der Signora Bianca Capello 1579

Kaffeepause

Sektion III
Diskussionsleitung: Dr. des. Eike Schmidt (Los Angeles)

11.00 - 11.45 h
Dr. des. Christina Strunck (Rom)
Die Tugenden der Christine von Lothringen - Selbstsicht und
Fremdwahrnehmung (1589-1636)

11.45 - 12.30 h
Ruben Rebmann (Rom)
Die Hochzeiten der anderen: Die Großherzoginnen und die Mitgiftstiftung
des Ferdinando de' Medici

Mittagspause

Sektion IV
Diskussionsleitung: Dr. des. Christina Strunck (Rom)

15.00 - 15.45 h
Prof. Dr. Elisabeth Oy-Marra (Mainz)
Der Witwenstand Maria de' Medicis

15.45 - 16.30 h
Dr. Susan Tipton (München)
Marguerite Luise d'Orleans, eine Schachfigur in den politischen
Planspielen Ludwigs XIV., "Aussteigerin", Mutter der letzten Medici

Abschlußdiskussion

Quellennachweis:
CONF: Medici-Frauen Interdisziplinaer (Mainz 29-30 Sept 06). In: ArtHist.net, 13.09.2006. Letzter Zugriff 15.01.2025. <https://arthist.net/archive/28549>.

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