Repräsentative Armut. Die Architektur der Bettelorden im Mittelalter
Zu Beginn des 13. Jhds. bildeten sich infolge des Urbanisierungsprozesses und der damit entstandenen Kluft zwischen Reichen und Armen die Bettelorden der Dominikaner (1215) und Franziskaner (1217). Diese neuen Orden waren in erster Linie eine Armutsbewegung, die sich im Gegensatz zu älteren mönchischen Bewegungen, innerhalb des städtischen Gefüges niederließen. Mit der Wahl des städtischen Lebensraumes und der damit verbundenen Übernahme seelsorgerischer Tätigkeiten, erschlossen sie den bis dahin für das klösterliche Leben kaum berücksichtigten Raum der Städte. Bereits im 13. Jhd. hatten sich die Bettelorden rasant in Europa ausgebreitet und konnten bis um 1300 allein im deutschsprachigen Raum in 232 Städten 293 Konvente gründen.
Ein Blick auf die Forschungsgeschichte zeigt auf, dass gerade die älteren Forschungsarbeiten den Begriff der Volks- bzw. Predigtkirche prägten – eine Auffassung die sich z.T. bis heute aufrechterhalten hat. Die Predigt der Mendikanten, so die zentrale These, gilt hierbei als formenbestimmendes Moment ihrer Architektur. Die Kirchen dienten demnach ausschließlich der Predigt und diese Zweckbestimmung äußert sich wiederum an der „ärmlich“ erscheinenden Außen- wie Innenwirkung. Dieser alte Forschungsansatz löst die Kirchen der Bettelorden jedoch aus ihrem historischen Kontext und unterstellt ihnen den Charakter einer rein funktionalen Zweckarchitektur. Neue Forschungsansätze konnten jedoch aufzeigen, dass die Bettelordenskirchen, trotz eines weitesgehenden Verzichtes auf plastische wie malerische Ausgestaltung, Gewölbe und Turmbauten, sehr wohl eine anspruchsvolle sowie subtil auf Repräsentation ausgerichtete Architektur bieten, die im Austausch mit anderen Kirchenbauten des städtischen Raumes stand, aber auch mit diesen konkurrierte.
Im Rahmen des von Prof. Dr. Matthias Müller zusammen mit Dr. Hauke Horn und Karola Sperber M.A. veranstalteten Symposiums „Repräsentative Armut. Die Architektur der Bettelorden im Mittelalter“ am 19. November 2015, referieren hierüber zunächst drei Kenner mittelalterlicher Ordensbaukunst – Prof. Dr. Wolfgang Schenkluhn, PD Dr. Jens Rüffer, Dr. Achim Todenhöfer – und stellen ihren methodischen Ansatz sowie ihre neuesten Forschungsergebnisse vor. Daran anschließend folgt eine Podiumsdiskussion. Die Konzeption und Organisation des Symposiums erfolgt im Rahmen des DFG-Forschungsprojekts „Regionale Vernetzung und überregionaler Anspruch. Mittelalterliche Sakralarchitektur am Mittelrhein (ca. 1220 bis 1350)“.
Programm:
18.15 Uhr Begrüßung: Prof. Dr. Matthias Müller
Vorträge:
Prof. Dr. Wolfang Schenkluhn (Halle):
Bemerkungen zur Erforschung der Bettelordensarchitektur
PD Dr. Jens Rüffer (Bern):
Die Mendikanten in Erfurt –Methodische Überlegungen zur Bettelordensarchitektur
Dr. Achim Todenhöfer (Bremen):
Aspekte der Historischen Bauforschung zu Bettelordenskirchen. Fallbeispiele aus Sachsen-Anhalt
ca. 19.45h Podiumsdiskussion
Der Eintritt ist frei!
Quellennachweis:
CONF: Die Architektur der Bettelorden im Mittelalter (Mainz, 19 Nov 15). In: ArtHist.net, 05.11.2015. Letzter Zugriff 19.04.2025. <https://arthist.net/archive/11437>.