CONF 05.01.2011

Diagrammatik der Architektur (Koeln, 27-29 Jan 11)

Köln, 27.–29.01.2011

Julian Jachmann

Diagrammatik der Architektur

Tagung vom 27.-29. Januar 2011, veranstaltet vom Internationalen Kolleg Morphomata und dem Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln, Abteilung Architekturgeschichte.

Organisation und Konzept: Prof. Dr. Dietrich Boschung, Dr. Julian Jachmann
Tagungsort: Internationales Kolleg Morphomata; Weyertal 59 (Rückgebäude), 50937 Köln
Kontakt: Julian Jachmann (jjachmannhotmail.com; Tel. 0221 470 2192)
Um Anmeldung wird gebeten.

Durch das verstärkte Arbeiten am Bildbegriff ist auch die Kategorie des Diagramms in den Fokus kunst- und kulturhistorischer Disziplinen gerückt. Darstellungsweisen wie Börsenkurven, Balkendiagramme, Funktionsdiagramme oder Schemazeichnungen können auf eine gemeinsame und genuine Form der visuellen Argumentation zurückgeführt werden, die auf geometrischen Grundformen basiert. Die Methoden der diagrammatischen Darstellung sind dabei eng mit ihrer Verwendung und der ihnen immanenten Sinnerzeugung verbunden – anders gesprochen impliziert ein Diagramm eine charakteristische Form der Konstruktion, Rezeption und Operationalität.
Ein in dieser Weise verstandener diagrammatischer Diskurs hat zahlreiche Verbindungslinien zur Architektur: Utopische Stadtformen, nach ballistischen Geometrien konstruierte Bastionen, pythagoräische Proportionen, die in Beton gegossenen Funktionsdiagramme der Moderne oder die stark regularisierten Darstellungsweise der klassischen Orthogonalprojektionen. Diese Wissensformationen sollen auf der Tagung zusammengeführt werden, um den Diagrammbegriff für den Bereich der Baukunst prüfen und schärfen zu können. Dabei erweist sich das Konzept der Morphome als hilfreich, die Kluft zwischen den Aspekten der Projektion, Dauerhaftigkeit, Formkonstanz einerseits und denen der inhaltlichen Varianz, Performanz und Operationalität andererseits zu überbrücken.

Programm

Abendvortrag am 27.1., 19.30
Oliver Schürer, Architekturtheorie Wien und Weimar
Diagramme, Algorithmen, Typen und Architektur
Positionen zur Morphogenese von Antonio Gaudí bis Gregg Lynn

I. Methodische Positionen
28. Januar, 9-10.30 Uhr
Moderation: Christian Stetter, Sprachwissenschaft Aachen

Gerhard Dirmoser, Informatik Linz
Diagramm-Begriffe im Vergleich

10.30-11.00 Pause

II. Raum vs. Fläche: Projektionen und Paradigmen
11.00-12.30 Uhr
Moderation: Christian Stetter, Sprachwissenschaft Aachen

Monika Melters, Kunstgeschichte München
Das Orthogonalverfahren: Visuelle Kommunikation im historischen,
theoretischen und darstellungsgeschichtlichen Kontext des 15. und 16.
Jahrhunderts

Inge Hinterwaldner, Kunstgeschichte Basel
Über Zeitreihendiagramme zur Reformulierung des Figur/Grund-Paradigmas

12.30-14.00 Pause

III. Performanz in Bewegung
14.00-15.30 Uhr
Moderation: Julian Jachmann, Architekturgeschichte Köln

Christof Baier, Kunstgeschichte Berlin
Bewegung auf der Linie. Zur Bedeutung diagrammatisch dargestellter Bewegungsabläufe für Entwurf, Präsentation und Analyse von Gebäuden und Stadträumen seit 1500

Carolin Höfler, Architektur Braunschweig
Die Performanz der Form – Generative Prozesse und adaptive Systeme in der Architektur

15.30-16.00 Pause

IV. Projekte
16.00-17.30 Uhr
Moderation: Norbert Nußbaum, Architekturgeschichte Köln

Dominik Lengyel / Catherine Toulouse, Architektur Berlin
Rekonstruktion der Bauphasen des Kölner Doms und seiner Vorgängerbauten

Sigrun Prahl, Architektur Berlin
Raumdiagramme im Städtebau. Ein Studierendenprojekt zum Erfassen, Verstehen und Entwerfen von Stadträumen

Alexander Kobe, Architekturgeschichte Köln
Der Stadtschichtenatlas Köln: Persistenz und Wandel mittelalterlicher Baustrukturen als Problem und Chance historischer Geo-Informationssysteme (GIS)

17.30 Schluss

V. Diagramme als Bild und Technik der Formfindung
29. Januar, 9.00-10.30 Uhr
Moderation: Thomas Hensel, Medienwissenschaft Gießen

Nicole E. Stöcklmayr, Architekturtheorie Weimar
Codex und Modell. Zur Überwindung der Ambiguität des Diagramms

Lilian Haberer, Kunstgeschichte Köln
Der Raum des Denkens. Überlegungen zur Rolle der Diagrammatik für die Theoriebildung einer sogenannten dekonstruktivistischen Architektur

10.30-11.00 Pause

VI. Naturwissenschaftliche Schnittstellen: Empirie oder Apologie?
11.00-12.30 Uhr
Moderation: Thomas Hensel, Medienwissenschaft Gießen

Sonja Hnilica, Architektur Dortmund
Architektonische Form als Datenspur. Zur Wissenschaftlichkeit in Designprozessen

Gert Hasenhütl, Architekturtheorie Wien
Diagramme des Correalismus

12.30-13.30 Uhr Pause

VII. Historische Aneignungen
13.30-ca. 15.30 Uhr
Moderation: Kristin Böse, Kunstgeschichte Köln

Karsten Heck, Kunstgeschichte Berlin
Architektur konstruieren – Architekturgeschichte rekonstruieren
Heinrich von Geymüllers diagrammatisches Denken und Zeichnen

Andreas Gormans, Kunstgeschichte Aachen
Der "Diagrammatische Blick" oder visus perfectus als visuelle Kompensationsform des biblischen Sündenfalls im 12. Jh.

Kilian Heck, Kunstgeschichte Frankfurt a.M.
Die Ahnen formen den Raum.
Genealogische Dispositive in der Architektur um 1500

Quellennachweis:
CONF: Diagrammatik der Architektur (Koeln, 27-29 Jan 11). In: ArtHist.net, 05.01.2011. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/720>.

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