Die Elbe – Fluss ohne Grenzen (1815–2015)
Vom 17. bis 19. September 2015 wird in Hamburg das Symposium „Die Elbe
- Fluss ohne Grenzen (1815-2015)“ stattfinden. Veranstalter werden das
Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V. (Dresden) und
der Landschaftsverband Stade e.V. sein in Zusammenarbeit mit dem
HamburgMuseum und dem Altonaer Museum für Kunst und Kulturgeschichte.
Anlass des interdisziplinären Symposiums ist der 200. Jahrestag der
Abschlussakte des Wiener Kongresses 1815. Im Artikel 109 der Akte
wurde die Schifffahrt auf den mitteleuropäischen Flüssen hinsichtlich
des Handels als freies Gewerbe definiert. Dies schuf die
Voraussetzungen, um im Verlauf des 19. Jahrhunderts den politischen
und rechtlichen Rahmen für die Freiheit der Schifffahrt auf der Elbe
zu erreichen und beschreibt den Auftakt zur Entfaltung eines „Flusses
ohne Grenzen“. In der Folge der extremen Hochwässer im Juni 2013
werden gegenwärtig weiter führende „Entgrenzungen“ diskutiert.
Auf dem interdisziplinären Symposium soll die historische Entwicklung
der Elbe und deren beständiger, bis in die Gegenwart führender Wandel
als wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Raum
herausgearbeitet werden. Mit dem Ausbau der Elbe zu einer Wasserstraße
wurden insbesondere im 19. Jahrhundert neue Tätigkeitsfelder und
Aktionsräume geschaffen. Aber auch darüber hinaus zeigt sich die
„Flusslandschaft“ der Elbe sowohl in ihren einzelnen regionalen
Abschnitten als auch insgesamt als besonderer Schauplatz von
Geschichte. Auf der Erfahrung des Flusses, seiner Potenziale und
Gefahren basieren spezielle, flussbezogene Wahrnehmungen, Praktiken
und Rationalitäten. Eine zeitlich-historische Einschränkung möglicher
Vortragsthemen ergibt sich aus dem Anlass der Veranstaltung mit dem
Zeitraum von 1815 bis zur Gegenwart.
Unter diesen Voraussetzungen werden die Vorträge auf dem Symposium in
vier große Themenbereiche gegliedert:
- Europäisierungsprozesse und regionale Identitäten
Die schiffbaren Flüsse waren ab 1815 die ersten europäischen
Territorien, in denen die jeweiligen Potentaten einen Teil ihrer
Souveränität verloren. Sie entwickeln sich zu frühen europäischen
Räumen, in denen sich Erscheinungen einer geschlossenen kulturellen
Orientierung ausbilden. Am Flusslauf entlang existieren bis heute
ausschnitthaft regional geprägte Kulturen des Umgangs mit dem
Fließgewässer.
- Natur und Technik
Der zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch nahezu natürliche Flusslauf
erfährt die Umgestaltung zu einer Wasserstraße. Immer neue
Regulierungsbauten, die Anlage von Umschlagplätzen und Schutzhäfen
sowie die Industrialisierung weiter Uferbereiche führen zu einer
„Kanalisierung“ des Flusslaufs. Bauten zum Schutz vor Hochwasser und
Eisgang am Mittel- und Oberlauf ebenso wie solche zum Schutz vor
Sturmfluten am tideabhängigen Unterlauf verändern den Flussraum
nachhaltig. Auch die heute angestrebte Ausweitung der
Retentionsflächen ist eine wasserbautechnische Reaktion auf die
Entwicklung der Naturwahrnehmung.
- Kulturelle Formierungen
Mit der Freiheit der Schifffahrt etablierte sich die Binnenschifffahrt
als Gewerbe. Mit dem staatlichen Regelwerk zur Nutzung von
Wasserstraßen wurden Institutionen eingerichtet, die deren Einhaltung
überwachen. Vergleichbares ist für den Schiffbau festzustellen. Mit
dem Rückgang der industriellen Nutzung der Uferbereiche am Ende des
20. Jahrhunderts ist eine weitreichende alltagskulturelle Hinwendung
der Gesellschaft zu diesen „neuen Räumen“ verbunden. Sie werden im
urbanen Bereich als neue Siedlungs- (Hafencities) oder
Freizeitbereiche (Schutzgebiete) erschlossen.
- Visuelle Prägung und ästhetische Wahrnehmung
Als in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die reale Landschaft in
der Bildenden Kunst Einzug hielt, gewann auch das Bild von
Fließgewässern schnell an Bedeutung. Erste Darstellungen, die der
topografischen Erfassung der Flüsse folgten, schufen Topoi, die wir
zum Teil noch heute als Inbegriff spezieller Räume kennen. Diese
Bilder blieben im kollektiven Gedächtnis erhalten und werden heute zur
Basis einer neuen Wahrnehmung, auch im künstlerischen Bereich.
Erwünscht sind Vorträge von maximal 30 Minuten mit anschließender
Diskussion. Eine Publikation der Beiträge ist geplant.
Bitte reichen Sie bis 30. Juni 2014 Arbeitstitel, ein einseitiges
Abstract (max. 2.500 Zeichen) und eine wissenschaftliche Kurzvita ein.
Kontakt:
Dr. Andreas Martin, Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde
(ISGV), Zellescher Weg 17, 01069 Dresden
martinisgv.de
+49 (0)351 4361657
Projektgruppe Symposium „Die Elbe – Fluss ohne Grenzen (1815–2015)":
Prof. Dr. Guido Fackler (Universität Würzburg)
Prof. Dr. Norbert Fischer (Universität Hamburg)
Dr. Andreas Martin (Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
Dresden)
Prof. Dr. Manfred Seifert (Universität Marburg)
Quellennachweis:
CFP: Die Elbe 1815-2015 (Hamburg, 17-19 Sep 14). In: ArtHist.net, 05.03.2014. Letzter Zugriff 06.06.2025. <https://arthist.net/archive/7124>.