Tagung:
Schwarz-Weiß als Evidenz
„With Black and White You can keep more of a Distance“ (Béla Tarr,
ungarischer Filmemacher)
Schwarz-Weiß wird nicht allein eine holzschnittartige Schlagkraft der
Unterscheidung, sondern auch eine höhere Evidenz zugeschrieben. Hängt
das mit der Abstraktion von den farblich unendlich variablen
Erscheinungen des Lebens zusammen, die als antike Erbschaft als
trügerisch und verdächtig galten? So gesehen ist Schwarz-Weiß als
Vorstellung, als Schrift wie als Bild das Ergebnis einer kulturellen
Übersetzung. In der frühen Fotografie, die Schattenrisse des Lebens
zeigen will, ist die Reduktion technisch begründet.
Die Konferenz wird die Codierungen von Schwarz-Weiß in
unterschiedlichen Bereichen der Kulturwissenschaften, von
Kulturtechniken der schwarzen und weißen Magie bis zur Colorierung der
Weltkriegsbilder und dem Einblenden von Schwarz-Weiß in den Farbfilm
als Distanzierungssuche erörtern. Mit welchen Techniken, Medien und
Praxen wird der Effekt der Evidenz in Künsten und Medien erzeugt?
Welche Farben haben Dunkelheit und Schatten? Welche Transkriptionen
von der Schrift in Malerei und Medien führen zum Schwarz der
Druckerpresse und zurück? Erweitern oder verengen sich Öffentlichkeit
und Handlungsraum der Artefakte durch Schwarz-Weiß? Wie agieren und
interagieren die Künste in schwarz-weißen Medien? Warum verteidigte
die Kunst- und Architekturgeschichte so lange diese Reduktion des
Farbspektrums? Die Tagung sucht Antworten auf diese Fragen.
PROGRAMM
Mi., 22. Mai 2013
18.15 Keynote: Romy Golan
The Medium of the Decade: The Photomural 1927–1937
Do., 23. Mai 2013
9.30 Begrüßung: Helmut Lethen
Einführung: Monika Wagner
KULTURTECHNIKEN
Moderation: Andrea Braidt
10.00 Hartmut Böhme
Das Schwarze und das Weiße in Literatur und Kunst
11.00 Kaffeepause
11.30 Ernst Strouhal
Zwei Farben des Spiels. Schwarz und Weiß in der Diagrammatik
des Schachspiels
12.30 Kathrin Rottmann
Asphalt – schwarzes Material und transparente Farbe
13.30 Mittagspause
TRADITIONELLE MEDIEN: MALEREI
Moderation: Daniela Hammer-Tugendhat
15.00 Helen Westgeest
From Zen in the Fifties Painting to Paik’s Videos and Sugimoto’s
Photographs
16.00 Kaffeepause
16.30 Niklas Maak
Outre noir. Anmerkungen zum Werk von Pierre Soulages und seiner
Rezeption
17.30 Ende
Fr., 24. Mai 2013
NEUE MEDIEN: FOTO
Moderation: Achim Hermann Hölter
09.00 Helmut Lethen
Schwarz-Weiß als Problem der Fototheorie
10.00 Bettina Gockel
Schillernd. Farben der frühen Fotografie
11.00 Kaffeepause
11.30 Monika Wagner
Kunstgeschichte in Schwarz-Weiß. Farbphobie in der visuellen
Argumentation
12.30 Andreas Haus
Architekturfotografie des „Neuen Bauens“
13.30 Mittagspause
NEUE MEDIEN: FOTO / FILM
Moderation: Eva Kernbauer
15.00 Petra Bopp
„Für den Soldaten ist das Farbenphoto die hundertprozentige
Erfüllung.“ Farbe als Evidenzversprechen inmitten schwarz-weißer
Kriegserinnerungen
16.00 Kaffeepause
16.30 Peter Geimer
„Soldiers bled red.“ Die Farben der Vergangenheit
17.30 Michael Diers
„Unclrd.“ Schwarz-Weiß im Farbfilm
18.30 Ende
Konzeption:
Helmut Lethen (IFK, Wien)
Monika Wagner (Kunstgeschichtliches Seminar, Universität Hamburg)
Reference:
CONF: Schwarz-Weiß als Evidenz (Wien, 22-24 May 13). In: ArtHist.net, May 4, 2013 (accessed Apr 25, 2025), <https://arthist.net/archive/5268>.