[English version below]
Aufstieg zum Wort.
Bima – Ambo – Minbar – Kanzel als sakrale Orte der Verkündigung.
Internationale Tagung, Organisation: Prof. Dr. Joanna Olchawa, Dr. des. Ella Beaucamp (Ludwig-Maximilians-Universität München)
Es war das ‚Wort‘, das im mittelalterlichen Sakralraum im Zentrum religiöser Praxis stand. Für seine Verkündigung bildeten je nach Zeit und kulturellen, religiösen bzw. konfessionellen Konstellationen die jüdische Bima, der christlich-liturgische Ambo, der islamische Minbar und die christliche (Predigt-)Kanzel die privilegierten Bühnen und Orte. Hier wurden die theologischen Botschaften – wie auch moralische Unterweisungen, handlungsspezifische Orientierungen und praktische Ankündigungen – durch die Sprechenden in einem performativen Ereignis vermittelt und sollten für die Wahrnehmenden zu einem intersensorischen, da leichter memorierbaren Erlebnis werden. Schließlich galt es, die Wirksamkeit des Gesprochenen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu erhöhen. Entscheidend waren dabei nicht nur Performanz, Stimme und Inhalt des Gesagten, sondern auch die architektonisch markierten, liturgisch eingebundenen und symbolisch aufgeladenen Orte der Verkündigung. Sofern diese in einer historischen Perspektive während des Geschehens und nicht allein als kunsthistorische Forschungsgegenstände betrachtet werden, treten ihre physikalisch-akustischen und auralen, oralen und audiovisuellen Facetten auffallend hervor.
Mit Bima, Ambo, Minbar und Kanzel nimmt die Tagung vier Orte der religiösen Kommunikation in den Blick und widmet sich ihren klanglichen Dimensionen. Ausgehend von den Werken selbst – und zwar in ihren schriftlichen, bildlichen und materiellen Überlieferungen – wird gefragt, wie diese die Vermittlung und Wahrnehmung sakraler Inhalte in den drei monotheistischen Religionen unterstützten und aktiv steuerten. Welche Gestaltungweisen dominierten, in welchem Maß beruhten sie auf offiziellen oder konventionalisierten Vorgaben und wann kam es zu künstlerischen Neuschöpfungen? Welche Bildprogramme, Ornamente und Inschriften lassen sich für die Zeit bis ca. 1500 christlicher Zeitrechnung identifizieren, die gezielt die Verkündenden oder das sich davor versammelnde Publikum adressierten? Auf welche Weise wurde das Gesprochene akustisch durch räumliche und architektonische Elemente geprägt und zugleich im Zusammenspiel mit dem Sichtbaren in seiner Resonanz gesteigert? Und wer waren die Auftraggeber dieser Werke: spezifische Stifterkreise, religiöse Autoritäten oder gar das Auditorium, welche die Orte und Räume nach ihren Vorstellungen und Bedürfnissen formte und rezipierte?
Wir freuen uns über Ihre Vorschläge zu Einzeluntersuchungen wie auch zu transkulturellen und transreligiösen Vergleichen aus der Kunstgeschichte sowie den benachbarten Disziplinen (u. a. Religionswissenschaft und Theologie). Bitte schicken Sie ein Abstract von ca. 300 Wörtern in deutscher oder englischer Sprache und eine Kurzbiografie bis zum 31.10.2025 an joanna.olchawalmu.de und ella.beaucamplmu.de. Reise- und Übernachtungskosten werden übernommen. Eine Veröffentlichung der Tagungsbeiträge ist vorgesehen.
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Elevating the Word.
Bimah – Ambo – Minbar – Pulpit as Spaces of Sacred Speech.
International Conference, organizers: Prof. Dr. Joanna Olchawa, Dr. des. Ella Beaucamp (Ludwig Maximilian University of Munich)
The Word was at the center of religious practice in the medieval sacred sphere. Its proclamation found a privileged stage in different forms depending on time, culture, and confession: the Jewish bimah, the Christian-liturgical ambo, the Islamic minbar, and the Christian (preaching-)pulpit. From these sites, theological messages, as well as moral instructions, practical guidance, and community announcements, were delivered in performative acts designed to resonate with audiences as intersensory, and therefore more memorable, experiences. The effectiveness relied not only on voice, performance, and content of the spoken word, but also on the architecturally defined, liturgically embedded, and symbolically charged settings from which it was proclaimed. Viewed as dynamic components of religious communication rather than solely as art-historical objects, these sites reveal striking acoustic, aural, oral, and audiovisual facets.
This conference focuses on Bimah, Ambo, Minbar, and Pulpit as central stages of religious communication, with particular attention to their sonic dimensions. Drawing on textual, visual, and material evidence, we ask how these sites supported and actively shaped the transmission and reception of sacred content across the three monotheistic traditions. Which visual strategies predominated, to what extent were they guided by official norms or conventional practices, and when did artistic innovation occur? What pictorial programs, ornaments, and inscriptions up to c. 1500 CE deliberately addressed the preacher or the assembled audience? How was the spoken word shaped by acoustic and architectural features, and how was its resonance intensified in interplay with the visible? Who commissioned these works: specific donor circles, religious authorities, or even the auditorium itself, who appropriated and reshaped these spaces according to their expectations and needs?
We invite proposals for case studies as well as transcultural and transreligious comparisons from art history and related disciplines (including religious studies and theology). Please submit an abstract of approx. 300 words (in German or English) and a short CV by October 31, 2025 to joanna.olchawalmu.de and ella.beaucamplmu.de. Travel and accommodation expenses will be covered. The publication of the conference proceedings is planned.
Quellennachweis:
CFP: Aufstieg zum Wort (Munich, 22-23 Jul 26). In: ArtHist.net, 26.09.2025. Letzter Zugriff 09.10.2025. <https://arthist.net/archive/50724>.