CFP 11.07.2025

frame[less], Issue no. 9: Traces

Eingabeschluss : 10.08.2025

frame[less] Magazin

Open Call für Issue #9 zum Thema Traces.

frame[less] – das digitale Magazin für Kunst in Theorie und Praxis ist auf der Suche nach euren Beiträgen.

Für das Issue #9 schreiben wir den Open Call zum Thema TRACES aus. Die Form wird den Beitragenden freigestellt. Wir freuen uns über vielfältige Formate wie theoretische, kritische und wissenschaftliche Annäherungen an das Thema, genauso wie praktische, projektbezogene Beiträge. Ebenso heißen wir interdisziplinäre und hybride Formen willkommen. Es gibt keine formalen und personenbezogenen Kriterien für die Auswahl der Beiträge. Einzig die Qualität der Abstracts und Proposals entscheidet.
Wir ermöglichen einen interdisziplinären Diskurs im Bereich Kunst, wobei wir einen offenen Kunstbegriff propagieren, der unter anderem Disziplinen wie Architektur und Design mit einbezieht. Besonders Menschen, die sich als FLINTA definieren und beziehungsweise oder BIPoC möchten wir ermutigen, sich zu bewerben.

Thema Issue #9
Spuren sind allgegenwärtig. Sie erzählen von Vergangenem, markieren Räume, verfolgen Wege und verweisen auf das, was bleibt und das, was schwindet.

Lichtspuren in der Fotografie visualisieren Bewegung und Zeit. Vom Belichtungsprozess analoger Filme bis hin zu Langzeitbelichtungen urbaner Bewegungsmuster wird das Licht selbst zum zeichnenden Medium. László Moholy-Nagys Fotogramme offenbaren diese Ästhetik des Flüchtigen und zeigen, wie sich Spuren auch in Abwesenheit eines festen Körpers einschreiben können. Die Spur wird hier zur technischen, materiellen und zugleich poetischen Geste, die neue Bildräume zwischen Sichtbarkeit und Abstraktion eröffnet.

Als Zeichen einer Handlung oder als stille Zeugnisse der Zeit laden Spuren ein zur Interpretation, zur Erinnerung, zum Widerspruch oder zur künstlerischen Transformation.

Bereits in der Vormoderne galten Reliquien wie Blutstropfen, Fußabdrücke oder Stoffreste als heilige Spuren göttlicher Präsenz. Der angeblich von Christi Antlitz geprägte Schleier, oder Stigmata-Darstellungen in der mittelalterlichen Malerei sind frühe Beispiele für die künstlerische Visualisierung des Unsichtbaren. Auch Albrecht Dürers Naturstudien, wie die Grashalme oder Tierdarstellungen, lassen sich als Versuch lesen, flüchtige Momente des Lebendigen dauerhaft zu fassen – eine Form vormoderner Spurensicherung.

Heute thematisieren künstlerische Arbeiten wie Maya Lins Umweltkarten sowohl die Schönheit dieser Zeichen als auch die Fragilität ökologischer Systeme. Denn menschliche Bewegung verursacht oft schwerwiegende Spuren: von Mikroplastik im Ozean bis hin zur Versiegelung von Böden. Edward Burtynskys Fotografien industrieller Landschaften oder Olafur Eliassons klimakritische Installationen behandeln die ökologischen Folgen menschlichen Handelns ebenso wie dessen visuelle Überlagerungen von Natur und Kultur.

Koloniale Spuren und Spuren nationalsozialistischer Verbrechen finden sich im Stadtraum, in Museen oder Sammlungen und werfen erinnerungspolitische Fragen auf. Wie können gestohlene Geschichten erzählt, Spuren von Verdrängung aufgedeckt und neue Perspektiven auf vermeintlich „vergangene“ Gewaltverhältnisse eröffnet werden? Projekte wie Susan Hiller’s „From the Freud Museum“ oder Doris Salcedos Installationen setzen sich intensiv mit den sichtbaren und unsichtbaren Spuren individueller und kollektiver Traumata auseinander. Die künstlerischen Praktiken von Forensic Architecture nutzen visuelle Spuren als Beweismaterial und ästhetische Strategie zugleich – sie rekonstruieren staatliche Gewalt und machen ihre Machtstrukturen sichtbar.

Denn Spuren sind politische Zeichen und der Mensch sowohl Verursacher als auch Träger, sichtbarer und unsichtbarer Spuren. Arbeiten von Marina Abramović oder Valie Export zeigen, wie der Körper nicht nur Ausdruck, sondern Archiv gesellschaftlicher Zuschreibungen, Erfahrungen und Widerstände ist.

Im digitalen Raum wird die Spur zur paradoxen Erscheinung. Während unsere Bewegung hier scheinbar körperlos ist und meist unsichtbar bleibt, materialisieren sich unsere Datenkörper zu Objekten von Kontrolle, Überwachung und algorithmischer Sortierung. Gleichzeitig vergänglich und unauslöschlich, immateriell und folgenreich.

Wir laden ein zur Auseinandersetzung mit Politiken und Poetiken der Spur!

Sende uns dein Abstract oder Projektvorhaben (maximal eine Seite) zu, in dem du kurz deine Idee beschreibst. Bis zum 10.08.2025 hast du Zeit, dich unter redaktionframelessmagazin.de zu bewerben. Wir geben dir dann schnellstmöglich eine Rückmeldung (ca. eine Woche) und informieren dich über alle weiteren Vorgänge.

Deadline: 10.08.2025.

Quellennachweis:
CFP: frame[less], Issue no. 9: Traces. In: ArtHist.net, 11.07.2025. Letzter Zugriff 13.07.2025. <https://arthist.net/archive/50339>.

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