Plattform-Politiken: Vermittlungen (un)sichtbarer Bildpraktiken und Interface-Operationen.
Workshop der AG Interfaces.
Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe.
Der Workshop der AG Interfaces widmet sich 2025 den (un-)sichtbaren Operationen digitaler Interfaces und ihrer zentralen Rolle in den Bildpraktiken zeitgenössischer Plattformkulturen. Plattformen wie Instagram, TikTok, YouTube oder Facebook stehen immer in einem politischen Kontext und haben das Verständnis von Politik verändert (Hyperpolitik, Metapolitik). Sie bringen Praktiken zum Erscheinen, legen Handlungsweisen nahe, und versuchen diese infrastrukturell und diskursiv zu regulieren. Mechanismen der (KI-gestützten) Content Moderation, des Shadowbanning und der Zensur kontroverser Inhalte gehören ebenso dazu wie die Einführung und auch die Beendigung von Faktencheck-Verfahren. Zugleich können diese oft im Bereich des Mikropolitischen ansetzenden Strategien aber Nutzer*innen-Aktivitäten nicht komplett ausschließen, darüber hinaus oder dagegen zu agieren – z.B. durch Taktiken des Jailbreaking, die gezielte Nutzung von Hashtags oder memetischer Text-Bild-Kombinationen. Plattformen steuern Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit durch spezifische Interface-Gestaltungen, koordinative algorithmische Prozesse und datenbasierte Entscheidungsmechanismen; auch die Plattformisierung generativer KI baut darauf. Dabei wirken Interfaces nicht nur als passive Vermittler von Inhalten, sondern erweisen sich als wirkmächtige Akteure in der Hervorbringung, Regulation, Modifikation und Kontextualisierung von Inhalten.
Kritik an Social-Media-Interfaces manifestiert sich jedoch nicht nur auf theoretischer Ebene, sondern zunehmend auch durch spielerische, taktische und subversive Nutzungspraktiken. Ob durch gezielte Tests der Plattformfunktionen, das bewusste Umgehen von Sichtbarkeitsalgorithmen oder durch alternative Bildpraktiken – Nutzer*innen erproben und hinterfragen die Funktionsweisen von Plattformen und können so deren zugrunde liegende Politiken sichtbar machen. Der Workshop widmet sich den unterschiedlichen Methoden, mit denen Interface-Operationen und Plattformpolitiken analysiert werden können, und stellt dabei Bildformen, -praktiken und deren Entstehungsbedingungen in den Mittelpunkt.
Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Frage, wie adaptive Sichtbarkeiten und Unsichtbarkeiten unter Plattformbedingungen funktionieren und wie visuelle Kulturen durch Interface-Operationen und Hardware-Bedingungen geprägt werden. Indem Interfaces Prozesse der Bildentstehung aktiv mitgestalten, werden sie zu zentralen Akteuren von Medienästhetik und politischer Strukturierung digitaler Plattformen.
Mögliche Themenfelder des Workshops sind:
- Spielerische und subversive Nutzer*innenpraktiken als
- Kritik an Plattform-Interfaces
- Experimentelle Untersuchungen von Plattformmechanismen
- Adaptive Sichtbarkeiten und Unsichtbarkeiten in sozialen Medien
- Interface-Operationen und ihre Wirkung auf Bildpraktiken
- Die Rolle von Hardware-Bedingungen in der Bildproduktion digitaler Plattformen
- Die Rolle von Interfaces und operativen Bildern für die “data work” auf/für Plattformen
- Methoden der Analyse von Interface-Operationen und Plattformpolitiken
Der Workshop lädt Beiträge ein, die diese Themenfelder aus medienwissenschaftlichen, gestalterischen oder künstlerischen Perspektiven untersuchen. Mögliche Fragestellungen könnten sein: Welche experimentellen Methoden eignen sich zur Analyse von Interface-Operationen? Wie beeinflussen Plattformpolitiken die Art und Weise, wie und welche Bilder entstehen und rezipiert werden? Wie setzen Plattformpolitiken dabei selbst (operative) Bilder ein? Welche Strategien entwickeln Nutzer*innen, um Dynamiken der Sichtbarkeit oder Unsichtbarkeit innerhalb von Plattformmechanismen zu testen? Welche Rolle spielen Interfaces als Akteure in der Entstehung und Gestaltung von Plattformkulturen?
Einreichungen von Nachwuchswissenschaftler*innen und etablierten Forscher*innen sind gleichermaßen willkommen. Vorschläge für Kurzvorträge (15-20 Minuten) sind bis zum 23.03.2025 möglich (mit ein wenig Kulanz, zumal wir den Call auf ArtHist sehr kurzfristig teilen). Wir bitten um ein kurzes Abstract (ca. 300 Wörter) und eine knappe biographische Information (ca. 100 Wörter). Einreichungen bitte an die folgenden Emailadressen: jana.hecktoruni-tuebingen.de und kweinstockhfg-karlsruhe.de. Sowohl deutsch- als auch englischsprachige Beiträge sind willkommen. Der Workshop wird neben Kurzvorträgen auch kollaborative Formate umfassen, in denen die Teilnehmer*innen gemeinsam Fragen zum Workshop-Thema bearbeiten.
Organisation:
Jan Distelmeyer (Potsdam), Jana Hecktor (Tübingen), Timo Kaerlein (Bochum), Roland Meyer (Zürich), Katharina Weinstock (Karlsruhe)
Quellennachweis:
CFP: Plattform-Politiken (Karlsruhe, 22-23 May 25). In: ArtHist.net, 21.03.2025. Letzter Zugriff 23.03.2025. <https://arthist.net/archive/44865>.