Fotografie. Geschichte ihrer ideologischen Funktionen
Workshop, 25.–26. Januar 2013
Museum für Gegenwartskunst, Siegen
Der Workshop «Fotografie. Geschichte ihrer ideologischen Funktionen» steht im Zusammenhang mit der Ausstellung «Aby Warburg, was tun mit Bildern?», die bis zum 3. März 2013 im Museum für Gegenwartskunst Siegen zu sehen sein wird und die anhand von 24 aktuellen Positionen den künstlerischen Umgang mit fotografischem Material präsentiert.
Die Sammlung, Kommentierung und Instrumentalisierung fotografischer Bilder war und ist für die Kunstgeschichte von konstitutiver Bedeutung. In der Fachgeschichte darf es als Konsens gelten, dass erst eine allumfassende Reproduktionsfotografie die Kunstgeschichte in die Lage versetzt hat, für sich den Status einer objektiven Wissenschaft in Anspruch zu nehmen. Reduktion war dabei die Voraussetzung. Der mit der technischen Reproduzierbarkeit des Kunstwerks notwendig einhergehende Schwund von Komplexität hat in der universitären, wie auch in der populären Kunstgeschichte zu kompensatorischen Schüben geführt, die sich als Prozesse ideologischer Re-Informierung beschreiben lassen. Diesen Re-Informierungsschüben dient die Armut der fotografischen Wiedergaben dazu, einen vermeintlichen Reichtum zu synthetisieren, der notwendigerweise nicht in den Gegenständen selbst, sondern vor, neben oder hinter ihren Reproduktionen liegt. Diese Kompensationsakte lassen den Gegenstand gerne außer Acht, um einen erzählerischen Rahmen zu entwerfen, tieferen Sinn zu konstatieren oder auch höhere Ordnungen zu etablieren. Die oberflächlich einfühlsame Stilgeschichte Heinrich Wölfflins hat mit der apotropäisch ausgerichteten Ikonologie Aby Warburgs darin eine strukturale Gemeinsamkeit, dass in beiden die Fotografie in Dienst genommen wird und sich der abgebildete Gegenstand in einem je eigenwilligen Argumentationskontext neu zu verorten hat. Kunsthistorische Heuristik braucht – so die These – die Fernstellung des Originals, braucht die Isolation des Gegenstandes, braucht die fotografische Reproduktion, um überhaupt zu ideologischer Re-Informierung gelangen zu können. Den fotografischen Grundlagen der vielen kunst-, bild- und medienwissenschaftlichen Erzählungen nachzugehen, hat sich die Veranstaltung vorgenommen.
Programm
Freitag, 25. Januar 2013
14.00
Joseph Imorde
Einführung
14.30
Andreas Trogisch
Warum fotografieren?
15.30
Andreas Zeising
Parallelwelten.
Bildkonfrontationen der Zeitschrift ‹Querschnitt›
16.30 Pause
17.00
Christiane Stahl
Alfred Ehrhardts fotografische und filmische Arbeit von 1933 bis 1945 im Kontext politischer und kultureller Veränderungen
18.00
Herbert Molderings
Gegen den Strich gebürstet.
Man Ray und die Fotografie des Surrealismus
19.00 Empfang
Samstag, 26. Januar 2013
09.00
Kerstin Schmidt
«Manufactured Landscapes»:
Ästhetik und Politik des wüsten Landes in zeitgenössischer Dokumentarphotographie
10.00
Annette Tietenberg
Kreativ wohnen.
Von der Vorbildfunktion der Interieurfotografie
11.00 Pause
11.30
Susanne Regener
Identität aus dem Automaten
Veranstaltungsort
Museum für Gegenwartskunst Siegen
Unteres Schloss 1
57072 Siegen
tel. +49 271 405-7710
infomgk-siegen.de
Kontakt
Joseph Imorde
Kunstgeschichte / Kunstwissenschaft
Universität Siegen
Adolf-Reichwein-Strasse 2
D-57068 Siegen
tel. +49 271 740-3346
imordekunstgeschichte.uni-siegen.de
Reference:
CONF: Fotografie. Geschichte ihrer ideologischen Funktionen (Siegen, 25-26 Jan 13). In: ArtHist.net, Jan 7, 2013 (accessed May 20, 2025), <https://arthist.net/archive/4466>.