Denkmalpflege, Museumsform und die Frage der Authentizität. Schlösser und Gärten im Selbstverständnis einer sich wandelnden Gesellschaft.
Hessen Kassel Heritage in Kooperation mit dem Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur e.V.
Innerhalb der im letzten Jahr von der Arbeitsgemeinschaft deutscher Schlösserverwaltungen (AGDS) begonnenen Forschungs- und Tagungsreihe "Staatliche Schlösser im 20. Jahrhundert als Spiegel des gesellschaftlichen und politischen Wandels" widmet sich die diesjährige Tagung dem Thema „Denkmalpflege, Museumsform und die Frage der Authentizität. Schlösser und Gärten im Selbstverständnis einer sich wandelnden Gesellschaft“.
Die Entwicklung der deutschen Denkmalpflege und ihrer Methoden spiegelt sich in derjenigen der Schlösser und Gärten. Bei den Schlössern, die nach dem Ende der deutschen Monarchie 1918 der Öffentlichkeit als Orte der Kunst und Geschichte offenstanden, reichte das Spektrum zunächst vom „Museumsschloss“ mit überlieferter Einrichtung bis hin zum „Schlossmuseum“, das als Hülle eine von Fachleuten neu konzipierte Ausstellung aufnahm.
Vor diesem Hintergrund entbrannte schon in den 1920er Jahren zur Frage der unterschiedlichen Adaptionsformen überlieferter Schloss- und Garten-Ensembles ein Expertenstreit. In der Diskussion um die Frage, in welcher Form Bauten, Raumschalen und Gartenbereiche präsentiert werden sollen und inwieweit (Kunst)Historiker und Kunst)Historikerinnen sie im Rahmen konservatorischer Kompetenz verändern dürfen, spielten Begriffe wie Authentizität, Aura oder das Verhältnis von Restaurierung, Rekonstruktion und materieller Originalität eine zentrale Rolle. Dahinter verbarg sich aber letztlich das Ringen um die Entscheidung, inwiefern ein Schloss die Lebenswelt der letzten Bewohner, ein stilgeschichtliches Idealbild, ein Kunstmuseum oder eher ein Lernort der Geschichte sein sollte.
Seit dieser frühen Zeit, in der Schlösser zu einer neuen Museumskategorie wurden, veränderte sich mit den gesellschaftlichen und politischen Bedingungen auch immer wieder die Auffassung, was unter Begriffen wie Authentizität oder Rekonstruktion zu verstehen ist bzw. wie sie zu bewerten sind. Im Laufe des 20. Jahrhunderts. stellten zudem Ereignisse wie beispielsweise kriegsbedingte Zerstörungen oder temporäre Umnutzungen die Verantwortlichen vor zusätzliche Entscheidungen und gaben den Aneignungsprozessen neue Impulse.
Die Tagung widmet sich daher mit ihrem Fokus auf Schlösser und Gärten einem besonderen Kapitel der Geschichte denkmalpflegerischer und musealer Methodenentwicklung und ihrer zeitgebundenen Lösungsansätze. Es gilt herauszuarbeiten, inwieweit sich in den „Biographien“ von Anlagen in Deutschland der letzten hundert Jahre bestimmte Tendenzen und deren Hintergründe, aber auch das (Selbst)Bewusstsein einer Bürgergesellschaft, die das kulturelle Erbe der Schlösser und Gärten mit ihren von der Adelsgesellschaft abweichenden Maßstäben bewertete, erkennen lassen.
Erwünscht sind Vorträge von maximal 30 Minuten aus den Bereichen Kunst- und Kulturgeschichte, Garten- und Baudenkmalpflege und verwandter Disziplinen. Neben einzelnen Fallbeispielen soll dabei auch die Frage nach übergeordneten Entwicklungen thematisiert werden. Gab es Moden bzw. Leitbilder bei der Einrichtung von Schlössern bzw. der Parkgestaltung? Lassen sich unterschiedliche Tendenzen in verschiedenen Regionen oder Bundesländern feststellen? Welchen Einfluss hatten die jeweiligen politischen Systeme? Aufschlussreich wäre hier auch ein Blick auf die bis 1990 unterschiedlichen Verhältnisse und Bewertungsmaßstäbe in der alten Bundesrepublik und der DDR. Wie lassen sich die für Deutschland zu erhebenden Befunde im internationalen Maßstab bewerten? Und schließlich: Wie lassen sich die bisherigen Ansätze im Umgang mit dem kulturellen Erbe der Schlösser und Gärten in die Gegenwart und Zukunft einer zunehmend diverser werdenden Gesellschaft weiterentwickeln?
Vortragsbewerbungen mit Abstract (max. 500 Zeichen) und CV werden bis zum 28.2.2025 erbeten an: Justus Lange, justus.langeheritage-kassel.de. Im Falle einer Zusage werden die Fahrt- und Übernachtungskosten übernommen.
Quellennachweis:
CFP: Denkmalpflege, Museumsform & die Frage der Authentizität (Kassel, 13-14 Nov 25). In: ArtHist.net, 30.01.2025. Letzter Zugriff 30.01.2025. <https://arthist.net/archive/43824>.