Obwohl Cy Twombly (1928–2011) als ein gut erforschter Künstler gilt, gibt es in seinem Œuvre immer noch »weiße Zonen«. Dazu zählen neben unpublizierten Archivalien, unbearbeiteten Werkgruppen und transmedialen Inspirationsquellen insbesondere die frühen Jahren seiner künstlerischen Entwicklung und nicht zuletzt wirkmächtige Mythen zu Werk und Künstler. Der Kölner Kongress »Cy Twombly: ›White Zones‹« (Finanzierung vorausgesetzt) setzt sich zum Ziel, ›blinde Flecken‹ in Twomblys Œuvre zu erforschen und gängige Narrative einer kritischen Revision zu unterziehen.
Cy Twomblys malerisches, zeichnerisches, skulpturales und druckgrafisches Werk ist in den zwischen 1992 und 2019 erschienenen Œuvrekatalogen von Heiner Bastian und Nicola Del Roscio umfassend zugänglich gemacht. Mit Kirk Varnedoes Aufsatz Inscriptions in Arcadia von 1994 wurden die Stationen seiner Biographie und künstlerischen Entwicklung in ihren Grundzügen erfasst. Thierry Greub hat 2022 Twomblys literarische Einschreibungen vor dem Hintergrund der Poetik des projektiven Energietransfers Charles Olsons aufgearbeitet. Im selben Jahr untersuchte Richard Leemann umfassend die ›fortune critique‹ des Künstlers in den USA. Auf der Ausstellungsebene verortete die Schau Making Past Present (Malibu/Boston 2022/23) Twomblys Antikenbezug erstmals konsequent im Kontext der ihm nachweislich aus Museumsbeständen bekannten Antiken, darunter auch solcher aus dem Besitz der Twombly-Familie. Schließlich richtete die von Nicola Del Roscio kuratierte Ausstellung Cy Twombly: Maroc 1952/53 (Marrakech/Richmond, VA, 2023/24) das Augenmerk der Forschung auf den Stellenwert außereuropäischer Anregungsquellen und interkultureller Transfervorgänge für Twomblys Schaffen.
Richard Shiff hat jüngst Cy Twomblys Bilddenken als ein »activating deactivited feelings« charakterisiert. Davon ausgehend sollen Cy Twomblys Autopoiesis, sein Bildbegriff und seine bildgenerativen Verfahren kritisch in den Blick genommen werden. Weitere Analysegebiete sind bislang vernachlässigte kulturgeschichtliche und intermediale Kontexte seiner Kunst sowie Fragen nach seiner Selbstilisierung, der gesellschaftlichen Relevanz seiner Kunst, seinen Beziehungen zu anderen Künstlern, zu Sammlern und Galeristen wie auch der musealen Präsentation seiner Werke.
/ Programm /
Donnerstag, 24. Oktober
Materialität
12.15 I Thierry Greub: Einführung
12.30 I Carol Mancusi-Ungaro: On Conception and Physical Fact: Cy Twombly’s Materiality
13.00 I Jonas Storsve: Cy Twombly between Blackboards and Troja: Four major Print
Portfolios
13.30 I Klaus-Peter Busse: Cy Twombly’s Collages as a Discourse on the Poetology of the
Picture
14.30 I Kaffeepause
Kontext
15.00 I Thierry Greub, Krystyna Greub-Frącz: »Projected Painting«: Cy Twombly und Charles
Olson
Wahrnehmung
16.00 I Michael Lüthy: Twomblys Ambiguität
16.30 I Hans Dieter Huber: Seeing Twombly ≠ Describing Twombly
17.30 I Kaffeepause
Rezeption I: Sound
18.00 I Eleonora Di Erasmo: Un/veiled. Between the visible and the invisible
18.30 I Walter Zimmermann: Cy Twombly-Transkriptionen für Saiteninstrumente (2024), World
Premiere: Aristaeus mourning the loss of his Bees, Peter Söderberg, Laute
19.00 I Franck Yeznikian World Premiere: Lisières {of the double door} Désinences, Peter
Söderberg, Laute
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Freitag, 25. Oktober
Schichten
10.00 I Astrid Robin: Geschichtete Geschichte. Cy Twombly und die prähistorische Kunst
10.30 I Jutta Göricke: »Private Ejaculations«: Entfesselte Farbe
11.00 I Barbara Crawford : Cy Twombly: The Ceiling
12.00 I Mittagspause
Geschichten
13.00 I Richard Leeman: Cy Twombly’s Legs
13.30 I Christian Spies: Cy Twombly. Homestories
Studierenden-Panel
14.30
Anna Kawalski: Ging Twombly ins Kino? Zu Nine Discourses on Commodus
Julia Waldorf: VENUS IM ‚ROCK‘. Reflexionen zu Cy Twomblys Cnidian Venus-Paintings
Sanem Sahin: Zu einer unbekannten Bildvorlage für Cy Twomblys Synopsis of a Battle
Sabrina Federspiel: Morphing Fifty Days at Iliam
Rebecca Wronowski: »IN HOC SIGNO VINCES«: Cy Twomblys Lepanto in christologischer Sicht
Hümeyra Yanar: Cy Twomblys Lepanto und die Schlacht von Inebahtı
Dounia Bennis: Cy Twomblys »Verdrängung Warhols« im Museum Brandhorst in München
16.00 I Kaffeepause
Rezeption II: Fotos
16.30 I Rob McDonald: Studio Notes: Photographs from My Time with Cy
Keynote Lecture
17.00 I Richard Shiff: Homeless Emotions
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Samstag, 26. Oktober
Projekte
10.30 I Lina Uzukauskaite: Cy Twomblys Gemälde Second voyage to Italy (La caduta di
Iperione) (1962)
11.00 I Thierry Greub: The Edition of Cy Twombly’s Book Marks
11.30 I Achim Hochdörfer: Fünf Freunde: John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns,
Robert Rauschenberg und Cy Twombly
12:30 I Buchpräsentationen
Klaus-Peter Busse: Cy Twombly – Ortsumgehungen | Tracing Places
Rob McDonald: Studio Notes – My Time With Cy
13.00 I Thierry Greub: Schlusswort
Veranstaltungsorte sind am Donnerstag und Freitag: Seminargebäude, Tagungsraum; am Samstag: Hauptgebäude, Neuer Senatssaal
Eine Tagung der DFG mit freundlicher Unterstützung der Cy Twombly Foundation
Die Tagung ist ohne Anmeldung öffentlich zugänglich
Kontakt: Thierry Greub (tgreubuni-koeln.de)
Quellennachweis:
CONF: Cy Twombly. White Zones (Köln, 24.-26. Oct 24). In: ArtHist.net, 04.10.2024. Letzter Zugriff 21.11.2024. <https://arthist.net/archive/42822>.