CFP Nov 4, 2023

2 Sektionen beim VII. Forum Kunst des Mittelalters (Jena, 25-28 Sept 2024)

Jena, Sep 25–28, 2024
Deadline: Nov 15, 2023

[1] Ins rechte Licht gerückt: Probleme und Perspektiven der Forschung zu mittelalterlichen Emails (9. bis 15. Jh.) / In Its True Light: Problems and Perspectives of Research on Medieval Enamels (9th–15th c.)
[2] Kontrollierte Strategien im produktions- und rezeptionsästhetischen Umgang mit Tageslicht und Kunstlicht / Strategies in the Use of Daylight and Artificial Light

[1] Ins rechte Licht gerückt: Probleme und Perspektiven der Forschung zu mittelalterlichen Emails (9. bis 15. Jh.).
Dr. Antje Bosselmann-Ruickbie
antje.bosselmann-ruickbiekunstgeschichte.uni-giessen.de

[English version below]

Emailarbeiten gehören zu den anspruchsvollsten Artefakten des Mittelalters, die mit höchstrangigen Auftraggebern in Verbindung gebracht werden können und gelegentlich sogar – und sehr früh – signiert wurden. Die Forschungslage wird ihrer Bedeutung jedoch nicht gerecht, nicht zuletzt aufgrund unzureichender fotografischer Dokumentationen. Emailarbeiten können ohne Licht ihre Wirkung nicht entfalten, was insbesondere bei transluzidem Email "einleuchtet", aber auch opaken Schmelz betrifft. Fotos vermitteln oft irreführende Eindrücke, z. B. wenn vermeintlich bedeutendere Teile emailverzierter Objekte optimal ausgeleuchtet werden, während deren Emails buchstäblich im Dunkeln bleiben (z. B. Ikonenrahmen mit Emailmedaillons vs. Malerei). Ohne Inaugenscheinnahme der Originale ist eine gründliche Erforschung daher kaum möglich, wenn auch Raumlichtunterschiede und Lichtreflektionen der teils reliefierten Metallgründe weitere Herausforderungen bieten. Der schwierige Zugang zu mittelalterlichen Emails in zahlreichen internationalen Sammlungen ist ein Forschungsproblem, das sich angesichts jüngster krisenbedingter Reisebeschränkungen weiter zuspitzt.

In der Forschungsliteratur kursieren daher Missverständnisse wie Verwechslungen von Email und Niello. Darüber hinaus sind Farbbezeichnungen oft vage, dabei können jedoch präzise Angaben zu Emailfarben und -tönen Anhaltspunkte für Lokalisierungen und Austauschprozesse generieren. Ein Beispiel ist der "Lavendelton" bei gotischen transluziden Emails des 14. Jhs., der sich neuen Fotos zufolge auch an gleichzeitigen byzantinischen Emails findet und ein zusätzliches Indiz für die Verbreitung "modischer Trends" in Byzanz und im Westen liefert. Grundsätzlich müssen technisch-handwerkliche und materialbezogene Aspekte in der Forschung stärker berücksichtigt werden, da z. B. mitunter technische Voraussetzungen und stilistische Charakteristika verwechselt werden. Die interdisziplinäre, vernetzte Forschung im Sinne der "Technischen Kunstgeschichte" muss für die mittelalterliche Emailkunst also deutlich ausgebaut werden.

Systematische Ansätze zur Erfassung und Dokumentation sind bereits erfolgt (D. Kemper, L. Lambacher) und sollen mit dieser Sektion erneut ausgelotet werden, insbesondere in Hinblick auf die Rolle des Lichts und lichtabhängiger Analyse- und Dokumentationsverfahren bei der Erforschung der Emailkunst des Mittelalters. Erwünscht sind Vorträge, die verschiedene Disziplinen und Ansätze vertreten, z. B. Kunstwissenschaft, Materialanalytik/Archäometrie und Wissenschaftsgeschichte sowie zu fotografischen Dokumentationsverfahren. Damit sollen die bisherige Forschung auf den Prüfstand gestellt und neue Perspektiven und Standards für die Erforschung mittelalterlicher Emailarbeiten weiterentwickelt werden.

Bewerbung/Application:
Bitte bewerben Sie sich bis zum 15. November 2023 mit einem Abstract von max. 200 Wörtern und Ihren Kontaktdaten. Die Vorträge können in deutscher oder englischer Sprache gehalten werden und dauern ca. 20 Minuten, zuzüglich 5-10 Minuten Diskussionszeit.
Die Ergebnisse der Auswahl und das Programm werden voraussichtlich im 2. Quartal 2024 unter www.dvfk-berlin.de und in den einschlägigen Portalen publiziert.

[English version]

In Its True Light: Problems and Perspectives of Research on Medieval Enamels (9th–15th c.).

Medieval enamel works are among the most sophisticated artefacts of the Middle Ages. They can be associated with the highest-ranking patrons and were occasionally even – and very early – signed. However, the state of research does not reflect their significance, not least due to insufficient photographic documentation. Enamels cannot shine without light, which is particularly evident for translucent enamel, but also applies to opaque enamel. Photographs are often misleading, e.g., when supposedly more important parts of artworks are optimally illuminated, while their enamels literally remain in the dark (e.g., icon frames with enamel medallions vs. painting). Thorough research requires, therefore, the examination of the artworks, even though different colours of artificial light and reflections from the enamels’ metal backgrounds, some of which are in relief, present further challenges. The difficult access to medieval enamels in numerous international collections is a research problem that is becoming even more acute in view of the recent crisis-related travel restrictions.

As a result, misconceptions circulate in the research literature, such as the confusion of enamel and niello. Furthermore, colour designations are often vague, although precise information on enamel colours and shades can yield clues for localisation and processes of exchange. One example is the "lavender tone" of Gothic translucent enamels of the 14th century, which according to new photographs is also found on Byzantine enamels of that century. This provides additional evidence for the distribution of "fashionable trends" in Byzantium and the West. In general, greater consideration must be given to the analysis of techniques, materials and craftsmanship in order to avoid the often occurring confusion of technical prerequisites and stylistic characteristics. Interdisciplinary, networked research in the sense of "technical art history" must, therefore, be significantly expanded for medieval enamel.

Systematic approaches to recording and documentation have already been made (D. Kem-per, L. Lambacher) and will be explored again in this section, especially with regard to the role of light and light-dependent analysis and documentation procedures in the study of medieval enamel art. Presentations representing different disciplines and approaches are welcome, e.g. art history, material analysis/archaeometry and history of science, as well as photographic documentation methods. The aim is to put previous research to the test and to develop new perspectives and standards for research.

Please apply by 15 November 2023 with an abstract of max. 200 words and your contact details. The presentations can be given in German or English and last c. 20 minutes, plus 5-10 minutes for Q&A. The results of the selection and the programme will be published in the second quarter of 2024 at www.dvfk-berlin.de and through relevant online channels.


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[2] Kontrollierte Strategien im produktions- und rezeptionsästhetischen Umgang mit Tageslicht und Kunstlicht.
Vera Henkelmann
vera.henkelmannuni-erfurt.de

[English version below]

Diese Doppelsektion will sich dem Umgang mit Tages- und Kunstlicht widmen, sowohl den mittelalterlichen Strategien des Lichtgebrauchs als auch unserem wissenschaftlichen Umgang mit Artefakten und Quellen, um solche Strategien nachvollziehen und qualifizieren zu können. In einer beide Sektionsteile umfassenden Diskussion sollen die in den Einzelvorträgen exemplifizierten Strategien ebenso wie die Arbeitsweisen und Methoden verglichen werden.

Teilsektion 1: Tageslicht
In diesem Sektionsteil soll besonders das unmittelbar von Gott ausgehende, das Göttliche/Handeln verkörpernde Licht als transmittierende, transformierende oder transzendierende Komponente kontrollierter künstlerischer Strategien interessieren. Besondere Bedeutung soll dabei der Betrachtung des Lichts als Grenzen und Schwellen überwindender Aktant zufallen und den dabei auftretenden liminalen Phasen und jenen die Liminalität betreffenden Effekten, die die Qualität des Lichts selbst betreffen, aber auch die beleuchteten/durchlichteten Materialien, die real und virtuell vergegenwärtigten Bild-/Räume und Handlungen.

Teilsektion 2: Kunstlicht
In diesem Sektionsteil sollen die über rein praktische Belange hinausgehenden, besonders effizienten Strategien der Kunstlichtverwendung vorgestellt und untersucht werden. Hier interessiert, wie mit Hilfe künstlicher Lichtquellen und -inszenierungen im Beziehungsdreieck Licht-Raum-Mensch durch urbane, bau- und bildkünstlerische Settings Stadt-/Bild-/Handlungsräume erschaffen und modelliert, wie Schwellen und Atmosphären und damit spezifische visuelle Erfahrungsräume kreiert, hierin Aufmerksamkeit und Handlungen gesteuert, Werte präsentiert und repräsentiert werden können. Zu fragen ist hier, ob und wie sich gegebenenfalls transformierende oder transzendierende Effekte von denen des Tageslichtes unterscheiden oder nicht.

Weitere Informationen und den vollständigen Ausschreibungstext der Doppelsektion finden Sie hier:
https://www.dvfk-berlin.de/call/ (Sektion 17)

Die Sektion wird organisiert von Dr. Vera Henkelmann (Erfurt), Dr. Heike Schlie (Krems) und Prof. Dr. Stefan Bürger (Würzburg) und ist Teil des VII. Forum Kunst des Mittelalters: "Licht. Kunst, Metaphysik und Naturwissenschaft im Mittelalter." Abstracts (max. 200 Wörter) können mit Kontaktdaten bis zum 15.11.2023 eingereicht werden unter kontaktdvfk-berlin.de und vera.henkelmannuni-erfurt.de; heike.schlieplus.ac.at; stefan.buergeruni-wuerzburg.de.


[English version]

Strategies in the Use of Daylight and Artificial Light.

This double session will focus on both, medieval strategies for the use of daylight and artificial light and our research on artefacts and sources in order to reveal, understand and qualify such strategies. In a discussion covering both panels, the strategies and methods exemplified in each paper will be compared.

session part 1: Daylight
In this part of the session, the controlled artistic strategies with daylight, which is seen as emanating directly from God and embodying divine action, will be of particular interest. Special attention will be paid to light as a transmitting, transforming or transcending agent, and to the resulting effects of liminality, which have an impact on the understanding of illuminated materials, real and virtual pictorial spaces and actions.

session part 2: Artificial Light
This part of the session will present and discuss strategies for the use of artificial light that go beyond purely practical concerns. The focus will be on how artificial light sources and staging can be used to create and model urban, architectural and pictorial spaces within the triangle of light, space and viewer. How thresholds and atmospheres can be created, and thus specific visual spaces of experience, in which attention and action can be controlled, and in which values can be presented and represented. Whether and how transformative or transcending effects might differ from those of daylight could be a question to be asked.

More information and the full text of the double session can be found here:
https://www.dvfk-berlin.de/call/ (session 17)

The double session is organized by Dr. Vera Henkelmann (Erfurt), Dr. Heike Schlie (Krems) and Prof. Dr. Stefan Bürger (Würzburg) and is part of the VII. Forum Kunst des Mittelalters: "Light: Art, Metaphysics, and Science in the Middle Ages." Please submit your proposal (max. 200 words) and contact details by November 15, 2023, to kontaktdvfk-berlin.de and vera.henkelmannuni-erfurt.de; heike.schlieplus.ac.at; stefan.buergeruni-wuerzburg.de.

Reference:
CFP: 2 Sektionen beim VII. Forum Kunst des Mittelalters (Jena, 25-28 Sept 2024). In: ArtHist.net, Nov 4, 2023 (accessed May 3, 2025), <https://arthist.net/archive/40522>.

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