Am Institut für Architektur IFA ist zum 1. April 2024 oder nach Vereinbarung eine Stelle als
Postdoc oder Wissenschaftliche:r Foschungsmitarbeiter:in (80%)
in Architektur- und Städtebaugeschichte für das Projekt "Aerial spatial revolution. The conquest of the air and its impact on the city, architecture and territory from the origins of aviation to present time" (SNF Sinergia 216598) befristet für drei Jahre (2024-2027) zu besetzen.
Das Projekt:
Luftbasierte Technologien wie Flugzeug, Drohne und Satellit prägen heutzutage massgeblich die Darstellungs-, Planungs-, Überwachungs- und Steuerungsformen von Raum. Mit dem interdisziplinären Forschungsprojekt werden Geschichte und Tragweite jener Raumrevolution sowie die materiellen und ideellen Auswirkungen auf Stadt, Architektur und Territorium seit dem Aufkommen der motorisierten Luftfahrt zu Beginn des 20. Jahrhunderts umfassend untersucht.
Die Studie gliedert sich entlang von drei Projektachsen:
"Aerovision" (Prof. Dr. Emmanuel Alloa, UNIFR) untersucht die erkenntnistheoretische und phänomenologische Bedeutung der Luftperspektive, sei sie menschlicher oder künstlicher Art;
"Aeroplanning" (Prof. Dr. Katrin Albrecht, OST) befasst sich mit deren weitreichenden Folgen für Architektur, Planung und Landschaft vorwiegend während der Pionierzeit der neuen Flug- und Aufnahmetechniken; "Aeropolitics" (Prof. Dr. Matteo Vegetti, SUPSI) widmet sich den räumlich-politischen Auswirkungen der Kontrolle über den Luftraum bis hin zu den Einflüssen von Satelliten- und Drohnenbildern.
Dank des historisch und disziplinär breit angelegten Rahmens werden jene Bedingungen, visuellen
Raster und symbolischen Effekte herausgearbeitet, die bis heute den Verlauf der Raumrevolution prägen.
Das vom SNF finanzierte Forschungsprojekt (https://data.snf.ch/grants/grant/216598) bringt Nachwuchsforschende sowie Expertinnen und Experten aus den Bereichen Städtebau, Architektur, Ästhetik, visuelle Medientheorie und politische Philosophie zusammen. Es bildet ein Forschungsnetzwerk zwischen der SUPSI, der Universität Freiburg und der OST – Ostschweizer Fachhochschule und wird von einem Partnergremium hervorragender internationaler Expertinnen und Experten begleitet.
In der Projektachse "Aeroplanning" (Gruppe Albrecht) befassen wir uns mit den Auswirkungen der Raumrevolution auf die Methoden und Praxis des modernen Städtebaus und der Architektur. In einer primär historischen Perspektive werden die Genese und das Potenzial der Luftfotografie in der Planungspraxis vom Aufkommen des neuen visuellen Mediums gegen Ende des Ersten Weltkriegs bis zu dessen weit verbreiteten Nutzung und den ersten Schritten hin zur Digitalisierung nach dem Zweiten Weltkrieg untersucht. Diese Zeitspanne umfasst die Pionierphase der Produktion, Verbreitung und Nutzung von Luftbildern als Instrument zur Vermessung, Analyse, Planung und Dokumentation von Städten und Territorien. Gleichzeitig repräsentiert sie den Übergang von einer morphologischen Vorstellung von Städtebau hin zu einem umfassenderen, regionalplanerischen Ansatz. In politischer Hinsicht reicht sie von den Anfängen der zivilen Nutzung der Luftfotografie, ermöglicht durch die Gründung spezialisierter Bildanstalten und Luftfahrtunternehmen,
bis zur Umsetzung moderner Planungskonzepte vor dem Hintergrund der Bedrohung aus der Luft und atomarer Gefahr.
Angesichts der wechselseitigen Abhängigkeit zwischen der räumlichen Wahrnehmung und Entwicklung von Städten und Territorien sowie der technisch wie kulturell bedingten Möglichkeiten ihrer Darstellung zielt die Achse darauf ab, die Relevanz der Luftfotografie in ihrer Funktion als neues Informations-, Darstellungs- und Planungsmittel zu erforschen und die physisch-materiellen wie auch konzeptionellen Konsequenzen für die Aufnahme, Gestaltung und Dokumentation von Stadt, Architektur und Territorium zu ergründen. Wir fragen, wie das Aufkommen der Luftfotografie die Architektur und Planungspraxis beeinflusst oder verändert hat, wie sie ideologisch unterfüttert wurde, welche Vorstellungen von Stadt und Territorium sie vermittelte und inwieweit sie unsere heutige Vorstellung davon prägt. Befragt werden auch die Bilder selbst: Wer schaut, durch welche Augen und aus welcher Perspektive? Was wird dargestellt, was wird (nicht) gezeigt? Zu welchem Zweck wurden die Bilder gemacht, wie wurden sie verwendet? Dies erfordert eine Auseinandersetzung mit den Produktionsbedingungen, der Verbreitung und Rezeption der Bilder und ihrer konkreten Nutzung in der Planungspraxis.
Das Forschungsfeld "Aeroplanning" verfolgt drei Schwerpunkte:
Während der erste Schwerpunkt die Luftfotografie als Werkzeug untersucht, befasst sich der zweite mit den Auswirkungen auf die Entwurfspraxis sowohl in ihrer utopischen Dimension als auch ihrer konkreten
Umsetzung. Der dritte Schwerpunkt liegt auf dem theoretischen Diskurs, um entscheidende
Momente des Bruchs und der Kontinuität in der Städtebaupraxis zu erkennen.
Das Projekt (Postdoc/WiMa) "Utopia und gebaute Wirklichkeit" erforscht die Auswirkungen der Luftfotografie auf Architektur und Städtebau anhand einer Reihe repräsentativer utopischer und gebauter Projekte, die im Kontext technologischer und materieller Entwicklungen sowie räumlicher Ideologien analysiert werden. Das weite Untersuchungsfeld soll auf eine angemessene Auswahl festzulegender Fallstudien eingegrenzt und insbesondere vor dem Hintergrund der zeitgenössischen internationalen Ausstellungen zu Luftfahrt, Fotografie, Planung und Architektur (z. B. Prima mostra aeronautica 1904; Film und Foto 1929; Space House 1933; Esposizione Aeronautica 1934 u. a.) untersucht werden.
Aufgaben:
- Eigeninitiative Entwicklung des Forschungsthemas sowie selbständiges Einbringen in die Forschungsgruppe und das Gesamtprojekt
- Recherche in Bibliotheken und Archiven, Analyse und Evaluation von Quellenmaterial sowie Abschluss der Forschungsarbeit innerhalb der dreijährigen Projektlaufzeit
- Verfassen wissenschaftlicher Beiträge zu Themen mit Bezug zur Forschungsarbeit
- Mitwirkung bei der Organisation von Studientagen, Workshops und Konferenzen im Rahmen des Projekts und der geplanten Aktivitäten der Forschungsgruppe
- Mitarbeit beim Aufbau und der Aktualisierung gemeinsamer Datenbanken und online Plattform
- Mögliche Teilnahme an Lehrveranstaltungen und Kursen der ArchitekturWerkstatt St.Gallen
Qualifikation:
- Promotion in Architektur oder Kunstgeschichte (mit architekturgeschichtlichem Schwerpunkt), oder vergleichbare Forschungserfahrung
- Erfahrung in der Mitarbeit in Forschungsprojekten, der wissenschaftlichen Recherche sowie der wissenschaftlichen Auswertung und Darstellung von Ergebnissen
- Forschungserfahrung zu projektrelevanten Themen wird begrüsst
- fliessend in Wort und Schrift auf Deutsch, sehr gute Englisch-Kenntnisse, passive Italienisch-Kenntnisse von Vorteil
- Bereitschaft, für Forschungs- und Kooperationszwecken in andere Teile der Schweiz und ins Ausland zu reisen
- Fähigkeit zur konstruktiven Teamarbeit und Freude am selbständigen Arbeiten
Wir bieten:
- Abwechslungsreiche und anspruchsvolle Forschungstätigkeit mit hoher Eigenverantwortung
- interdisziplinäres Forschungsnetzwerk mit nationalen und internationalen Forschungspartnerinnen und -partnern
- Teilnahme an Studientagen, Workshops und Konferenzen im Rahmen des Projekts und der Aktivitäten der Forschungsgruppe
- Attraktiver Arbeitsort in einem dynamischen Umfeld: Die Forschungs- und Teamarbeit findet hauptsächlich an der ArchitekturWerkstatt in der Hauptpost am Bahnhof St.Gallen statt.
Für Fragen und Auskünfte steht Ihnen Prof. Dr. Katrin Albrecht, Projektleiterin, ArchitekturWerkstatt St. Gallen, katrin.albrecht1ost.ch, gern zur Verfügung.
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung mit
Motivationsschreiben, Lebenslauf und Schriftprobe einer wissenschaftlichen Arbeit
bis zum 14. November 2023 über unser Online-Tool https://jobs-ost.ch.
Die vollständige Stellenausschreibung mit Projektbeschrieb finden Sie unter:
https://jobs-ost.ch/Postdoc-oder-Wissenschaftlicher-Forschungsmitarbeiter-in-8-de-j620.html
Quellennachweis:
JOB: Postdoc/Wiss. Mitarbeit (80%), ArchitekturWerkstatt St. Gallen, OST. In: ArtHist.net, 11.10.2023. Letzter Zugriff 26.04.2025. <https://arthist.net/archive/40326>.