Mit dem Thema des Issue #6 (ohn)macht suchen wir nach Beiträgen, die sich mit den Sphären von Macht und Ohnmacht sowie deren Verhältnis zueinander beschäftigen.
Was bedeutet Macht? Ist sie ein singulärer Hochpunkt innerhalb einer Hierarchie, ein Prozess oder ein System? Was bedeutet es, auf einer pragmatischen Ebene, Macht zu haben und wie drückt sich dies innerhalb von Herrschendenverhältnissen aus?
Das Verhältnis von Macht und Ohnmacht wird bereits in der christlichen Kunst durch die Martyrien der Heiligen oder die Trauer Marias um den sterbenden Gottessohn verhandelt. Werke wie Johann Heinrich Füsslis Nachtmahr oder Monica Bonvicinis Chainleather Swing widmen sich der Frage, in welcher Form sich Machträume etablieren.
Sinneswahrnehmungen sind Instrumente unseres Machtverständnisses. In Alfred Hitchcocks Film Vertigo findet zum ersten Mal in der Filmgeschichte der sogenannte Vertigo-Effekt Verwendung – die Kamera fährt auf das Objekt zu und erzeugt dabei das Gefühl von Schwindel bei den Zuschauenden.
Auch in der Op Art geht es im Speziellen um Bilder, die laut Borgzinner durch optische Täuschungen „das Auge attackieren“ und so ein Gefühl des Schwindels hervorrufen können. Es entsteht eine Dissonanz zwischen dem rationalen Sehverständnis eines Objektes und der Wahrnehmung des Gesehenen und damit der Ohnmacht des optischen Apparats.
Ohnmacht kann – in Anlehnung an Caspar David Friedrichs Gemälde – als eine ästhetische Form betrachtet werden, wenn der Mensch in der Natur und Kunsterfahrung auf das Erhabene trifft. Im Sinne von Burke, Kant und Schiller geht es dann um die überwältigende Sinneswahrnehmung von etwas, das über die Macht der eigenen Vorstellungskraft hinausgeht.
Milan Kundera beschreibt in Die Unerträgliche Leichtigkeit des Seins einen Schwindel, der aus einer Anziehung durch die Tiefe resultiert. Dies kann als Metapher für das Verhältnis von Sexualität und Liebe, Mann und Frau, aber auch Herrschaftsverhältnissen gelesen werden.
Ohnmacht hat eine politische Komponente, wenn sie als Gegenposition zur politischen Macht funktioniert. Vor der Moderne wird die Frau vom Bild der Ohnmacht geprägt, die, in Bedrängnis geraten, das Bewusstsein verliert. Doch auch viele andere Diskriminierungsformen folgen dem Ausschluss aus einem systematischen Machtgefüge.
Im Themenbereich der (Ohn)macht stellt sich die Frage nach dem semantischen und strukturellen Zusammenhang von Macht und Ohnmacht. Handelt es sich hierbei um zwei sich ausschließende Begriffe oder bedingen sie sich gegenseitig?frame[less] – das digitale Magazin für Kunst in Theorie und Praxis ist auf der Suche nach euren Beiträgen.
Die Form wird den Beitragenden freigestellt. Wir freuen uns über vielfältige Formate wie theoretische, kritische und wissenschaftliche Annäherungen an das Thema, genauso wie praktische, projektbezogene Beiträge. Ebenso heißen wir interdisziplinäre und hybride Formen willkommen. Es gibt keine formalen und personenbezogenen Kriterien für die Auswahl der Beiträge. Einzig die Qualität der Abstracts und Proposals entscheidet.
Wir ermöglichen einen interdisziplinären Diskurs im Bereich Kunst, wobei wir einen offenen Kunstbegriff propagieren, der unter anderem Disziplinen wie Architektur und Design mit einbezieht. Besonders Menschen, die sich als FLINTA definieren und beziehungsweise oder BIPoC möchten wir ermutigen, sich zu bewerben.
Sende uns dein Abstract oder Projektvorhaben (maximal eine Seite) zu, in dem du kurz deine Idee beschreibst. Bis zum 17.09.2023 hast du Zeit, dich unter redaktionframelessmagazin.de zu bewerben. Wir geben dir dann schnellstmöglich eine Rückmeldung (ca. eine Woche) und informieren dich über alle weiteren Vorgänge.
Quellennachweis:
CFP: frame[less] Open Call Issue #6: (ohn)macht. In: ArtHist.net, 07.09.2023. Letzter Zugriff 17.12.2025. <https://arthist.net/archive/39972>.