Der Begriff der Kompetenz hat im Verlauf der Kompetenzorientierung der letzten Dekaden in pädagogischen und didaktischen Zusammenhängen viel Aufmerksamkeit erhalten. Als englische Entsprechung «Skill» positioniert er sich im Zentrum zweier Pole, die für die Beschreibung der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts immer wieder herangezogen werden. Deskilling – die Abnahme der Bedeutung oder gar die Negation handwerklicher Fertigkeiten – ist seit dem Readymade beziehungsweise seit den Avantgarden ein Charakteristikum des Kunstschaffens im 20. Jahrhundert (Roberts 2007). Spätestens seit der Etablierung von Post-Studio-Art wird das Deskilling aber von unterschiedlichen Varianten des Reskillings abgelöst oder begleitet. Parallel zu dem für die letzten Jahrzehnte diagnostizierten Reskilling lässt sich jedoch wiederum ebenso eine gegenläufige Tendenz beobachten, die sich in Phänomenen wie «sloppy craft» (Adamson 2008; Paterson/Surette 2015) und «provisional painting» (Rubinstein 2009) niederschlägt. Es lässt sich also nicht von einer klaren Bewegung vom Deskilling zum Reskilling sprechen und auch die Begrenztheit dieser Begrifflichkeiten deutet sich an. Die Gleichzeitigkeit der Reintegration traditioneller Handarbeitstechniken in die künstlerische Produktion sowie die Auslagerung von Werkausführungen an spezialisierte Produktionsfirmen und Werkstätten (Adamson/Bryan-Wilson 2016) bis hin zur minimalen künstlerischen Handlung oder sogar dem kompletten Handlungsverzicht, wirft zudem die Frage auf, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten, insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. und im 21. Jahrhundert als künstlerische Kompetenzen begriffen bzw. welches «Künstlerwissen» (Holert 1997) beschrieben werden kann.
Die Veranstaltung wird digital über Zoom stattfinden.
Bei Interesse registrieren Sie sich bitte per Email bis zum 23. Juni 2021 bei den Veranstalterinnen, der Zoom-Link wird Ihnen dann zugesandt.
Kontakt:
Hanna Baro, barokunst.uni-siegen.de
Anne Röhl, roehlkunst.uni-siegen.de
PROGRAMM
Donnerstag, 24. Juni 2021
14:30 Uhr
Hanna Baro und Anne Röhl (Universität Siegen)
Begrüßung und Einführung
15:00 Uhr
Matthias Krüger (Universität Siegen/Università Ca' Foscari Venezia)
Shaofeng Ni (Universität Hamburg)
Lost in Translation. Fabienne Verdiers chinesische Lehrjahre
15:45 Uhr Kaffeepause
16:15 Uhr
Henrike Haug (Universität zu Köln)
Art of the Maker? Das Material Glas zwischen Handwerk und Kunst
17:00 Uhr
Léa Kuhn (Ludwig-Maximilians-Universität München)
(M)ein Atem: Glas und klassische Inspirationsszenen
17:45 Uhr Pause
18:00 Uhr
Einführung: Gabriele Weiß (Universität Siegen)
Andreas Gelhard (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
Kraft, Können, Kompetenz. Einige Überlegungen zur Form von Fähigkeiten
Freitag, 25. Juni 2021
9:15 Uhr
Martin Schepers (Kunstakademie Düsseldorf)
«Seid unverschämt! – denn es ist das Gegenteil von verschämt sein.»
Zur künstlerischen Lehre im Kunststudium
10:00 Uhr
Anne Röhl (Universität Siegen)
«Kunst ist nicht lehrbar». Kompetenzkonzepte in Selbstdarstellungen von Kunsthochschulen
10:45 Uhr Kaffeepause
11:00 Uhr
Friederike Sigler (Ruhr-Universität Bochum)
Kochen und Können. Re-Skilling in der feministischen Kunst der 1970er Jahre
11:45 Uhr
Antje Krause-Wahl (Goethe-Universität Frankfurt)
Berührung herstellen: «skills» in Objekten der Post-Internet Art
12:30 Uhr
Abschlussdiskussion
Quellennachweis:
CONF: Künstlerische Kompetenzen nach Deskilling und Reskilling (online, 24-25 Jun 21). In: ArtHist.net, 27.05.2021. Letzter Zugriff 22.12.2024. <https://arthist.net/archive/34216>.