10)
"Wo stehst du mit deiner Kunst Kollege"? - Eine Tagung zum künstlerischen
Umgang mit Ideologien im geteilten Deutschland
Dem Künstler innerhalb des Regimes der DDR widmet sich die Tagung, die am
11. und 12. November an der Bauhaus-Universität Weimar stattfindet. In
Gesprächen, Vorträgen und Diskussionen werden die Spannungen und
Wechselspiele zwischen Regierenden und Künstlern beleuchtet und die
Verzahnung von Politik und Kunst an expliziten Beispielen aufgezeigt und
diskutiert.
Im Zuge der so genannten Studentenrevolten in den 1960er und 1970er Jahren
beziehen immer mehr Künstler politisch Stellung und suchen nach neuen
Künstlerischen Wegen, um Politik und Kunst zu verquicken. Das 1966 in der
Beuys-Klasse entstandene Bild Jörg Immendorffs Hört auf zu Malen und seine
damit verbundene Forderung: »Ich wollte mit der Kunst für ein besseres
Leben eintreten« werden zum Programm. Die Realisierung dieses »besseren
Lebens« basiert auf den Schriften Maos, Lenins und Marx' und wird mit den
Reden und Schriften Rudi Dutschkes aber auch der Frankfurter Schule
proklamiert. Wie im Falle Joseph Beuys' wird die Kunst selbst zu einer
Aktion ausgeweitet, die das Individuum zur Mündigkeit in einer
Basisdemokratie erziehen soll.
Indem der Künstler seine Leidenschaften und Überzeugungen in sein Werk
einfließen lässt, sie also an es abgibt, kann er den Betrachter, auf den
sich diese Leidenschaften und Überzeugungen übertragen, emotional und
letztendlich zur Aktion bewegen. Der Künstler sollte also in einer neuen
sozialen Ordnung eine beratende, exekutive Rolle spielen. Die Regierenden
der DDR scheinen diese Ideen eins zu eins aufzugreifen, da sie ganz im
Sinne Lenins den Künstler als »Schräubchen und Rädchen« im Aufbau des
Sozialismus einsetzen. Der Bitterfelder Weg und die programmatische Rede
von Walter Ulbricht auf der 1. Bitterfelder Konferenz 1959 sendete die
Künstler in die Betriebe zur Bewusstseinsbildung der Arbeiterschaft und
letztendlich zur Erziehung der Künstler zur Sicht des Neuen, um somit die
Kreation des sozialistischen neuen Menschen voranzutreiben.
Die Tagung soll der Analyse der Stellungnahme und des Umgangs der Künstler
im geteilten Deutschland mit den herrschenden politischen Diskursen und
Doktrinen gewidmet werden. Es sollen ebenfalls die Spannungen und
Wechselspiele zwischen Regierenden und den Künstlern beleuchtet werden.
Wie gestaltet sich in den einzelnen Fällen die Verzahnung von Kunst und
Politik? In diesem Zusammenhang wird ebenfalls die Frage der
Positionierung des Künstlers als Künstler aufgeworfen und welche Rolle er
sich selbst im Staat zuordnet.
Es referieren und diskutieren Prof. Liz Bachhuber, Maja Bajevic, Tina
Bara, Christoph Engemann, Thomas Heise, Hannelore Offner, Prof. Dr. Volker
Pantenburg, Andreas Siekmann, Karl-Heinz Stenz und Dr. Franziska Uhlig.
Tagungsprogramm:
Donnerstag, 11. November 2010
Ort: Audimax der Universitätsbibliothek, Steubenstraße 6/8
9.30 Uhr
Eröffnung durch Frau Jun.-Prof. Dr. Andrea Dreyer
10-12 Uhr
Maja Bajevic im Gespräch mit Liz Bachhuber
Avanti popolo
14-18 Uhr
Tina Bara und Thomas Heise im Gespräch mit Prof. Dr. Volker Pantenburg
mit anschließender Vorführung des Filmes »Eisenzeit«
Gegenwelten
20-22 Uhr Andreas Siekmann im Gespräch mit Christoph Engemann
Faustpfand, Treuhand und die unsichtbare Hand (2005–2008)
Freitag, 12. November 2010
Ort: Mensa am Park, Raum 201, Marienstraße 15 b
14-14.45 Uhr
Dr. Franziska Uhlig
Stelzmann, Ruckhaberle & Co. Wie DDR-Kunst(politik) in die Gründung der
Freien Klasse, UdK Berlin involviert
14.45-15 Uhr: Diskussion
15-15.45 Uhr
Hannelore Offner
Bildende Künstler im Visier. Das MfS und seine Verflechtungen mit
Kunst-und Kulturinstitutionen
15.45-16 Uhr: Diskussion
16.30-17.15 Uhr
Karl Heinz Stenz
Agitation als Lehrmodel. Die politische Filmpraxis im Dienste der APO an
der Westberliner Filmakademie und daraus resultierende filmkulturelle
Neuerungen
17.15-17.30 Uhr: Diskussion
20 Uhr im Audimax der Universitätsbibliothek, Steubenstraße 6/8
Filmprojektion »Material« von Thomas Heise
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an der Veranstaltung
teilzunehmen.
Für Rückfragen steht Ihnen gern Constanze Fritzsch, Fakultät Gestaltung,
zur Verfügung.
Constanze Fritzsch
Bauhaus-Universität Weimar
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Fakultät Gestaltung
Geschwister-Scholl-Straße 7
99423 Weimar
Tel.: +49 (0) 36 43 / 58 33 11
E-Mail: constanze.fritzschuni-weimar.de
Quellennachweis:
CONF: Wo stehst du mit deiner Kunst Kollege? (Weimar, 11-12 Nov 10). In: ArtHist.net, 04.11.2010. Letzter Zugriff 05.08.2025. <https://arthist.net/archive/33190>.