CONF 28.04.2010

Cranach in neuem Licht (Schneeberg/Erzgeb., 4-5 Jun 10)

Thomas.Poepper

Cranach in neuem Licht.

Der Cranach-Altar der St. Wolfgangskirche zu Schneeberg:
Das erste Reformationsretabel

Wissenschaftliche Tagung der Professur für Kunst- und
Designgeschichte und künstlerische Ausstellung des
Bachelor-Studienganges Gestaltung der Fakultät für Angewandte
Kunst Schneeberg an der Westsächsischen Hochschule Zwickau
in Kooperation mit dem Institut für Kunstgeschichte und
Archäologien Europas der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg sowie der Ev.-Luth. Kirchgemeinde
St. Wolfgang Schneeberg

Informationen: www.fh-zwickau.de/aks <http://www.fh-zwickau.de/aks>

Organisation: Prof. Dr. Thomas Pöpper
(thomas.poepperfh-zwickau.de <mailto:thomas.poepperfh-zwickau.de> )

Das bei Lucas Cranach d. Ä. in Auftrag gegebene und 1539 in der
St. Wolfgangskirche zu Schneeberg/Erzgeb. errichtete Altarretabel
- mit der zentralen, vielfigurigen Kreuzigungsszene, zwei
Flügelpaaren und einer bemalten Rückseite das umfangreichste
und komplexeste, das die Wittenberger Werkstatt je fertigte
- stellt unbestritten das Initialwerk protestantischer
Kirchenausstattung dar. Als kurfürstlich-sächsische Donation
gesteht es dem Bild auf neuartige Weise eine Identität stiftende
Funktion zu und zeugt bis heute im Zentrum des nicht minder
ambitiösen, 1540 vollendeten Bergmannsdoms - einer der größten
spätgotischen Hallenkirchen Sachsens - von den neuen lutherischen
Glaubensinhalten.

Trotz der herausragenden historischen Stellung des Schneeberger
Retabels und trotz seines wechselvollen Schicksals zog es bislang
sowohl in der kunsthistorischen als auch in der theologischen
Forschung vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit auf sich. Das
Bildwerk galt allzu sehr dem Typus des spätmittelalterlichen
Altarretabels verpflichtet; ihm schien lediglich das neu
entwickelte Lehrbild von "Gesetz und Gnade" eingefügt worden
zu sein.

Die Tagung thematisiert erstmals das komplexe Gesamtprogramm des
Retabels und seine inhaltliche und formale Konzeption als
Paradigma reformatorischer Dogmen. Das vermeintlich konservative
Retabel wird dabei als ein innovatives, theologisch und politisch
aufgeladenes Konzept diskutiert. Die interdisziplinären Beiträge
wenden sich aus unterschiedlichen Perspektiven der bild- und
raumgestalterischen Gesamtkonzeption, den Fragen nach der
Wandelbarkeit, der politisch und konfessionell motivierten
Stiftungstat sowie unterschiedlichen ikonografischen
Einzelaspekten zu.

Die Verschleppung des Retabels im Dreißigjährigen Krieg und seine
Restitution im 17. Jahrhundert, seine spätere Fragmentierung und
die Inkorporation einiger Tafeln in einen barocken Altarapparat
des frühen 18. Jahrhunderts werden dabei ebenso erörtert wie die
gestalterischen Entscheidungen, die mit der Wiedererrichtung des
Retabels nach Behebung der Kriegsschäden im Jahre 1996 getroffen
wurden.

Ziel der Tagung ist es, Typik und Besonderheit des Schneeberger
Retabels sowie seine wechselvolle Geschichte und Rezeption
schärfer als bisher geschehen zu umreißen. Dass zugleich neue
Quellenfunde aus der Entstehungszeit des Retabels vorgestellt und
diskutiert werden können, darf als besonderer Glücksfall gelten.

Freitag, 4. Juni 2010

16.00 Uhr

St.Wolfgang (Treffpunkt: Nordportal)

Pfarrer Frank Meinel (Schneeberg): Führung

Prof. Gerd Kaden (Dekan, Schneeberg), Prof. Gisela Polster
(Schneeberg) und Prof. Dr. Andreas Michel (Markneukirchen):
Eröffnung der Ausstellung mit Exponaten aus den Studiengängen
Gestaltung und Musikinstrumentenbau sowie Präsentation der
Skulptur "Opferung" von Prof. Hans Brockhage (?)

18.00 Uhr

St. Wolfgang

N.N. (Rektor/in, Zwickau): Begrüßung

Frieder Stimpel (Bürgermeister, Schneeberg): Grußwort

Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Magirius (Landeskonservator a. D.,
Radebeul): Festvortrag

"Die St. Wolfgangskirche und ihr Cranach-Altar. Die
Wiederherstellung seit 1945"

Der Festvortrag wird eingerahmt von Klangproben historischer
Nachbauten von Streich- und Zupfinstrumenten der Renaissance und
des Frühbarock, angefertigt von Studierenden des Studiengangs
Musikinstrumentenbau der Fakultät für Angewandte Kunst Schneeberg
(Standort Markneukirchen).

Samstag, 5. Juni 2010

St. Wolfgang

9.00 Uhr

Prof. Dr. Thomas Pöpper (Schneeberg): Einführung und Agenda

Vorstellung der Diskutanten: Dr. Edgar Bierende (Tübingen),
Dipl.-Rest. Christine Kelm (Landesamt für Denkmalpflege, Dresden)
und Dipl.-Theol. Jenny Lagaude, MA (Erfurt)

9.30 Uhr

Dr. Susanne Wegmann (Halle/S.): Referat

"Vom Gesetz zum Glauben. Das Schneeberger Retabel und das
Konzept seiner Wandlung"

Dr. Heike Schlie (Berlin): Referat

"Wandlungen. Die Cranach'sche Umdeutung des Klappretabels
in Schneeberg"

11.00 Uhr

Kaffeepause

11.30 Uhr

Prof. Dr. Michael Wiemers (Halle/S.): Referat

"Die Rettung der Frommen? Überlegungen zur Lot-Ikonografie"

Thomas Packeiser, MA (Dresden): Referat

"Wo bleibt Schneeberg auf dem Schneeberger Retabel?"

13.00 - 14.00 Uhr

Mittagsimbiss

14.00 Uhr

St. Wolfgang / Kirchgemeindehaus

Dr. Ruth Slenczka (Berlin): Referat

"'Lutherisch-protestantische Identität' und frühneuzeitliche
Herrschaftsrepräsentation im Bildprogramm des Schneeberger
Retabels"

Daniel Görres, MA (Bonn): Referat

"Die Rückkehr des Altarbildes. Zur Bedeutung des Schneeberger
Retabels innerhalb der ernestinischen Bildpolitik"

15.30 Uhr

Kaffeepause

16.00 Uhr

Dr. Mario Titze (Leipzig): Referat

"Wandel und Kontinuität. Der Schneeberger Cranach-Altar im 17.
und 18. Jahrhundert"

Dr. Frank Schmidt (Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, Dresden): Referat

"Zur Ikonografie des barocken Altares in der St. Wolfgangskirche"

17.30 Uhr

Prof. Dr. Thomas Topfstedt (Leipzig): Fazit

18.00 Uhr

Ende der Tagung

19.30 Uhr

St. Wolfgang

Konzert in Erinnerung an den 65. Jahrestag der Zerstörung von
St. Wolfgang: Wolfgang Amadeus Mozart Requiem (KV 626); verstärkte
Kantorei von St. Wolfgang, Solisten und Orchester unter der Leitung
von Kantor Alexander Ploß

Quellennachweis:
CONF: Cranach in neuem Licht (Schneeberg/Erzgeb., 4-5 Jun 10). In: ArtHist.net, 28.04.2010. Letzter Zugriff 13.07.2025. <https://arthist.net/archive/32625>.

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