CFP 26.04.2010

Ordnungen des Sehens / Sektion 5: Bruchstellen (ANKK, Frankkfurt a.M., 30.9.-2.10.2011)

Peter Bexte

Der Arbeitskreis Niederländische Kunst und Kulturgeschichte e.V.
(ANKK) plant für 2011 (Frankfurt, 30.9.-2.10.2011) eine
dreitägige, internationale Konferenz, die allen interessierten
Kollegen ein Podium für fachliche Diskussionen und wissenschaftlichen
Austausch zu Fragen der niederländischen bzw. deutschen Kunst bieten
soll. - Für die Sektion 5 dieser Konferenz wird hiermit gesondert um
Vorschläge gebeten.

DAS KONFERENZTHEMA

Das Leitmotiv "Ordnungen des Sehens" verweist auf das für die
niederländische Kunst und Kultur charakteristische Phänomen, dem
Sehen einen besonderen Erkenntniswert zuzusprechen. Im Rahmen der
Tagung sollen Aspekte visueller Kultur diskutiert werden, in denen
sich das Artefakt als eine Ordnung des Sichtbaren und des Sehens
erweist. Nicht nur Einzelbilder, sondern auch Architektur oder
Kunstsammlungen lassen sich in diesem Sinne als "ordnende
Visualisierungen" verstehen. Bereits die frühniederländische Kunst
verarbeitete die erfahrbare Alltagswelt zu Bildern, die sich auf
die unsichtbare Welt des Glaubens beziehen. Kunst und wissenschaftliche
Illustrationen des 17. Jahrhunderts ermöglichen empirische und
analytische Zugänge zur "Welt" insbesondere dann, wenn das Sichtbare
in Bildern zugeordnet und sortiert wird. In der Moderne erstrebte
etwa die Gruppe De Stijl eine autonome Ordnung der Kunst, die
das Gesetzmäßige und Konstruktive zur Anschauung bringt. Das
Tagungsthema erlaubt es, die vielgestaltigen Erscheinungsformen
niederländischer Kunst und Kultur zu untersuchen und lässt sich
auf alle Gattungen, Medien, Regionen, Epochen und Methoden anwenden.

Das wissenschaftliche Programm der ANKK Konferenz 2011 wird aus
sechs Sektionen und acht Workshops, sowie zwei Abendvorträgen bestehen.
Nähere Informationen zu den bereits ausgewählten Workshops werden zu
einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben. Für die in der Planung
befindliche Postersektion ergeht ein getrennter Aufruf.

Sektion 5

Bruchstellen im Sichtbaren. Wahrnehmungs- und Darstellungsprobleme in
der niederländischen Kunst (1500-1800)

Prof. Dr. Peter Bexte, Köln

Dr. Ulrike Kern, London

Im Raum des Sichtbaren der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts
kommt Unterschiedliches zusammen. Hybride Wissensformen aus
künstlerischer Praxis, antiker Überlieferung und zeitgenössischer
Philosophie fokussieren den Blick jeweils anders. Optische Medien
erschließen neue Gegenstandsbereiche, und eröffnen ihrerseits Differenzen
zwischen den Ordnungen des Wissens und den Ordnungen des Sehens. Hier
ist das Terrain für Bruchstellen, wie sie in dieser Sektion diskutiert
werden sollen. Insgesamt geht es um ein Gefüge aus Sichten und Einsichten,
für das wir nach den Fugen fragen wollen: Fugen im Sichtbaren selbst,
in seiner Konstitution wie in seiner Darstellung. Wo fügt sich
etwas? Wo divergiert etwas? Das Interesse zielt dabei nicht auf
Allegorien oder Evidenzdiskurse. Vielmehr geht es um die problematischen
Stellen des Übergangs zwischen den eingangs skizzierten Bereichen.

Damit ist ein weiter Horizont des Fragens eröffnet. Er umschließt
sowohl schwer fassbare Phänomene, als auch Gegenstände, die sich
eigenartig dagegen sträuben, überhaupt im Phänomenalen anzukommen,
jedoch von Bedeutung in der niederländischen Kunst sind. Unser Thema
ist nicht das Sichtbare als solches, sondern ein jeweiliges Verhältnis
künstlerischer Arbeit zur Sichtbarkeit (− dies ist eine kaum
beachtete Pointe bei Svetlana Alpers).

Zur Klasse der schwer fassbaren Phänomene zählt im 17. Jahrhundert
alles, was im perspektivischen Raum nicht aufgeht. Hier wären Lichtphänomene
wie etwa der Regenbogen zu nennen: er ist nicht dreidimensional, sondern
erscheint und verschwindet in festgelegter Farbenfolge.
Bewegungsphänomene aller Art gehören in diesen Problembereich: ziehende
Wolken, fliegende Vögel oder auch jener »twijffelachtige schemeringe« auf
rotierenden Spinnrädern, den Philips Angel 1642 thematisierte.

Darüber hinaus fragen wir nach Randbedingungen der Sichtbarkeit, in denen
etwas ausgeschlossen und vorausgesetzt wird zugleich, kurz: Nach dem
blinden Fleck, den jede Ordnung des Sichtbaren notwendigerweise hat.

Wir bitten um Einsendung von Themenvorschlägen per E-mail bis zum 6. Mai
2010 an folgende Adressen:
pbextearcor.de <mailto:pbextearcor.de>
ulrike.kernsas.ac.uk <mailto:ulrike.kernsas.ac.uk>

Prof. Dr. Peter Bexte
Kunsthochschule für Medien Köln
Peter-Welter-Platz 2
D-50676 Köln

Ulrike Kern
53 Stoke Newington High Street
London N16 8 EL

Quellennachweis:
CFP: Ordnungen des Sehens / Sektion 5: Bruchstellen (ANKK, Frankkfurt a.M., 30.9.-2.10.2011). In: ArtHist.net, 26.04.2010. Letzter Zugriff 13.07.2025. <https://arthist.net/archive/32560>.

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