Das Mittelmeer als Kulturraum
Eine Vortragsreihe des Zentrums zur Erforschung der Frühen Neuzeit der
Goethe-Universität Frankfurt a.M. und des Kunsthistorischen Instituts in
Florenz - Max-Planck-Institut
Vorbereitender Arbeitskreis: Hannah Baader (Florenz), Gisela Engel
(Frankfurt), Thomas Kirchner (Frankfurt), Susanne Scholz (Frankfurt),
Gerhard Wolf (Florenz)18:15 Uhr
Veranstaltungsort: Goethe-Universität Frankfurt a.M.
Campus Westend
Raum IG 411
60323 Frankfurt a.M.
18. 00h
Programm
http://www.khi.fi.it/pdf/f200910.pdf
21. Oktober 2009
Lutz Raphael: Fernand Braudels Mittelmeer - ein Laboratorium für die
Geschichte der Moderne
4. November 2009
Hannah Baader: Das Mittelmeer: Kulturen der Dinge, Topologien der
Kunstgeschichte
18. November 2009
Avinoam Shalem: Gewänder anfertigen, Geschichten erzeugen: Thomas Becket in
Fermo
2. Dezember 2009
David Abulafia: Writing the History of the Mediterranean
16. Dezember 2009
Wolfgang Kaiser: "Passeurs de rives" und interkultureller Handel im
Mittelmeerraum. Eine Entzauberung
13. Januar 2010
Nabil Matar: Messianism and Mahdism: between Morocco and England
27. Januar 2010
Suraiya Faroqhi: Gefangene, Kaufleute und Abenteurer: Osmanische Untertanen
ausserhalb der Reichsgrenzen
3. Februar 2010
Das Mittelmeer als Kulturraum
Podiumsdiskussion
Ansprechpartner:
Dr. Gisela Engel
Tel.: +69 798-32114
E-mail: g.engelem.uni-frankfurt.de
Dr. des. Hannah Baader
Tel.: +39 055 24911-70
Fax: +39 055 24911-66
E-mail: baaderkhi.fi.it
Fernand Braudels monumentales Werk "Das Mittelmeer und die mediterrane Welt
in der Epoche Philipps II." (1949) beginnt mit dem Satz: "Ich habe das
Mittelmeer leidenschaftlich geliebt, vermutlich weil ich - wie so viele
andere und nach so vielen anderen - aus dem Norden kam." Braudel, der
prägende Jahre seiner intellektuellen Karriere im französisch kolonisierten
Algerien verbrachte, versteht das Mittelmeer als einen "Meereskomplex", der
"im Unterschied zum Atlantik" vor allem von einem einheitlichen Klima
geprägt wird, das Landschaften und Lebensweisen vereinheitlicht: Die Oliven-
und Weinkultur verbreitete sich bereits im 1. Jahrtausend vor Christus von
der östlichen in die westliche Mittelmeerwelt. Dies hat zur Folge, dass "ein
Bewohner der Mittelmeerküsten, wo immer er herkommen mag, an keinem Platz
rund um das Binnenmeer seine Heimat verliert". Es erklärt sich für Braudel
von daher, dass es den Menschen der Mittelmeerküsten leicht fällt, von Hafen
zu Hafen zu wandern, weil es sich allenfalls um den "Umzug in ein anderes
Haus handelt, in dem der neue Mieter sich wohl fühlen kann".
Braudels Werk, das die Geschichtsschreibung revolutionierte, behandelt das
Thema, indem er zunächst eine "gleichsam unbewegte Geschichte" vorführt,
"die des Menschen in seinen Beziehungen zum umgebenden Milieu", "eine träge
dahin fließende Geschichte, die nur langsame Wandlungen kennt, in der die
Dinge beharrlich wiederkehren und die Kreisläufe immer wieder neu beginnen".
Oberhalb dieser unbewegten Geschichte verlaufen die langsamen Rhythmen der
Sozialgeschichte: Ökonomien, Staaten, Gesellschaften, Zivilisationen. Der
dritte Teil schließlich umfasst die "traditionelle" oder Ereignisgeschichte:
Die großen historischen Individuen treten in den Vordergrund: "Eine Welt
heftiger Leidenschaften, gewiss; blind wie jede lebendige Welt, wie die
unsere, unbekümmert um die geschichtlichen Tiefen, um jene lebhaften
Gewässer, auf denen unser Boot dahin zieht wie das trunkenste aller
Schiffe."
Sechzig Jahre nach Erscheinen des Braudelschen Buches scheint es ein
weiteres Mal an der Zeit, die mit seinem Versuch einer Globalgeschichte
aufgeworfenen Fragen vor dem Paradigma einer "liquid history" wieder
aufzunehmen. Die in einer Kooperation zwischen dem Zentrum zur Erforschung
der Frühen Neuzeit in Frankfurt a. M. und dem Kunsthistorischen Institut in
Florenz - Max-Planck-Institut veranstaltete Ringvorlesung widmet sich in
einer komparativen Perspektive den Begegnungen und Kommunikationsprozessen
zwischen islamischen, jüdischen und christlichen Kulturen, fragt nach der
historischen Wahrnehmung von Topographien, den frühneuzeitlichen Kulturen
der im Dinge, dem Mittelmeer als einem Raum des Imaginärem und nach dessen
Rolle als einem Laboratorium pragmatischen Handelns.
Quellennachweis:
ANN: Vortragsreihe: Das Mittelmeer als Kulturraum (Frankfurt/M, Oct 09 - Feb 10). In: ArtHist.net, 09.10.2009. Letzter Zugriff 13.07.2025. <https://arthist.net/archive/31963>.