CONF 24.10.2009

Maltechnik & Farbmittel der Semperzeit (Zuerich, 9-10 Nov 09)

Robin Rehm

MALTECHNIK UND FARBMITTEL DER SEMPERZEIT

Zürich, Mo 9.11. und Di 10.11.2009

Öffentliche Tagung des Instituts für Denkmalpflege und Bauforschung der
ETH-Zürich

Veranstaltungsort: Semper-Aula, ETH Hauptgebäude, HG G 60, Rämistr. 101,
8092 Zürich

Das 19. Jahrhundert ist eine architekturakademisch und
wissenschaftsgeschichtlich bedeutende Umbruchssituation. Der Ausbau der
Polytechnischen Schulen und die akademische Positionierung der Baufächer
waren sowohl für die Architekturtheorie und Architekturlehre als auch für
die Baupraxis grundlegend. Die Rückbindung der Architekturtheorie an Funde
und Befunde in griechischen und römischen Baumonumenten bewirkte eine bis
heute virulente Diskussion über antike Architekturfarbigkeit und ihre
Malverfahren. Zugleich wurden technische Möglichkeiten des Bauwesens im
Bereich farbiger Oberflächen durch die industrielle Entwicklung neuer
Farbmittel und Techniken revolutioniert. Die polytechnische Kultur
verknüpfte im 19. Jahrhundert Wissensfelder archäologischer und
baugeschichtlicher Fächer mit jenen der Ingenieurwissenschaften, der
technischen Analytik und Materialentwicklung; eine Beziehung, die im 20.
Jahrhundert weitgehend verloren ging. In der Erforschung des 19.
Jahrhunderts fehlt daher ein Teil der allein in Verbindung mit
wissenschaftsgeschichtlichen Fragen zu untersuchenden Problemstellungen.

Thema der Tagung ist die Interaktion zwischen den genannten Wissensfeldern
am Beispiel der technischen und konzeptuellen Grundlagen der Polychromie
in der Architektur der Semperzeit. Referierende unterschiedlicher
Disziplinen erörtern die damaligen Kenntnisse antiker Maltechniken und
Farbmittel, die Erfindung der synthetischen Farbstoffe sowie die
naturwissenschaftlichen Möglichkeiten der Analyse, wie auch die
Wechselbeziehungen der farbtechnischen Entwicklung mit den
baukünstlerischen Konzepten der zeitgenössischen Architekten. Gottfried
Semper, der sich über einen Zeitraum von rund vierzig Jahren sowohl in
zahlreichen Publikationen als auch in diversen Architekturentwürfen und
realisierten Gebäuden mit Problemen der Farbe auseinandergesetzt hat,
bildet einen unmittelbaren Bezugspunkt. Prozesse der Erzeugung und
Konsolidierung von Wissen über Farbe im Spätklassizismus und Historismus
sollen diskutiert und damit neue Perspektiven auf die gegenwärtig
hochaktuelle Thematik des Verhältnisses zwischen der Architektur und den
Naturwissenschaften erschlossen werden.

PROGRAMM:

MONTAG, 9.11.2009
13:00-13:15 Uhr
Einführung: Uta Hassler (ETH Zürich)

Farbe und Wissen
13:15-13:45 Uhr
«Althellenische Gefühlsweise» im «form- und farblosen Norden»: Evidenz
versus Konvention
Werner Oechslin (ETH Zürich)

14:00-14:30 Uhr
Klenze und Semper. Zwei Positionen
Winfried Nerdinger (Technische Universität München)

14:45-15:15 Uhr: Kaffeepause

15:15-15:45 Uhr
Zu den Auswirkungen der Lichttheorie Newtons auf die Farbenlehre 1750-1850
Klaus Hentschel (Universität Stuttgart)

16:00-16:30 Uhr
«Apfelgrün für den Teint und die Toilette der Damen». Gottfried Semper und
die Farbenlehre Michel-Eugène Chevreuls
Robin Rehm (ETH Zürich)

16:45-17:15 Uhr: Kaffeepause

Archäologie der Farbe
17:15-17:45 Uhr
Theorie oder Archäologie? Farbe in der griechischen Antike
Raimund Wünsche (Glyptothek und Staatliche Antikensammlungen, München)

Maltechnik und Farbmittel
18:00-18:30 Uhr
Experiment und Grossproduktion: Farbenherstellung zwischen 1780 und 1880
Hartmut Kutzke (Universität Oslo)

DIENSTAG, 10.11.2009
(Fortsetzung)
9:00-9:30 Uhr
Stucco Lustro und Materialimitation im 19. Jahrhundert
Erwin Emmerling (Technische Universität München)

9:45-10:15 Uhr
«Stereochromie» in der Wandmalerei des 19. Jahrhunderts
Jürgen Pursche (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München)

10:30-11:00 Uhr: Kaffeepause

11:00-11:30 Uhr
Das Material Farbe. Ausstellung und Kongress der Deutschen Gesellschaft
zur Beförderung rationeller Malverfahren 1893 in München
Kathrin Kinseher (Akademie der Bildenden Künste, München)

Probleme der Farbrestaurierung
11:45-12:15 Uhr
Das Pompejanum in Aschaffenburg
Matthias Staschull (Bayerische Schlösserverwaltung, München)

12:30-14:00 Uhr: Mittagspause

14:00-14:30 Uhr
Zu den Maltechniken der Semper-Aula und der ehemaligen Eidgenössischen
Sternwarte
Gertrud Fehringer / Ueli Fritz (Bern / Hochschule der Künste Bern)

14:45-15:15 Uhr
Möglichkeiten und Grenzen der Farbanalyse
Detlef Günther (ETH Zürich)

15:30-16:00 Uhr: Kaffeepause

Konzeptionen farbiger Architektur
16:00-16:30 Uhr
«in hohem Grade vergeistigt». Materielle und symbolische Qualitäten
von Farbe in Sempers «Prinzip der Bekleidung»
Sonja Hildebrand (ETH Zürich)

16:45-17:15 Uhr
Semper - Wagner - Nietzsche
Fritz Neumeyer (Technische Universität Berlin)

17:30-18:00 Uhr
Abschlussdiskussion

18:00 Uhr: Apéro

Veranstaltet durch
Institut für Denkmalpflege und Bauforschung, ETH-Zürich in Kooperation mit
ICOMOS Suisse und der Stiftung zur Förderung der Denkmalpflege

Kontakt: Dr. Robin Rehm, Institut für Denkmalpflege und Bauforschung, ETH
Hönggerberg, Wolfgang-Pauli-Str. 27, 8093 Zürich, rehm(at)arch.ethz.ch

Quellennachweis:
CONF: Maltechnik & Farbmittel der Semperzeit (Zuerich, 9-10 Nov 09). In: ArtHist.net, 24.10.2009. Letzter Zugriff 21.10.2025. <https://arthist.net/archive/31896>.

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