ANN 11.10.2009

See This Sound. Versprechungen von Bild und Ton (Kunstmuseum Linz, Oct- Dec 09)

Kirsch Nina

"See This Sound. Versprechungen von Bild und Ton".

Begleitprogramm zur Ausstellung im Lentos Kunstmuseum Linz,
28.8.2009 bis 10.1.2010

Donnerstag, 15.10.2009, 19 Uhr
Ultra-red
Vortrag des Künstlerkollektivs in englischer Sprache

Das Künstler- und Aktivistenkollektiv Ultra-red entwickelt seit 1994
soundbasierte Untersuchungen zu den politischen Bedingungen der AIDS-Krise.
Der Sechskanal-Videoinstallation Untitled (for six voices) liegt eine Serie
von Performances mit dem Titel Silent/Listen zugrunde, die in verschiedenen
Kunstinstitutionen in Nordamerika stattfand und mit HIV/AIDS lebende
Sozialarbeiter, Forscher und Aktivisten versammelte. Jede Performance begann
mit einer Aufführung von John Cages 4'33''. Im Anschluss waren die
Teilnehmer eingeladen, sich zur "Stille" sowie zum Verhältnis der
Kunstinstitution zu AIDS Gedanken zu machen.

Donnerstag, 22.10.2009, 20 Uhr
Augenclick - Pheromonic_Hungry Walking Blues
Station Rose, Frankfurt

Das Künstlerduo Station Rose - Elisa Rose (Visuals) & Gary Danner (Sound),
das 1988 den ersten Raum für "Medienkunst" in Wien gegründet hat, sieht
seine audiovisuelle Netzkunst als neue Sprache, welche die der Buchstaben
zerstört. Für seine Live-Performance kreiert es einen "pheromonischen Raum".
Die Samples und Substanzen, die Station Rose während der Performance an das
Publikum abgibt, sollen wie Duftstoffe das Verhalten steuern. Das komplexe
Kommunikationssystem der Natur wird in ihrer digitalen Kunst performativ
angewandt und das Pheromonische als audiovisuelle Flüssigkeit hergestellt.
Signale lösen Verhaltensreaktionen aus.
/// Live-Performance, Uraufführung

Donnerstag, 5.11.2009, 19 Uhr
Diavortrag und Filmvorführung von Michael Snow
New York Eye and Ear Control, 1964
16 mm, 34 min, s/w, Ton
Michael Snow, Künstler und Filmemacher, Toronto

Ursprünglich ein professioneller Jazzmusiker, wandte sich Michael Snow in
den 1960er-Jahren auch anderen künstlerischen Interessen zu und wurde zum
bedeutenden Vertreter des Structural Film. Seit den 1970ern widmet er sich
zunehmend Tonaufnahmen und Klanginstallationen. Dem Verhältnis zwischen Bild
und Ton schenkt er bereits in seinem Film New York Eye and Ear Control
besondere Aufmerksamkeit: Der Soundtrack ist eine Free-Jazz-Session aus dem
Jahr 1964 mit der besten Besetzung der Zeit, darunter Saxofonist Albert
Ayler und Trompeter Don Cherry. Der Film wurde auch als "Walking Woman"
bekannt, nach der Silhouette einer Frau (der Musikerin Carla Bley), die vor
verschiedenen Hintergründen auftaucht - eine Konstante in Snows Werk.
/// Vortrag in englischer Sprache

Freitag, 6.11.2009, 16 Uhr
Michael Snow, Rameau's Nephew by Diderot (thanx to Dennis Young) by Wilma
Schoen, 1972-74
16mm, 266 min, Farbe, Ton
Ort: Moviemento Kino, Dametzstraße 30
/// Filmvorführung in Anwesenheit des Künstlers

Donnerstag, 19.11.2009, 19 Uhr
Wie der Klang in die Bilder kommt: Visual Music und frühe
Ton-Bild-Experimente im Film
Sandra Naumann Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Ludwig Boltzmann Institut
Medien. Kunst.Forschung., Linz

Bereits seit der Frühzeit der Kinematografie erprobten Filmemacher
vielfältige Konzepte, Film und Musik nicht einfach nur miteinander zu
kombinieren, sondern musikalische Prinzipien auf die bewegten Bilder zu
übertragen und mit abstrakten Formen eine visuelle Musik zu erschaffen oder
aber in experimentellen Bild-Ton-Kopplungen die materiellen Eigenschaften
des Mediums zu untersuchen. Das Programm zeigt eine Auswahl
außergewöhnlicher Pionierarbeiten, deren Gestalt und Formensprache nicht zu
unterschätzenden Einfluss auf Musikvideo, Videokunst und VJing hatten,
darunter einige Raritäten aus internationalen Filmarchiven. Mit Filmen von
Germaine Dulac, Len Lye, Harry Smith, James & John Whitney, Norman McLaren,
Shirley Clarke, Mary Ellen Bute und anderen.
/// Vortrag mit Filmbeispielen in deutscher Sprache

Sonntag, 29.11.2009, 11 Uhr
Kuratorinnenführung mit Cosima Rainer
/// Führung in deutscher Sprache

Donnerstag, 3.12.2009, 19 Uhr
Ort und Sound in den 1960er-Jahren
Liz Kotz, Assistant Professor, University of California, Riverside

In den letzten Jahren wurden Begriffe wie "Sound Art" und
"Soundinstallation" ziemlich leidig und unpräzise. Sie wurden als
Auffangbegriffe für alle möglichen Arten von Arbeiten mit auditivem Anteil
verwendet. Durch einen Vergleich wichtiger früher Projekte von Max Neuhaus
und La Monte Young wird Liz Kotz zeigen, dass ortsbasierte Arbeiten mit
Sound aus zwei verschiedenen Richtungen kommen: der Untersuchung von Orten
in postminimalistischer Kunst seit den späten 1960er-Jahren und der
Verräumlichung von Kunst, einer Praxis, die ihre Wurzeln in der westlichen
Konzerttradition hat, die aber in der unmittelbaren Nachkriegszeit einen
Höhepunkt erreichte, als neue Technologien elektronischer Sounderzeugung und
elektronischen Soundmixens sowie Lautsprecher und Verstärker es zunehmend
möglich machten, die Verteilung und Modulation von Sound im Raum zu
kontrollieren.
/// Vortrag in englischer Sprache

Donnerstag, 10.12.2009, 19 Uhr
Klemme Lasche Feder - Musik-Clips vor und nach dem MTV-Zeitalter
Christian Höller, springerin, Wien

Lange bevor das Musikfernsehen den "Clip" zu einem paradigmatischen
popkulturellen Format machte, wurden unterschiedlichste Arten der
Musikverfilmung erprobt. Erst das MTV-Zeitalter jedoch hat das
Ein-Song-Video standardisiert und kanonisiert. Heute, wo das Musikfernsehen
in seiner herkömmlichen Form immer mehr wie ein Auslaufmedium erscheint,
deuten sich neue Wege der Klangvisualisierung an. Der Abend spannt einen
historischen Bogen von der Vorzeit des Musik-Clips über dessen Blüte in den
1980er-Jahren bis hin zu jüngeren Ausläufern, die mit orthodoxen Musikvideos
kaum noch etwas gemein haben. Mit Beispielen von Bruce Conner, Pat O'Neill,
Dara Birnbaum, Godley & Creme, Sadie Benning, Roman Coppola, Michel Gondry
und anderen.
/// Vortrag mit Filmbeispielen in deutscher Sprache

Donnerstag, 17.12.2009, 19 Uhr
Unhörbare Beredsamkeit. Zu den verschwiegenen Stimmen der Kunst
Thomas Trummer Projektleiter Bildende Kunst beim Siemens Art Program

Lärmende Gebärden und lauthalses Sprechen gelten im Museum als wenig
opportun. So wie sich Bilder in Schweigen hüllen, so mögen sich auch
Betrachter in Sprachverzicht und Zurückhaltung üben. Scheinbar fraglos hat
die Kunst die religiöse Dimension des Schweigens für ihre Kulträume
übernommen. Seit der Klassik, die sich um edle Einfalt und um stille Größe
bemühte, herrscht in den Museen ruhige und vielsagende Andacht.
/// Vortrag in deutscher Sprache

Quellennachweis:
ANN: See This Sound. Versprechungen von Bild und Ton (Kunstmuseum Linz, Oct- Dec 09). In: ArtHist.net, 11.10.2009. Letzter Zugriff 12.07.2025. <https://arthist.net/archive/31859>.

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