Call for Papers
ÄSTHETIK DER GEWALT
Symposium des Kunsthistorischen Institutes der Universität zu Köln
11./12. Juli 2009
Deadline für Themenvorschläge: 31.03.2009
Das Spektrum der medial vermittelten Bilder der Gewalt differenziert sich
in den letzten Jahren kontinuierlich aus und konfrontiert uns täglich mit
Krieg, Folter oder Selbstmordattentaten in einer bis dahin nie dagewesenen
Distanzlosigkeit. Doch nicht nur die aktuelle, sondern auch die
historische Omnipräsenz von Gewaltdarstellungen fordert die
Kunstgeschichte und ihre Methodik dazu heraus, sich mit dem ikonischen
Charakter dieser Bilder und deren Geschichte grundlegend auseinander zu
setzen. Während andere wissenschaftliche Disziplinen (Soziologie,
Medienwissenschaften, Literaturwissenschaften etc.) eher philosophische,
sozial- und politikwissenschaftliche sowie ethische Aspekte fokussiert
haben, wird sich das Symposium der ästhetischen Dimension von
Darstellungen der Gewalt widmen. Ausgehend von der Überlegung, ob und wie
das Phänomen einer Ästhetik der Gewalt kunsthistorisch zu fassen ist, soll
die Frage nach der Darstellbarkeit von Gewalt in der Bildenden Kunst und
in der Populärkultur (Film, Comic, Videogames, Internet etc.) im
Mittelpunkt stehen. Zum Einen gilt es, die jeweils spezifischen
historischen Kontexte der Gewaltbilder zu untersuchen, um deren Funktionen
sowie Strategien der Instrumentalisierung zu erfassen. Zum Anderen ist von
Interesse, inwiefern sich Konzepte einer Ästhetik der Gewalt tradieren und
sowohl epochen- als auch gattungsübergreifend zum Ausdruck kommen oder
inwieweit Brüche und Diskontinuitäten innerhalb der Genealogie
visualisierter Gewalt feststellbar und erklärbar sind. Im Fokus sollen
deshalb auch die jeweiligen Ästhetisierungsprozesse und künstlerischen
Darstellungsstrategien, wie z.B. Verismus, Abstraktion, Fragmentierung,
Karikatur etc., sowie deren medienspezifische Manifestationen stehen. Die
dargestellte Gewalt soll als eine ästhetische Konstruktion analysiert
werden, die in ihrer Wirkungsmacht der Vermittlung moralischer,
philosophischer und kunsttheoretischer Komplexe dienen kann.
Mögliche Ansatzpunkte und Themenbereiche für Beiträge und Diskussionen zum
Symposium wären:
- Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit von Gewalt / implizite und explizite
Gewalt
- Ambivalenz der Gewalt: reale vs. inszenierte Gewalt,
legitimierte/kontrollierte vs. „ungerechte“/unkontrollierte Gewalt,
Affirmation vs. Subversion der Gewalt
- Rezeption der Gewaltdarstellungen zwischen Abscheu und Sensationsgier
- Dichotomie Täter/Opfer
- Körper als ästhetisiertes Medium der Gewalt
- Gewalt und künstlerisches Selbstverständnis
- Gewalt und geschlechtliche Codierungen
- Materialität der Gewalt
- Gewalt und Experiment, Empirie der Gewalt
- Blickregime, Rhetorik der Gewalt
- Manifestierung und Verherrlichung der Gewalt innerhalb der christlichen
Ikonografie (Passionsdarstellungen, Martyrien der Heiligen etc.)
- Auseinandersetzungen mit Gewalt im Kontext von Krieg, Terrorismus,
Sklaverei, Folter etc.
- Architektur der Gewalt (Gefängnisbauten etc.)
Das Spektrum des Symposiums ist epochen- und medienübergreifend angelegt
und richtet sich in erster Linie an Nachwuchswissenschaftler/innen.
Für jeden Vortrag ist insgesamt eine Stunde vorgesehen, wobei die
Vortragszeit 30 Minuten nicht überschreiten soll. Erbeten sind ein
Abstract von maximal einer Seite Länge, welches das Vortragsvorhaben
skizziert, sowie ein kurzer Lebenslauf mit Stichworten zu den
Forschungsinteressen an die Email-Adresse:
khi-aesthetikdergewaltuni-koeln.de. Stichtag der Einsendung ist der
31.03.2009.
Eine Publikation der Beiträge ist vorgesehen.
Die Kosten für Reise und Unterkunft werden erstattet.
Das Symposium wird gefördert von der Philosophischen Fakultät der
Universität zu Köln.
Wissenschaftliche Konzeption und Organisation:
Dr. des. Anna Pawlak und Dr. des. Kerstin Schankweiler
Universität zu Köln
Kunsthistorisches Institut
Albertus-Magnus-Platz
50923 Köln
www.uni-koeln.de/phil-fak/khi/
Quellennachweis:
CFP: Aesthetik der Gewalt (Koeln, 31 Mar 09). In: ArtHist.net, 17.02.2009. Letzter Zugriff 13.07.2025. <https://arthist.net/archive/31274>.