CONF 19.01.2009

Ambiguitaet in der Kunst (Wien, 5-7 Mar 2009)

Verena Krieger

Ambiguität in der Kunst
Typen und Funktionen eines anhaltend aktuellen Topos

Symposium
5.-7. März 2009
Universität für angewandte Kunst Wien
Oskar Kokoschka-Platz 2, 1010 Wien

Anmeldung und Information: ambiguitätuni-ak.ac.at oder 0043-(0)1-71133-2761

Zeitgenössische Kunst scheint kaum je über eine eindeutige Aussage zu
verfügen. Die Auslegung der Arbeiten ist dominiert von einer
Terminologie, die Vieldeutigkeit, Ambivalenzen, Unentschiedenheit oder
gar werkimmanente Widersprüche betont. Gerade solchen Positionen wird
hohe künstlerische Qualität und Aktualität attestiert, die sich der
eindeutigen Interpretation entziehen. Der Topos der Vieldeutigkeit ist
in der Kunstwissenschaft wie im Kunstbetrieb ubiquitär. Gleichwohl wird
er bislang kaum reflektiert.

Ambiguität ist aber mehr als ein Topos der Kunstkritik und auch nicht
nur ein Spezifikum der Gegenwartskunst. Kulturtheoretikern gilt sie als
bestimmendes Charakteristikum der gesamten modernen Kultur und
Gesellschaft. Die Künste sind dabei der Ort, an dem sich ambige
Strukturen und ambivalente Rezeptionsweisen besonders deutlich
artikulieren, dies freilich in einem ständigen historischen Wandel.
Schon im Mittelalter und der früher Neuzeit hat es künstlerische und
rezeptionsästhetische Modelle der Mehrdeutigkeit gegeben. In der Zeit um
1800, als Goethe, Schlegel und Novalis die Rätselhaftigkeit und
Mehrdeutigkeit zum Qualitätsmerkmal erhoben, wurde Ambiguität zum
ästhetischen Paradigma. Seit den 1960er Jahren setzte sich mit Ecos
Terminus des "offenen Kunstwerks" die Auffassung durch, dass Ambiguität
konstitutiv für den Kunstcharakter eines Werks schlechthin sei.
Theoretiker der Postmoderne haben das Vieldeutige über den ästhetischen
Diskurs hinaus universalisiert. Aktuell diskutierte Konzepte wie das der
Hybridität schließen an diese Debatten an.

Das Symposium bietet Gelegenheit, die Vielzahl der Aspekte des Themas -
Produktions- und Rezeptionsästhetik, Kunsttheorie und künstlerische
Praxis, Ambiguität als Paradigma der Kunstkritik und
kunstgeschichtlicher Forschung - einer Zusammenschau und kritischen
Reflexion zu unterziehen.

Konzept:
Verena Krieger, Universität für angewandte Kunst Wien
Rachel Mader, Institut für Gegenwartskünste IFCAR Zürich

PROGRAMM

Donnerstag, 5. März 2009

14.00 Uhr Begrüßung durch den Rektor Dr. Gerald Bast

14.15 Uhr Verena Krieger (Wien)
"At war with the obvious" - Kulturen der Ambiguität.
Historische, psychologische und ästhetische Dimensionen des Mehrdeutigen

Sektion 1: Ambiguität im Mittelalter und der frühen Neuzeit
Moderation: Marianne Koos (Fribourg)

15.00 Uhr Silke Tammen (Gießen)
Wahre Bildnisse im Gebüsch, wahre Reliquien im Reliquiar:
ein janusköpfiges Reliquiar aus dem Kathedralschatz von Palma (Mallorca)
aus der Mitte des 15. Jahrhunderts -
Gedanken zur Ambiguität mittelalterlicher Reliquiare

16.00 Uhr Kaffeepause

16.30 Uhr Valeska von Rosen (Bochum)
Strategien der Ambiguität im frühneuzeitlichen Sammlerbild

17.30 Uhr Daniela Hammer-Tugendhat (Wien)
Tournez s'il vous plaît! Transkriptionen einer Rückenfigur Gerard Ter Borchs

18.30 Uhr Pause

19.00 Uhr Abendvortrag
Oskar Bätschmann (Bern)
Zeigen und Verbergen in Bildern

Freitag, 6. März 2009

Sektion 2: Ambiguität als Signum moderner und zeitgenössischer Kunst
Moderation: Wolfgang Brückle (London) / Johanna Schwanberg (Linz/Wien)

10.00 Uhr Reinhard Wegner (Jena)
Von Kipp-Figuren und Klapp-Bildern. Ambiguität um 1800

11.00 Uhr Regine Prange (Frankfurt am Main)
Sinnoffenheit als metapicturales Prinzip der Moderne
Die Rückenfigur von Friedrich bis Godard

12.00 Uhr Mittagspause

14.30 Uhr Brigitte Borchardt-Birbaumer (Wien)
Schamanismus oder postmodernes Verfahren?
Zur Funktion der Unbestimmtheit bei Beuys

15.30 Uhr Kaffeepause

16.00 Uhr Philip Ursprung (Zürich)
,Two-Way Mirror' - Dan Grahams Ambivalenz

17.00 Uhr Tobias Vogt (Berlin)
Paradoxien der Erleuchtung. Jeff Koons vs. Pablo Picasso

Samstag, 7. März 2009

Sektion 3: Ambiguität als Wertbegriff und Paradigma
Moderation: Sabeth Buchmann (Wien)

9.30 Uhr Dario Gamboni (Lausanne)
Morphogenese und Metamorphose: Ambiguität vor, in und nach dem Werk

10.30 Uhr Rachel Mader (Zürich)
Produktive Simulationen. Über Ambivalenz in der zeitgenössischen Kunst
am Beispiel von Neo Rauch, Aernout Mik und Santiago Sierra

11.30 Uhr Kaffeepause

12.00 Uhr Tom Holert (Berlin/Wien)
Wozu Ambiguität? Epistemologische und politische Überlegungen zu
Uneindeutigkeiten in der Gegenwartskunst

13.00 Uhr Ende

Quellennachweis:
CONF: Ambiguitaet in der Kunst (Wien, 5-7 Mar 2009). In: ArtHist.net, 19.01.2009. Letzter Zugriff 10.05.2025. <https://arthist.net/archive/31161>.

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