Michelangelo und die Sprache der Architekturzeichnungen
Michelangelo e il linguaggio del disegno d'architettura
Convegno internazionale
a cura di Alessandro Nova e Golo Maurer
in collaborazione con la Casa Buonarroti
29.-31. Januar 2009
Kunsthistorisches Institut in Florenz
Via Giuseppe Giusti 38
Casa Buonarroti
Via Ghibellina 70
Michelangelos Architekturzeichnungen wurden lange als das behandelt,
was die klassische Kunstgeschichte gerne als "Sonderfall" bezeichnet
hat: ein vom Kontext suspendierter und von der "Norm" isolierter
Ausnahmefall, für dessen Erforschung Freiheiten erlaubt schienen, an
die sonst nicht zu denken war. Ihre bisweilen mystische Überhöhung als
Reliquien der irdischen Taten und Werke eines zeitweise als
gottähnlich verehrten Schöpfers verstellte nicht selten den Blick auf
den faktischen Quellenwert, der weit über die bloße Rekonstruktion
bau- und planungsgeschichtlicher Abläufe hinausgeht.
Gemäß ihrer Sonderstellung haben Michelangelos Architekturzeichnungen
eine Vielzahl unterschiedlicher Deutungen erfahren, die nicht immer
von einander Notiz - und nur selten auf einander konkreten Bezug
nahmen. Das allgemeine Wissen wurde dadurch fraglos bereichert - und
doch kann die (auch interdisziplinäre) Erweiterung der Ansätze
manchmal auch dazu führen, den Zeichnungen Aussagen zu unterlegen, für
die sie als Quellen nicht unbedingt taugen. Die Architekturgeschichte
sieht sich dann in der unattraktiven Rolle des Spielverderbers dazu
genötigt, inmitten anregender Diskussionen an jene fachspezifischen
methodischen Standards zu erinnern, die gerade bei sich öffnenden
Diskursen den Unterschied zwischen These und Behauptung ausmachen.
Freilich ist auch die Architekturgeschichte im Falle Michelangelos
keine homogene Abteilung. Für Diversität sorgte im 20. Jahrhundert vor-
allem die Teilung in akademische Schulen, deren Grenzen nicht selten
mit jenen zwischen Sprachen und Ländern zusammenfielen. Unterschiede
in akademischen Traditionen und wissenschaftlichen Strukturen, in
Wissenschaftssprache, Terminologie und Diskursgewohnheiten haben sich
zu bewußten wie unbewußten Michelangelo-Bildern verfestigt, deren
Verteidigung die Bereitschaft zur Objektivität häufig überlagerte.
Spürbar waren vor allem die Unterschiede zwischen der angelsächsischen
und der deutschsprachigen Michelangelo-Forschung, die durch die
Emigranten der dreißiger Jahre und ihre Schüler nur vorübergehend zu
einer Synthese fanden.
Vor diesem Hintergrund scheint eine Bestandsaufnahme der
wissenschaftlichen Ansätze ebenso wünschenswert wie vielversprechend.
Michelangelos Architekturzeichnungen sind als fest umrissenes, in
Fragen der Eigenhändigkeit vergleichsweise unumstrittenes Gebiet
besonders geeignet, einen solchen Dialog anzuregen. In dieser Absicht
- und vor dem Hintergrund eines mit den Ausstellungen und
Publikationen der vergangenen zwei Jahre spürbar gestiegenen
Interesses - veranstaltet das Kunsthistorische Institut in Florenz in
Zusammenarbeit mit der Casa Buonarroti eine internationale,
ausschließlich den Architekturzeichnungen gewidmete Tagung, an dem
Wissenschaftler aus Italien, USA, England, Deutschland und der Schweiz
teilnehmen. Neben der klassischen Sicht auf die Architekturzeichnungen
als Instrument der Planung werden dabei vor allem mediale, auf die
Zeichnung als Gattung bezogene Aspekte zur Sprache kommen.
Ziel ist eine offene Diskussion über alle damit verbundenen Fragen zum
Medium (Material, Technik, Modus, Stil, Darstellungsmittel,
Überlieferung), zur Funktion (Zeichnen als manuelle Tätigkeit,
visualisiertes Denken und Entwerfen, Selektion von Problemen), zur
Kommunikation (Adressaten, Zeichnung und Text, Verständnis und
Mißverständnis), zum Verhältnis von Darstellung und Dargestelltem
(Konventionen, Maßstab, Abstraktion, Vereinfachung, Symbol,
Eigendynamik des Zeichnens, Hilfskonstruktionen, Utopie) sowie zu den
damit verbundenen Prozessen (Planungsstadien, Übernehmen, Erfinden,
=C4ndern, Verwerfen, Festlegen, Offenlassen).
Donnerstag 29. Januar 2009
Kunsthistorisches Institut in Florenz
18.00 Abendvortrag
Christof Thoenes (Roma)
Michelangelo und Architektur
Freitag 30. Januar 2009
Kunsthistorisches Institut in Florenz
Vormittag
Presiede: Cristina Acidini
9.30 Alessandro Nova e Golo Maurer
Introduzione
10.00 Amedeo Belluzzi (Firenze)
Il collezionismo dei disegni architettonici di Michelangelo
10.45 Mauro Mussolin (Firenze)
Carte alla mano: alcune notazioni sui fogli michelangioleschi
di architettura di Casa Buonarroti
11.30 Pausa
11.45 Christoph Luitpold Frommel (Roma)
I progetti di Michelangelo per la tomba di Giulio II e l'evoluzione
del suo linguaggio architettonico
12.30 Silvia Catitti (Firenze)
Michelangelo e il disegno come strumento progettuale ed esecutivo
13.15 Pausa pranzo
Nachmittag
Presiede: Guido Beltramini
15.30 Vitale Zanchettin (Venezia/Roma)
Michelangelo: il disegno per costruire in pietra. Ragioni e metodi
nella rappresentazione ortogonale
16.15 Howard Burns (Pisa/Vicenza)
Michelangelo e Palladio:
dalla lavorazione della pietra alla composizione sulla carta
17.30 Pausa
17.45 Golo Maurer (Heidelberg/Firenze/Roma)
Michelangelo e il rettangolo
19.00 Abendvortrag
Horst Bredekamp (Berlino)
Michelangelos Schußlinien
Samstag 31 Januar 2009
Casa Buonarroti
Vormittag
Presiede: Pina Ragioneri
9.30 Pietro Ruschi (Firenze)
Anamnesi come progetto: i disegni di Michelangelo per Porta Pia
10.15 Marco Calafati (Firenze)
Michelangelo e il Palazzo Grifoni a San Miniato al Tedesco
11.00 Pausa
11.15 Claudia Echinger-Maurach (Münster)
Zu Michelangelos übereinandergeschichteten Architekturentwürfen:
ein Phänomen seines Spätstils?
12.00 Caroline Elam (Londra)
The significance of the profile in Michelangelo's architectural drawings
12.45 Pausa pranzo
Nachmittag
Presiede: Golo Maurer
15.00 Andreas Tönnesmann (Zurigo/Basilea)
Zeichnung und Dichtung. Die Sprache Michelangelos
15.45 Georg Satzinger (Bonn)
?Le fatiche durate da lui? - I disegni per la facciata di San Lorenzo
16.30 Pausa
16.45 Amelio Fara (Firenze)
Rappresentazione ortografica dell'architettura
da Michelangelo a Bernardo Buontalenti
17.30 Rab Hatfield (Firenze)
Michelangelo's Fortification Drawings
Kunsthistorisches Institut in Florenz
Max-Planck-Institut
Via Giuseppe Giusti 44
I-50121 Firenze
contatti:
Golo Maurer
g.maurerzegk.uni-heidelberg.de
Sabine Feser
Tel. +39 055 249 11 85
feserkhi.fi.it
Quellennachweis:
CONF: Michelangelo (Firenze, 29-31 Jan 09). In: ArtHist.net, 08.01.2009. Letzter Zugriff 10.05.2025. <https://arthist.net/archive/31136>.