TOC 09.10.2008

Fotogeschichte, Heft 109, Herbst 2008: Geschichte der Stereoskopie

Fotogeschichte

Stereoskopie

Sehr geehrte Damen und Herren,

soeben ist das neue Heft der Zeitschrift FOTOGESCHICHTE erschienen.

Hinweisen möchten wir Sie auch auf das fotohistorische Online-Projekt
von Timm Starl. Die ersten zwölf Kapitel seiner Kritik der Fotografie
sind nun online gestellt. Es handelt sich um Beiträge zu einer Theorie
der Fotografie, die über die bislang vorliegenden kunst- und
medienwissenschaftlichen Ansätze hinausgeht. Materielle Grundlagen sind
die Hervorbringungen der Frühzeit in den 1830er und 40er Jahren, die im
Kontext der Entwicklung apparativer Bildmedien sowie
naturwissenschaftlicher und kultureller Setzungen in den Bereichen
Astronomie, Optik, Theater, Literatur, Ausstellungen u.a. bis zur Mitte
des 19. Jahrhunderts gesehen werden. Punktuell wird auf spätere
bildliche Erscheinungen sowie rezeptionsgeschichtliche Aspekte
eingegangen: www.kritik-der-fotografie.at

Ihre Redaktion Fotogeschichte

RÄUMLICHES SEHEN
DIE STEREOSKOPIE IM 19. UND 20. JAHRHUNDERT

Fotogeschichte. Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie
Heft 109 (Herbst 2008), 80 Seiten, zahlreiche Abb. in S/W, 20 Euro, Abo:
64 Euro, Jonas Verlag Marburg

Information und Bestellung: www.fotogeschichte.info

ZUM HEFT:

Die Stereoskopie ist (fast) so alt wie die Fotografie und ein frühes
Beispiel für die Massenproduktion von Bildern: Bereits 1851 wurden auf
der Londoner Weltausstellung innerhalb von drei Monaten mehr als 250.000
stereoskopische Ansichten verkauft. Der erste Höhepunkt der Begeisterung
für das räumliche Sehen fällt in die 1860er Jahre. Im Jahr 1862
verkaufte die London Stereoscopic Company über eine Million Aufnahmen
und kreierte den populären Werbeslogan "Keine Familie ohne Stereoskop!"
Die Stereoskopie war aber auch um die Jahrhundertwende beliebt und
erlebte -- was weniger bekannt ist -- auch in der Zeit des
Nationalsozialismus eine Renaissance. Die Beiträge beleuchten neue
Facetten in der Geschichte der Stereoskopie, einem lange Zeit
vernachlässigten Genre der populären Fotografie.

Timm Starl beschäftigt sich einleitend mit den sozialen Effekten des
stereoskopischen Schauens. Er diagnostiziert in der apparativen
Vereinzelung des stereografischen Sehens eine Tendenz zu passiven und
privaten Seherlebnissen. Lars Blunck geht den in den 1850er Jahren
einsetzenden Versuchen nach, das räumliche Sehen mit dem bewegten Bild
in Verbindung zu bringen. Er kann zeigen, dass die Suche nach dem
3D-Film älter ist als die Geschichte des Films. Sebastian Fitzner hat
die kurze Renaissance der Stereoskopie in der Zeit des
Nationalsozialismus erforscht. Hitler persönlich, so argumentiert er,
hat sich für das Programm des räumlichen Sehens begeistert. Der Autor
untersucht, inwieweit die mediale "Raumsehnsucht" in der NS-Zeit auch
mit den gesellschaftlichen und politischen Raummetaphern der Eroberung
in Verbindung steht.

Die weiteren Beiträge verlassen den Themenschwerpunkt "Stereoskopie".
Hans-Jürgen Lechtreck beschäftigt sich mit Roger Fentons Fotografien
(1856--1858) von Gorillas im British Museum und beleuchtet die Rolle,
die die Bilder in den frühen Debatten um die Evolutionstheorie spielten.
Bernhard Kathan schließlich stellt ein Fotoprojekt der schwedischen
Künstlerin Hanna Sjöberg vor.

BEITRÄGE:

Timm Starl: Zur Dimension von Stereobildern

Lars Blunck: "Zugleich körperlich und bewegt". Antoine Claudet, Jules
Duboscq und die Anfänge der stroboskopischen Stereofotografie

Sebastian Fitzner: "Raumrausch und Raumsehnsucht". Zur Inszenierung der
Stereofotografie im Dritten Reich

Hans-Jürgen Lechtreck: Evolution vor der Kamera. Roger Fenton und
Richard Owen im British Museum 1856--1858

Bernhard Kathan: Außerhalb des Bildrandes. Hanna Sjöbergs
"Großvaterkaleidoskop"

REZENSIONEN:

Anton Holzer: Irme Schaber, Richard Whelan, Kristen Lubben (Hg.): Gerda
Taro. From the Collection of the International Center of Photography --
New York: International Center of Photography, Göttingen: Steidl, 2007.

Timm Starl: Sarah Greenough and Diane Waggoner with Sarah Kennel and
Matthew S. Witkovsky: The Art of the American Snapshots 1888 -- 1978.
From the Collection of Robert E. Jackson -- Washington: National
Gallery of Art in association with Princeton University Press, 2007.

Benjamin Städter: Jörn Glasenapp: Die deutsche Nachkriegsfotografie.
Eine Mentalitätsgeschichte in Bildern -- München: Wilhelm Fink Verlag,
2008.

Jörn Glasenapp: Anthony W. Lee und Richard Meyer: Weegee and Naked City,
Defining Moments in American Photography, Volume 3. Berkeley: University
of California Press, 2008.

Anton Holzer: Frankierte Fantastereien. Das Spielerische der Fotografie
im Medium der Postkarte. Aus den Postkartensammlungen von Gérard Lévy
und Peter Weiss, hg. von Clément Chéroux und Ute Eskildsen, mit einem
Text von Clément Chéroux -- Göttingen: Steidl, 2007.

Ute Wrocklage: Emmanuel Guibert, Didier Lefèvre, Frédéric Lemercier: Der
Fotograf; Band 1: In den Bergen Afghanistans; Band 2: Ärzte ohne Grenzen
(erscheint Herbst 2008); Band 3: Allein in Pakistan (erscheint Frühjahr
2009) -- Aus dem Französischen: Martin Budde -- Zürich: Edition Moderne,
2008.

FORSCHUNG:

Katrin Engmann: Beobachtungen in Amerika (1969) -- Fotografien von Kurt
Heinrich Hansen.

Miriam Halwani: Marginalien zur Fotografiegeschichtsschreibung. Mythen
und Methoden.

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Fotogeschichte
Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie

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Quellennachweis:
TOC: Fotogeschichte, Heft 109, Herbst 2008: Geschichte der Stereoskopie. In: ArtHist.net, 09.10.2008. Letzter Zugriff 18.09.2025. <https://arthist.net/archive/30821>.

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