Kolloquium
Ein Händler "entarteter" Kunst. Bernhard A. Böhmer und sein Nachlass
Rostock, 3. September 2008
Die Forschungsstelle "Entartete Kunst" am Kunsthistorischen Institut der
Freien Universität Berlin und das Kulturhistorische Museum Rostock laden
zu einem öffentlichen Kolloquium am 3. September 2008 ein. Die
Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung ?Meisterwerke der
Moderne. Aus den Beständen der 1937 von den Nationalsozialisten
beschlagnahmten Kunst? im Kulturhistorischen Museum und in der
Kunsthalle Rostock (noch bis zum 7. September) statt.
Bernhard Alois Böhmer (1892-1945) gehörte zu den vier Kunsthändlern, die
zum Verkauf der 1937 in deutschen Museen als ?entartet? beschlagnahmten
Kunstwerke autorisiert waren. Dokumente weisen darauf hin, dass bei
Böhmer in Güstrow nicht nur die offiziell über ihn ?verwerteten?
Kunstwerke lagerten. Nach dem Krieg ließ die Deutsche Zentralverwaltung
für Volksbildung in der Sowjetischen Besatzungszone seinen Nachlass
sicherstellen und die annähernd 1000 Werke in Rostock deponieren. Der
ursprüngliche Plan, die aus ostdeutschem Museumsbesitz stammenden Werke
den Herkunftsinstitutionen zurückzugeben, konnte nur teilweise
verwirklicht werden. Heute befinden sich im Kulturhistorischen Museum in
Rostock noch rund 600 Werke, von denen derzeit in Rostock erstmals ein
großer Teil ausgestellt ist.
Die Vorträge des Kolloquiums widmen sich sowohl Böhmers Praktiken als
Händler und seinen Kontakten im NS-Staat, als auch dem Umgang mit seinem
Nachlass nach 1945. Ein erst vor kurzem entdeckte umfangreiches Konvolut
an Dokumenten und Fotografien erlaubt einen ganz neuen Einblick in den
Handel mit ?entarteter? Kunst und deren Rezeption bis weit in die
Nachkriegszeit. Ein Schwerpunkt des Kolloquiums wird sein, das
historische und rechtliche Schicksal der Hinterlassenschaft Böhmers zu
thematisieren.
Programm des Kolloquiums
Roland Methling (Oberbürgermeister der Hansestadt Rostock) Eröffnung
Prof. Dr. Uwe Fleckner (Leiter der Forschungsstelle "Entartete Kunst",
Berlin / Hamburg) Die Forschungsstelle "Entartete Kunst" - Profil und
Forschungsziel
Marie-Luise Tapfer M.A. (Bad Homburg) ?Entartete? Gemälde von Lovis
Corinth bei Bernhard A. Böhmer
Frédérique Régincos M.A. (Berlin) Gründe und Abgründe einer Freundschaft
- Bernhard A. Böhmer und Rolf Hetsch
Andreas Hüneke (Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin) ?Absolut
nichts Entartetes.? Beschlagnahmte Gemälde Wilhelm Morgners in Güstrow
und ihre Rückgabe
Isgard Kracht M.A. (Düsseldorf) Bernhard A. Böhmer und das
Nachlassgremium Ernst Barlach
Dr. Meike Hoffmann (Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin)
Geplündert, geborgen, verkauft, sichergestellt - Böhmers Nachlaß nach
1945
Dr. Heidrun Lorenzen (Leiterin des Kulturhistorischen Museums Rostock)
Der Rostocker Bestand in Geschichte und Gegenwart
PD Dr. Detlev Brunner (Institut für Zeitgeschichte, Berlin) Güstrow 1945
Harald König (Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen,
Berlin) Das rechtliche Schicksal des im Nachlass von Bernhard A. Böhmer
befindlichen Reichsvermögens
Dr. Uwe Hartmann (Leiter der Arbeitsstelle für Provenienzrecherche/
-forschung, Berlin) Politischer Auftrag, moralische Verpflichtung und
fachliche Herausforderung. Zu Aufgaben und Zielen der Arbeitsstelle für
Provenienzrecherche/ -forschung
Die Teilnahme am Kolloquium ist kostenlos.
Ort und Zeit
Universitätshauptgebäude, Hörsaal 218, Universitätsplatz 1, 18051
Rostock Mittwoch, den 3. September 2008, 10:00 bis 19:00 Uhr
Kontakt
Dr. Meike Hoffmann, Forschungsstelle "Entartete Kunst" Berlin
fsekzedat.fu-berlin.de.
Dr. Heidrun Lorenzen, Kulturhistorisches Museum Rostock,
kulturhistorisches.museumrostock.de
Quellennachweis:
CONF: Ein Haendler entarteter Kunst (Rostock, 3 Sept 08). In: ArtHist.net, 01.09.2008. Letzter Zugriff 13.07.2025. <https://arthist.net/archive/30706>.