Call for Papers
Tagung des Forschungsprojekts „REQUIEM - Die römischen Papst- und
Kardinalsgrabmäler der Frühen Neuzeit“ am Seminar für Kunstgeschichte der
Humboldt-Universität zu Berlin
vom 08. 05. bis 09. 05. 2009
zum Thema
Das Grabmal des Günstlings
Die Gestalt des Günstlings als konstitutives Element frühneuzeitlicher
Herrschaftspraxis ist verstärkt in den Fokus der historischen Forschung
geraten. Dabei wurde die in der Vergangenheit häufig anzutreffende
moralische Verurteilung des „Favoriten“ aufgegeben, zugunsten einer
sachlichen Analyse seiner Rolle im Rahmen von Herrschaftsorganisation und
Staatsbildungsprozess im Europa des 16. bis 18. Jahrhunderts. Die Figur
des (häufig, aber nicht immer) aus vergleichsweise bescheidenen
Verhältnissen stammenden Höflings, der zum einflußreichen, oftmals die
Linien der „großen“ Politik bestimmenden, das exklusive Vertrauen eines
Herrschers besitzenden Günstling aufsteigt, findet sich in zahlreichen
Varianten und tritt in unterschiedlichen politischen und
gesellschaftlichen Kontexten auf.
Aufstieg und Fall des Günstlings und die ihnen zugrunde liegenden
Mechanismen sind inzwischen in einer Vielzahl von Einzelstudien untersucht
worden, ebenso die Rolle von Günstlingen als Förderer von Kunst und
Kultur. Hingegen stellt die (Selbst-)Darstellung der Favoriten nach ihrem
Tod, nämlich in Gestalt des Grabmals, bisher einen blinden Fleck der
Forschung dar. Das Ziel der REQUIEM-Tagung wird es von daher sein, in
einem ersten Schritt zu einer Bestandsaufnahme zu kommen: wo liessen sich
Günstlinge in welcher Form bestatten? Anhand von Beiträgen zu einzelnen
Personen, möglicherweise auch Personengruppen (etwa Kardinalnepoten,
Kardinalminister, Mätressen) geht es darum, die Erinnerungspraxis sowohl
im Hinblick auf langfristig erfolgreiche, wie auch auf gescheiterte,
gestürzte Favoriten zu untersuchen. Darauf aufbauend soll der Versuch
unternommen werden, Elemente einer „Typologie des Günstlingsgrabmals“ zu
entwickeln.
Die Tagung ist als interdisziplinäres Arbeitsgespräch zwischen Historikern
und Kunsthistorikern konzipiert und wendet sich ausdrücklich an Vertreter
beider Fachrichtungen.
Themenvorschläge werden mit einem maximal zwei Seiten umfassenden Abstract
bis zum 31.10. 2009 erbeten an:
Dr. Arne Karsten (arne.karstenculture.hu-berlin.de) oder PD Dr. Philipp
Zitzlsperger (philipp.zitzlspergerculture.hu-berlin.de)
Forschungsprojekt REQUIEM
Seminar für Kunstgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin
Dorotheenstr. 28
10099 Berlin
www.requiem-project.eu
Quellennachweis:
CFP: Das Grabmal des Guenstlings (Berlin, 8-9 May 09). In: ArtHist.net, 01.07.2008. Letzter Zugriff 16.07.2025. <https://arthist.net/archive/30634>.