CFP 10.06.2008

Monumentalmalerei des 19. Jhdts (Meissen, 14 Nov 08)

Kolloquium der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen

Monumentalmalerei des 19. Jahrhunderts. Das Ausgestaltungsprogramm der
Albrechtsburg Meissen im Vergleich mit anderen Bilderzyklen in Deutschland

Albrechtsburg Meissen, 14. November 2008

Die restaurierte Albrechtsburg Meissen erhielt mit den Monumentalmalereien
zur sächsischen Geschichte und Verherrlichung des Hauses Wettin eine neue
Bedeutung als vaterländisches Denkmal und öffentliches Museum. Das von elf
Künstlern geschaffene Wandbildprogramm stellt ein wertvolles Zeugnis der
Kunst des Historismus in Sachsen dar. Dies soll in einen breiteren Kontext
gestellt werden. Deshalb erbitten wir Beiträge zur regionalen und
überregionalen Monumentalmalerei des 19. Jahrhunderts.

Als Museum der sächsischen Landes- und Dynastiehistorie eingerichtet,
stellte das Schloss einen wichtigen Erinnerungsort für das Haus Wettin an
einem geschichtsträchtigen Ort dar. Wie in anderen deutschen Staaten diente
es als Gedenkstätte, um beim Entstehen eines starken Nationalstaates nach
1871 an eigene Traditionen und Glanzpunkte der Vergangenheit zu erinnern.
Monumentale Wandgemälde thematisieren historische Ereignisse und
verherrlichen das Herrschergeschlecht. Sie dienten als Legitimations- und
Hoffnungsträger für eine Monarchie, die immer mehr an Bedeutung verlor, und
ein Volk, das nach dem Scheitern der 1848/49er Revolution und den
gesellschaftlichen Umwälzungen der Industrialisierung nach Identifizierung
suchte. Die Albrechtsburg ist mit ihrer fast vollständig erhaltenen
historistischen Ausstattung eines der wenigen erhaltenen Beispiele für die
aus dieser Entwicklung resultierende Kunst.

Das Königlich-Sächsische Finanzministerium beauftragte den Geheimen Hofrat
Wilhelm Rossmann nach dem Auszug der Porzellan-Manufaktur mit einem
künstlerischen Gestaltungskonzept für das gesamte Schloss, dessen Kern ein
umfangreiches Bildprogramm darstellt. Die mit Mitteln aus der französischen
Reparationszahlung zwischen 1873 und 1881 finanzierten großformatigen
Historienbilder wurden für die Ausgestaltung der Räume als passend
angesehen. Die Szenen der sächsischen Landesgeschichte und insbesondere der
Geschichte der wettinischen Dynastie waren als „gemaltes Bilderbuch“ zur
Erinnerung und Belehrung gedacht. Die inhaltlichen Schwerpunkte der
Ausmalung lagen deshalb auf populären Ereignissen der Geschichte Sachsens
und des Schlosses, des Lebens des Namensgebers Albrechts des Beherzten und
anderen Herrscherpersönlichkeiten.
Im ersten und zweiten Obergeschoss entstanden insgesamt 25 Historienbilder,
20 Einzelfiguren, 15 Brustbilder, elf Architekturansichten, zwei Glasgemälde
und sieben Holzstatuen. Der Architekt und Theatermaler Ernst Haendel entwarf
die an mittelalterlichen Vorbildern orientierten, dekorativen Malereien.
Bereits zur Entstehungszeit setzte an den dazu im Widerspruch stehenden
„modernen“ Monumentalgemälden Kritik ein.

Die Historiengemälde der Albrechtsburg zählen neben den Ausmalungen der
Dresdner Semperoper zu den qualitätsvollsten Geschichts- und
Monumentalmalereien in Sachsen. Sieben der ausführenden Maler, darunter
Anton Dietrich, Erwin Oehme und Julius Scholtz, kamen von der Dresdner
Kunstakademie. Aufgrund der Vielzahl der Künstler und der unterschiedlichen
Malschulen sind die Gemälde stilistisch nicht einheitlich. Sie enthalten
nazarenische, realistische und impressionistische Elemente. Die
Wandmalereien entstanden in der seltenen Technik der Ölwachsfarbenmalerei.
Um das Bildprogramm in einen größeren Zusammenhang zu stellen, sollen Bezüge
zu ähnlichen Gemäldezyklen in Deutschland, wie den Fresken Moritz von
Schwinds auf der Wartburg, dem Münchner Hofgartenzyklus der
Cornelius-Schule, den Wandgemälden in der Kaiserpfalz in Goslar, dem Rathaus
in Aachen und dem Wernigeroder Schloss, diskutiert werden.

Geplant ist eine eintägige Veranstaltung am 14. November 2008 mit Vorträgen
interdisziplinärer Ausrichtung. Interessierte aus den Fachrichtungen
Kunstgeschichte, Geschichte und Restaurierung sind herzlich eingeladen. Für
die Referenten werden die Reisekosten übernommen.

Themenvorschläge (Abstract von maximal einer Seite, neben einer inhaltlichen
Skizzierung sowie Ausführungen zum methodischen Zugriff und der
Quellenbasis) und Angaben zur Person sowie zum wissenschaftlichen Profil
erbitten wir bis zum 31.7.2008: Antje Borrmann M.A., Staatliche Schlösser,
Burgen und Gärten Sachsen, Stauffenbergallee 2a, 01099 Dresden, Tel. (0351)
563 91 1001, antje.borrmannschloesserland-sachsen.de (Kontakt und
Informationen).

Quellennachweis:
CFP: Monumentalmalerei des 19. Jhdts (Meissen, 14 Nov 08). In: ArtHist.net, 10.06.2008. Letzter Zugriff 03.07.2025. <https://arthist.net/archive/30561>.

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