Ringvorlesung Universität Hamburg
Kunstpädagogische Positionen
„Bilder-Bildung“
Bilder bilden. Bilder generieren, organisieren, visualisieren,
symbolisieren Wissen. Sie sind Instrumente der Erkenntnis. Bilder machen
sichtbar, überhaupt geistig fassbar. Bildung ohne Bilder bildet nicht!
Bilder ohne Bildung aber sind gefährlich: Es kann zu Bilderflut und
Bilderfurcht kommen, zu Bilderstreit, gar Bilderverbot. Bilder sind
nicht Ab-Bilder, nicht Re-Produktionen, nicht Wieder-Gaben. Bilder sind
Phantome der Sichtbarkeit. Bilder gibt es, solange es Menschen gibt, die
um ihren Tod wissen. Was immer sie darstellen, sie sind etwas anderes
als das, was sie darstellen. Was ist ein Bild? Was bilden Bilder? Wie
bilden Bilder? Welche Bilder bilden? Welche nicht? Was verstehen wir
unter „Bild“, wenn wir Bilder zum typischen Gegenstand von
Kunst-Pädagogik machen?
Im 14-täglichen Wechsel definieren verschiedene Vertreter des Fachs ihre
kunstpädagogischen Positionen anhand des dem kunstpädagogischen Denken
und Tun unterstellten Bild-Begriffs. In den Terminen dazwischen wird
vor- und nachbereitend mit Hintergrund- und Basisliteratur gearbeitet.
Die Vorlesungstermine sind öffentlich, die zwischenliegenden Termine
sind Studierenden der Fachdidaktik und des Lernbereichs Kunst
vorbehalten.
Zeit: Mo, alle zwei Wochen von 16:15 – 17:45 Uhr
Ort: Universität Hamburg, Von-Melle-Park 8, R 504
Veranstalter: Dr. Andrea Sabisch, Prof. Dr. Torsten Meyer, Prof. Dr.
Wolfgang Legler;
[FuL] Forschungs- und Le[ ]rstelle Kunst - Pädagogik – Psychoanalyse
14.4.08 Prof. Dr. Hubert Sowa, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Was heißt: "Sich ein Bild machen?" Überlegungen im Rahmen einer
bildpraktischen Kunstdidaktik.
Das Anfertigen von Bildern ist - unabhängig von kunstdidaktischen
Positionen - noch immer ein Basismoment kunstpädagogischer Praxis. Ist
es das wirklich? Im Schreiben des Satzes kommen mir Zweifel. Was etwa
heißt "noch immer", wenn eine in manchen heutigen Konzepten gepflegte
"Offenheit" künstlerisch-ästhetischer Praxis sich gerade dem Bild zu
entziehen sucht? Ist das Bildermachen heute vielleicht gar ein
(kunst-)geschichtlicher Rückfall? Der Vortrag vertieft sich in diese
Fragen und wirft aufklärende Blicke in die Begründung und in die
Realität kunstpädagogischer Bildprozesse.
28.4.08 Prof. Dr. Kunibert Bering, Kunstakademie Düsseldorf
Visuelle Kompetenz
In der aktuellen Diskussion geht es intensiv um die Rolle des Bildes in
der Zeit nach der Postmoderne. Man steht der „Bilderflut“ durchaus nicht
mehr skeptisch gegenüber, vielmehr erweist sie sich als integraler
Bestandteil heutiger Lebensformen. Kommunikative Handlungen vollziehen
sich in zunehmender Weise über optisch wahrnehmbare Zeichen.
Wie kann sich das Fach Kunst als das einzige Schulfach, in dem Bilder
und der gestalterische sowie reflexive Umgang mit ihnen im Mittelpunkt
stehen, diesen Herausforderungen stellen? Wie kann Kunstunterricht
Kompetenzen zur Orientierung in einer bildgeprägten Kultur vermitteln?
19.5.08 Prof. Dr. Johannes Bilstein, Folkwang Hochschule Essen
Der arme Christopherus
Der Abstand bzw. Riss zwischen dem Bild und dem Abgebildeten ist seit
der Antike eines der zentralen Probleme einer jeden Theorie des Bildes.
Die Besonderen - theoretischen und praktischen - Probleme von
Kunstpädagogik kann man vor diesem Hintergrund als Probleme des Umganges
mit diesem Riss beschreiben. Wie also - darum soll es in diesem Vortrag
gehen - kann ein kunstpädagogisch sinnvoller Umgang mit der ikonischen
Differenz aussehen?
2.6.08 Prof. Dr. Doris Schumacher-Chilla, Universität zu Köln
Indifferenz und Wiederholung. Leben mit Bildern
Ausgehend vom Status der Bilder werden ästhetische Erfahrung und Kunst
als unmäßiges Maß verstanden. Im Übergang zur biografischen Lebens-Form
vollzieht sich die jeweilig individuelle Präsenz von Bild, Imagination
und Intuition als plurales performatives und reflexives Geschehen, das
als Erfindung von Welt und Selbst zu verstehen ist, aber keinerlei
Sicherheit verbürgt.
16.6.08 Prof. Dr. Birgit Richard, Johann-Wolfgang-Goethe-Universität
Frankfurt/M.
New Visual Youth Culture. Jugendliche Medienbilder im Web 2.0
Der Videohoster YouTube als primär von Jugendlichen genutztes Medium
(Frankfurter Studie) zeigt am deutlichsten, wie fluide Kommunikation
über Bilder funktioniert und dass hierbei manchmal sogar Kunst entstehen
kann. Dabei dienen alle diese neu entstandenen Clipformen meist nur
einem Ziel: sich anderen mitzuteilen, mit ihnen zu kommunizieren und die
Illusion zu bedienen, dass es hier Einblicke in die Leben der Anderen
gibt, um sich daran für das eigene Selbstbild zu orientieren. Die
Präsentation stellt die in einer eigenen wissenschaftlichen Studie
herausgearbeiteten Analyseschemata und Typologien vor, die man bei
YouTube findet und navigiert durch die Clipsorten EgoClips, Skillz
Clips, Art Clips, Response Clips, FanClips. Anhand von ausgewählten
Beispielen jugendlicher YouTube Favorites sollen vor allem eigenständige
jugendliche Medienpraxen vorgestellt werden, in denen die Jugendlichen
autonome Formen entwickeln, die sie oft zu Medienmeistern im
handwerklichen Sinne machen.
30.6.08 Dr. Eva Sturm, Berlin
Überraschende Bilder. Arbeiten mit dem, was sich zeigt in
kunstpädagogischen bzw. Kunstvermittlungs-Zusammenhängen. Oder:
Wiederholung und Differenz in der Bildungsarbeit.
Wer Bildungssituationen im Zusammenhang mit Kunst und innerhalb des
gleichnamigen Faches realisieren will, plant. Danach findet etwas statt.
Überraschendes taucht auf, Bilder, auch Bilder von etwas müssen
korrigiert werden. Anhand von Beispielen aus der Arbeit mit
verschiedenen Altersgruppen soll der These nachgegangen werden, warum
gerade dies die Stärke des Faches bzw. des Bezugsfeldes Kunst in der
Bildungsarbeit ist.
Kontakt:
Dr. Andrea Sabisch
Universität Hamburg
Fakultät 4, FB Erziehungswissenschaft
Ästhetische Bildung
Von-Melle-Park 8, Raum 405a
D - 20 146 Hamburg
Tel.: 040 - 42838 - 7865
Mail: andrea.sabischuni-hamburg.de
Quellennachweis:
ANN: Ringvorlesung Bilder-Bildung (Hamburg, Apr-Jun 08). In: ArtHist.net, 11.04.2008. Letzter Zugriff 02.05.2025. <https://arthist.net/archive/30342>.