CONF 27.11.2007

Toccare - Non Toccare (Muenchen, 7-8 Dec 07)

John Ziesemer

Dezember 2007)

Toccare - Non Toccare

Eine internationale Konferenz des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS in
Zusammenarbeit mit dem Architekturmuseum und dem Lehrstuhl für
Restaurierung, Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft, der Fakultät
für Architektur, TUM

München, 7.-8. Dezember 2007

"Non Toccare" ist ein unter Restauratoren berühmtes Schlagwort aus der
italienischen Restaurierungspraxis: Man soll das Denkmal, das Kunstwerk
nicht anrühren (toccare), soll es in seinem ursprünglichen oder bereits
reduzierten Zustand belassen statt es zu konservieren, restaurieren oder gar
zu renovieren. Tatsächlich sind viele Werke im Lauf der Zeit durch
Restaurierung oder Renovierung nicht besser geworden, unrestaurierte Stücke
sind nur noch selten anzutreffen und in vielen Fällen klagt der
"re-restaurierende" Restaurator über das Werk seiner Vorgänger, glaubt es
jedenfalls besser zu machen und wird versuchen, sich mit weiteren Eingriffen
zumindest zurückzuhalten. In diesen für den Erfolg denkmalpflegerischer
Maßnahmen nicht unwichtigen Fragen geht es um die Erhaltung
unterschiedlicher Denkmalwerte, z.B. "Alterswert" gegen "Gebrauchswert" oder
authentische Substanz und authentische Form (Ergänzung, Rekonstruktion?), es
geht um unterschiedliche Methoden, konservieren oder restaurieren.

Das bedeutet aber nicht, dass restauratorische Eingriffe grundsätzlich zu
vermeiden sind. Inzwischen ist allerdings eine gewisse "Non Toccare-Haltung"
auch und gerade bei der jüngeren Generation und bei der Ausbildung an den
Hochschulen soweit verbreitet, dass die praktischen Aufgaben des
Restaurators und damit auch die praktische Erfahrung in den Hintergrund zu
treten drohen. Bloße Beobachtung von Schäden, umfassende Analysen und
gewaltige Dokumentationen reichen nicht aus, wenn es darum geht, Denkmäler
zu sichern, Kunstwerke wenn nötig selbst mit irreversiblen Eingriffen zu
retten, - hinter der eher passiven Haltung im Sinn des Non Toccare steht
unter diesen Umständen ein großes Fragezeichen. Notwendig bleibt in jedem
Fall die Abwägung zwischen unvermeidbaren Eingriffen und dem Bemühen, einen
möglichst unberührten authentischen Zustand zu bewahren.

Die gemeinsam mit dem Architekturmuseum und dem Lehrstuhl für Restaurierung,
Kusttechnologie und Konservierungswissenschaft der TUM veranstaltete Tagung
des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS steht in der Tradition einer Reihe
von ICOMOS-Tagungen früherer Jahre, die großes Interesse bei den deutschen
Restauratoren und auch auf internationaler Ebene gefunden haben. Das Thema
wird durch Vorträge aus dem In- und Ausland anhand von kritischen
Beispielen dargestellt werden.

PROGRAMM
Ort: Erst-von-Siemens-Auditorium in der Pinakothek der Moderne

Freitag, 7. Dezember 2007

9.00 - 9.30 Begrüßung und Einführung von PROF. DR. MICHAEL PETZET, PROF.
DR.-ING. WINFRIED NERDINGER und PROF. ERWIN EMMERLING
9.30 - 10.00 DR. HOLGER BROEKER: Monolith oder Verfügungsmasse? Anselm
Kiefers '20 Jahre Einsamkeit'
10.00 - 10.45 DR. JÖRG FASSBINDER: Geophysikalische Prospektionsmethoden -
Chancen für das archäologische Erbe

10.45 - 11.15 Kaffeepause
11.15 - 11.45 MARCUS HERDIN: Präventive Konservierung - Optimierung der
Umgebungsbedingungen für Kunstwerke
11.45 - 12.15 DR.-ING. NORBERT BERGMANN: Standfest? - zur Standsicherheit
aus Sicht des Ingenieurs

12.15 - 13.30 Mittagspause
13.30 - 14.00 DR. NICOLOS WATSCHEISCHWILI: Die Kuppelkirche Sioni in Ateni,
Georgien
14.00 - 14.30 PROF. DR.-ING. RAINER BARTHEL: Sioni-Kirche in Georgien -
statisch konstruktive Instandsetzung als Voraussetzung für den Erhalt der
Wandmalereien
14.30 - 15.00 DIPL.-REST. (UNIV.) PAUL HUBER M.A.: Festsaalarchitektur in
Schloss Ortenburg - konstruiertes Prestige in Konservierung

15.00 - 15.30 Kaffeepause
15.30 - 16.15 DR. MICHAEL KÜHLENTHAL, DIPL.-REST. MARK RICHTER: 'Silber zu
Lacksiren' - taking a new look at coloured lacquers on silver leaf
16.15 - 16.40 DR. JOACHIM KEMPER: Handschriftendigitalisierung im
Bayerischen Hauptstaatsarchiv
16.40 - 17.30 DR. H.C. RER. NAT. WOLF IBACH: Perspektiven der
Steinkonservierung im 21. Jahrhundert
17.30 Diskussion

ab 18.30 Empfang und Führung im Lehrstuhl für Restaurierung,
Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft,
Oettingenstr. 15

Samstag, 8. Dezember 2007

9.00 - 10.00 DR. JO©KO BELAMARIÆ: Das Radovan-Portal der Kathedrale von
Trogir
10.00 - 10.30 DR. CRISTINA THIEME: Das Tafelbild aus der Kathedrale von
Trogir
10.30 - 11.00 DR. GORAN NIK©IÆ: Das Peristil im Diokletianspalast, Split

11.00 - 11.30 Kaffeepause
11.30 - 12.00 PROF. DR. DIETER KESSLER: Tuna el-Gebel: Arbeiten in einem
unterirdischen Tierfriedhof
12.00 - 12.30 KATRIN SCHLÜTER M.A.: Textile Wandgestaltung im Tierfriedhof
von Tuna el Gebel in ptolemäischer Zeit
12.30 - 13.00 DIPL.-REST. (UNIV.) FELIX HORN: Digitale Teilrekonstruktion
des ptolemäischen Grabtuches

13.00 - 14.30 Mittagspause
14.30 - 15.00 PD DR. LÂTIFE SUMMERER, DR. ALEXANDER VON KIENLIN: Beraubt,
zerlegt, zersägt. Der Wiederaufbau einer bemalten Holzgrabkammer aus dem 5.
Jh. v. Chr.
15.00 - 15.30 DR. DES. ANDRIJ KUTNYI: Über die Erhaltungsproblematik an
ukrainischen Holzkirchen
15.30 - 16.00 DIPL.-REST. CATHARINA BLÄNSDORF: Zur Polychromie der
Tonfiguren der Grabkammer des ersten chinesischen Kaisers
16.00 - 16.30 MERA BUTSCHUKURI: Bulgarische Grabkammern
17.00 Diskussion

ANMELDUNG:
Per E-Mail bitte bei Dipl.-Rest. (Univ.) Laura Resenberg
(l.resenbergrkk.arch.tu-muenchen.de)
Es wird keine Tagungsgebühr erhoben.

Dr. John Ziesemer
ICOMOS Deutschland/Germany
john.ziesemericomos.de

Quellennachweis:
CONF: Toccare - Non Toccare (Muenchen, 7-8 Dec 07). In: ArtHist.net, 27.11.2007. Letzter Zugriff 10.05.2025. <https://arthist.net/archive/29794>.

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