CFP 27.09.2007

Druckgraphik zwischen Reproduktion & Kunst (Dresden, Oktober 2008)

Jasper Kettner

Call for Papers

Druckgraphik zwischen Reproduktion und Kunst Zur Institutionalisierung
eines künstlerischen Mediums bis 1660 (Edikt von St. Jean de Luz)

Veranstalter:
Europäisches Graduiertenkolleg 625 "Institutionelle Ordnungen, Schrift und
Symbole" der TU Dresden in Zusammenarbeit mit dem Kupferstich-Kabinett
Dresden und der TU Dresden

Termin:
voraussichtlich 24./25. Oktober 2008

Ort:
Dresden (voraussichtlich im Residenzschloss oder in Räumen der TU)

Deadline: 15.11.2007

Das Europäische Graduiertenkolleg 625 "Institutionelle Ordnungen, Schrift
und Symbole" der TU Dresden plant in Zusammenarbeit mit dem
Kupferstich-Kabinett Dresden für voraussichtlich 24./25.10.2008 eine
Arbeitstagung zum Thema "Druckgraphik zwischen Reproduktion und Kunst Zur
Institutionalisierung eines künstlerischen Mediums bis 1660" in Dresden.
Ziel der Tagung ist es, dem Aufkommen eines Kunstwerkcharakters der
Druckgraphik in Italien, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden von
den Anfängen des Mediums bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts nachzugehen. Der
Schwerpunkt der Arbeitstagung soll auf dem 16. und 17. Jahrhundert liegen,
wobei das Jahr 1660 einen Endpunkt des zu untersuchenden Zeitraums markiert.
In jenem Jahr erließ König Ludwig XIV. von Frankreich das Edikt von St. Jean
de Luz, das die "Gravure³ von der handwerklichen Bindung befreite. In diesem
Zusammenhang stellt sich die Frage nach der Einbindung der Druckgraphik in
die artes liberales und nach ihrer kunsttheoretischen Rechtfertigung. Ebenso
muss das Verhältnis zwischen Druckgraphik und der im Begriff des disegno von
der italienischen Kunsttheorie hochgeschätzten Zeichnung untersucht werden.
Während die Auseinandersetzung über die Rezeption der Druckgraphik zwischen
technischer Reproduktion und 'Kunst¹ für das späte 17. und 18. Jahrhundert
bereits fortgeschritten ist, besteht für die Anfangs- und Blütezeit des
Mediums Nachholbedarf. Ausgehend von der früh etablierten und noch heute
angewandten Trennung zwischen Künstler- und Reproduktionsgraphik soll nach
den Ursprüngen und der Berechtigung, aber auch nach den fließenden Grenzen
einer solchen Trennung gefragt werden. Dabei sind sowohl technische Aspekte
als auch der kunsttheoretische Diskurs sowie Themen und Funktionen der
Graphik von Bedeutung. Bereits im 16. und 17. Jahrhundert standen große
Stechernamen sowie technische, kompositorische und die der Graphik lange
abgesprochenen inventiven Fähigkeiten im Gegensatz zur rein mechanischen
Wiederholung einer Vorlage.

Mögliche Fragestellungen können dabei sein:
- Wie ist die Graphik in das System der artes liberales eingebunden?
- Inwieweit lässt sich eine theoretische Rechtfertigung der Graphik bereits
in den Schriften des 16. und 17. Jahrhunderts, beispielsweise bei Vasari,
Lomazzo, Bosse oder Bellori feststellen?
- Wodurch wird ein Künstlerkanon der Druckgraphik definiert, der einzelne
'uvres aus der Funktion des 'dienenden¹ Mediums heraushebt?
- Wie wandelt sich der durch Vasari aufgestellte Kanon der Druckgraphik?
Gibt es neben van Manders Lobpreisung des Hendrick Goltzius im Hinblick auf
eine "niederländische³ Druckkunst weitere Versuche einer spezifischen
Druckkunst?
- In welchen Zusammenhängen überschreitet Druckgraphik die Grenzen des
'dienenden¹ und reproduzierenden Mediums und wird als solches erkannt und
gesammelt? Lässt sich ein Kunstwerkcharakter in fürstlichen oder
bürgerlichen Graphiksammlungen nachweisen?
- Wann und in welchem Rahmen entstehen erstmals chronologische Sammlungen
von Druckgraphik, die eine Geschichte des Mediums und eine Geschichte der
Kunst dokumentieren?
- Wie entwickelt sich die kennerschaftliche Auffassung beim Publikum, die
auf Druckqualität und zustand gesonderten Wert legt?
- Wurden die handwerklichen Zeugnisse der Druckgraphik (also etwa
Kupferplatten, Druckstöcke etc.) geschätzt?
- Auf welche Formen der Rezeption deuten Werkstattabbildungen hin?
- Lässt sich die Emanzipation der Graphik mit anderen Medien und Techniken
parallelisieren?

Vorgesehen sind Vorträge mit einer Länge von höchstens 30 Minuten und
anschließender Diskussion. Arbeitssprache ist Deutsch, Beiträge in Englisch
und Französisch sind möglich. Vorschläge (maximal 1 Seite) sind bis
spätestens zum 15.11. 2007 an Christien Melzer oder Jasper Kettner zu
senden. Wir möchten ausdrücklich auch Nachwuchswissenschaftler einladen,
neue Erkenntnisse aus eigenen Forschungen zu präsentieren.

Kontakt:

Christien Melzer & Jasper Kettner
Europäisches Graduiertenkolleg TU Dresden
Institutionelle Ordnungen, Schrift und Symbole
D-01062 Dresden

Mail:
christien.melzergmail.com
jasperkettnerweb.de
Fax: 0351 / 463 378 52
Homepage des Kollegs: www.tu-dresden.de/egk

Quellennachweis:
CFP: Druckgraphik zwischen Reproduktion & Kunst (Dresden, Oktober 2008). In: ArtHist.net, 27.09.2007. Letzter Zugriff 10.05.2025. <https://arthist.net/archive/29632>.

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