Zentrum für Klassikforschung
Jahrestagung
29. bis 31. März 2012
Weimar
Die Farben der Klassik
Die wirkungsmächtigste Bestimmung der Klassik und zugleich ein zentrales Element des Klassizismus liegen in der Orientierung auf Form und Gestalt. Farbe scheint in diesem Zusammenhang nur eine untergeordnete Rolle zu spielen, in klassizistischen Programmen wird sie mitunter auch als Opposition zum Ideal reiner Marmorweiße abgelehnt. Diesen Positionen stehen zwei signifikante Beobachtungen gegenüber: Einerseits wandelt sich in der Zeit um 1800 das Bild der Antike gerade im Hinblick auf chromatische Fragen, andererseits affizieren unterschiedliche Transformationen des Farbwissens und der Farbauffassung die künstlerische Praxis und die Lebenswelt in vielfältiger Weise. Die epochemachenden Ausgrabungen von Wandmalereien und Alltagsgegenständen in Herculaneum und Pompeji fördern eine leuchtend bunte Antike zutage, die eine Herausforderung sowohl für die klassizistische Kunsttheorie als auch für die zeitgenössische Malerei, Skulptur, Architektur und Gebrauchskunst darstellt. Mit Goethes Farbenlehre wiederum liegt ein besonders spektakulärer von mehreren zeitgleichen Versuchen vor, physikalische, physiologische, chemische und ästhetische Aspekte der Farbforschung in einen umfassenden Entwurf zu integrieren. Um 1800 ist Farbe mithin ein höchst virulentes Thema, das in der Interaktion unterschiedlichster Wissensgebiete und Praxisfelder verhandelt wird. Allen gemeinsam ist die Farbensprache, deren Gebrauch in Philologie und Philosophie reflektiert und deren Kodifizierung von Theoretikern und Praktikern der Zeit versucht wird.
Die Jahrestagung des Zentrums für Klassikforschung möchte diese vielfältige Bedeutung der Farbe als Material und Diskurselement, als ästhetischen Wert und wissenschaftlichen Gegenstand für den Klassizismus um 1800 in den Blick nehmen. Ziel ist es, Reichtum und sinnliche Vitalität eines bunten Klassizismus wieder erkennbar werden zu lassen.
Tagungsleitung
PROF. DR. JUTTA MÜLLER-TAMM
Freie Universität Berlin
PROF. DR. BÉNÉDICTE SAVOY
Technische Universität Berlin
PROF. DR. FRIEDRICH STEINLE
Technische Universität Berlin
Humboldt-Universität zu Berlin
Donnerstag, 29. März
14.30 Uhr
Begrüßung
HELLMUT TH. SEEMANN
Präsident der Klassik Stiftung Weimar
Sektion 1 – Farben der Antike
15.00 Uhr
JUTTA MÜLLER-TAMM
Einführung
15.30Uhr
MARTIN HOSE
Poikilía - Von den Schwierigkeiten und Lösungen bei der Übersetzung antiker Farbwörter
16.30 Uhr
Kaffeepause
17.00 Uhr
MARTIN DÖNIKE und BÉNÉDICTE SAVOY
Furios bunt: Carl August Böttigers archäologische Rekonstruktion antiker Theaterkostüme für die Weimarer Bühne
Abendvortrag
20.00 Uhr
ALAIN SCHNAPP
Farben der Zeit. Die Materialität der Ruinen von der Renaissance bis zur Aufklärung
Im Anschluss Sektempfang
Freitag, 30. März
Sektion 2 – Theorien der Farbe
9.30 Uhr
IRMGARD EGGER
"Taten des Lichts": Goethes italienische Chromatik
10.30 Uhr
ULRIKE BOSKAMP:
Vor Goethe, gegen Newton - Naturgeschichte und Neoklassik der Farbe in Frankreich um 1800
11.30 Uhr
Kaffeepause
12.00 Uhr
BERNHARD MAAZ
Von einem rohen, unangenehmen Colorit. Goethe, Meyer und Carracci
13.00 Uhr
Mittagspause
Exempla Classica
15.00 Uhr
BORIS ROMAN GIBHARDT
HERZOGIN ANNA AMALIA BIBLIOTHEK, SONDERLESESAAL
„Nacarat, ein brennendes Roth zwischen ponceau und cramoisi“ – Das Weimarer Journal des Luxus und der Moden und die Farben von Paris
SABINE SCHIMMA
GOETHE-NATIONALMUSEUM, NATURALIENKABINETT
Kolorierte Augenblicke – Goethes Farbexperimente im Bild
16.15 Uhr
ANDRÉ KARLICZEK
GOETHE-NATIONALMUSEUM, NATURALIENKABINETT
Vom Phänomen zum Merkmal – Farben in der Naturgeschichte um 1800
JOHANNES RÖSSLER
SCHILLER-MUSEUM, AUSSTELLUNGSBEREICH
Die „Aldobrandinische Hochzeit“ als gemalte Farbentheorie bei Goethe und J. H. Meyer
17.30 Uhr
SCHILLER-MUSEUM, AUSSTELLUNGSBEREICH
THORSTEN VALK
Führung durch die Ausstellung Weimarer Klassik. Kultur des Sinnlichen
Samstag, 31. März
Sektion 3 – Farben der Kunst
9.30 Uhr
SAMUEL WITTWER
Problemfarbe weiß. Deutsches Porzellan 1780-1820 und die Folgen des Klassizismus
10.30 Uhr
SONJA HILDEBRAND
Vom klassizistischen „Abstraktionswesen" zurück „auf den natürlichen Weg des Sehens". Gottfried Sempers Hermeneutik antiker Farbigkeit
11.30 Uhr
Kaffeepause
12.00 Uhr
FRIEDRICH STEINLE
Goethe und die Farbenforschung seiner Zeit
13.00 Uhr
Abschlussdiskussion
13.30 Uhr
Mittagspause
15.00 Uhr
Mitgliederversammlung
17.00 Uhr
Ausklang der Tagung
Informationen und Programm
Klassik Stiftung Weimar
Referat Forschung und Bildung
Burgplatz 4 |99423 Weimar
Telefon +49-(0)3643-545-561
Telefax +49-(0)3643-545-569
Forschung.bildungklassik-stiftung.de
www.klassik-stiftung.de
Tagungsort
Südflügel des Stadtschlosses
Burgplatz 4
99423 Weimar
Quellennachweis:
CONF: Die Farben der Klassik (Weimar, 29-31 Mar 2012). In: ArtHist.net, 20.03.2012. Letzter Zugriff 17.04.2025. <https://arthist.net/archive/2944>.