CFP 01.06.2007

Mikro Makro Medium (Siegen, 14-16 Feb 08)

Nachwuchsforscher SFB 615

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CALL FOR PAPERS

Mikro Makro Medium
Maßverhältnisse des Medialen

Eine Tagung der NachwuchsforscherInnengruppe des
SFB / FK 615 Medienumbrüche der Universität Siegen
vom 14.-16. Februar 2008

Deadline: 30. Juni 2007

Das Forschungskolleg Medienumbrüche untersucht die Voraussetzungen,
Strukturen und Folgen medientechnisch bedingter Zäsuren in der
Kulturgeschichte. Im Zentrum stehen zwei besonders tief greifende Umbrüche:
die massenmediale Etablierung autographischer Aufschreibesysteme um 1900
(Photo-, Phono- und Kinematographie) und die gesellschaftliche Durchsetzung
der digitalen Unterhaltungs- und Gebrauchsmedialität um 2000 (Computer,
World Wide Web, Global Positioning System). In zahlreichen Teilprojekten
werden die geistes-, sozial- und ingenieurswissenschaftlichen Aspekte des
Themas untersucht. Zusätzlich haben sich Arbeitsgruppen gebildet, in denen
die Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforscher des Kollegs das
Ausgangsthema projekt- und disziplinenübergreifend bearbeiten. In dieser
Perspektive rücken insbesondere die historischen Bedingungen medial
kontrollier- und verfügbarer Räume, Ereignisse und Zeitintervalle in den
Fokus.

Die Tagung Mikro Makro Medium möchte ein Forum für Beiträge bieten, die den
historischen Wandel solch medialer Raumzeitkonfiguration in medien-,
literatur-, kunst-, technik- und wissenschaftshistorischer Hinsicht
thematisieren: Wie kann der Wandel seit dem 18. Jahrhundert beschrieben
werden?

Vier Problemfelder medialer Maßverhältnisse sind dabei auszumachen:

1. Medien helfen, in die allgemeinen, maßlosen Anschauungsformen Raum und
Zeit Relationen einzutragen, sie ermöglichen eine raumzeitliche Orientierung
jenseits mikrosozialer Dimensionen. Indem Medien Daten aufzeichnen,
speichern und verarbeiten, erschließen und bestimmen sie durch
standardisierte Maßeinheiten Räume und Zeiten. In der Geschichte dieser
medialen Skalierung lässt sich ein Differenzierungs- und Ausweitungstrend
beobachten: Sowohl im Kleinsten als auch im Größten werden immer
spezifischere Räume und Zeitintervalle verfügbar. Welche mikro- und
makrologischen Ordnungsschemata sind auszumachen? Wie steuern etwa
Zeitmessung, Kartierung, Mikro- und Teleskopie, Funkmeßtechnik, Data Mining
oder Archivordnungen gesellschaftliche Praktiken der Verortung und
Vergegenwärtigung?

2. Zugleich etablieren mediale Dispositive eine eigene Räumlichkeit und
Zeitlichkeit der Herstellung, Verteilung und Wahrnehmung von Kommunikaten.
Die Ausbildung medialer Produktionszentren sowie deren Dezentralisierung,
der unterschiedliche Zeitbedarf medialer Herstellungs- und
Verteilungsprozesse und die sektorielle Umstellung medienvermittelter
Kommunikation auf Echtzeit wirken ihrerseits auf die jeweilige Gesellschaft
zurück. Wie überlagern und überformen Medientechnologien die Lokalitäten und
Kausalitäten der Dinge und Ereignisse? Bis zu welchem Punkt werden diese
überhaupt erst durch Medien generiert? Wie konstituiert die Verteilung von
Theatern, Verlagen, Lichtspielhäusern und Rundfunkanstalten kulturelle
Zentren und Peripherien? Wie verändert sich das Verhältnis zwischen Zentren
und Peripherien unter dem Eindruck des Digital Divide? Wie gestaltet sich
unter diesen Bedingungen eine politische Öffentlichkeit?

3. Im Feld zwischen medialer Skalierung von Raum und Zeit und der medialen
Konstitution von Orten und Ereignissen bestehen Differenzen und Spannungen.
Hier kann Reflexion einsetzen, die wiederum medial ausagiert wird. In
Künsten, Wissenschaften und ihren Diskursen lässt sich eine mediale
Raumzeitdiagnostik beobachten, die den historischen Wandel medialer
Raumzeitkonfigurationen affirmiert, kritisch begleitet oder sogar
vorwegnimmt. Von besonderem Interesse sind in diesem Bereich vor allem
solche Vorgriffe, also technologische, ästhetische und begriffliche
Prototypen, die in ihrem jeweiligen Feld einen mehr oder weniger radikalen
Bruch verwirklichen: Wie könnten die Bewegungsdarstellungen vor und neben
dem Bewegungsbild beschreiben werden? Wie wird die apparative Einbeziehung
des Rezipienten in die mediale Darstellung vor und neben den Technologien
der Virtuellen Realität verwirklicht?

4. Die mediale Entwicklung vollzieht sich ungleichzeitig und partikular. Wie
könnte eine Raumzeitdiagnostik den Gegensatz zwischen mikrologischen und
makrologischen Perspektiven dementsprechend problematisieren? Nicht in allen
gesellschaftlichen Bereichen werden mediale Innovationen zeitgleich
verwirklicht, nicht alle Weltgegenden sind gleichermaßen in die hier
beschriebene Modernisierungsdynamik des Westens eingebunden. Die
traditionellen sozialwissenschaftlichen Unterscheidungen zwischen
makrotheoretischem System und mikrotheoretischer Organisation wäre auf ihre
medienhistorischen Bedingungen zu befragen: Lässt sich die
Mikro-Makro-Differenz heute noch allgemein voraussetzen? Welche politischen
Machtverhältnisse werden durch Mikro-Makro-Differenzen festgeschrieben?
Inwiefern tragen Theorien und Praktiken des Netzwerkes, wie sie in den
Science and Technology Studies formuliert werden, dazu bei, diese Konflikte
aufzulösen?

Geplant sind maximal 30-minütige Vorträge mit anschließender Diskussion.
Bitte schicken Sie ein Exposee (400-600 Wörter) bis zum 30. Juni 2007 in
einer der beiden Konferenzsprachen Deutsch und Englisch an untenstehende
Adresse. Eine Publikation ist geplant.

SFB / FK 615 Medienumbrüche
NachwuchsforscherInnengruppe
Universität Siegen
Artur-Woll-Haus
Am Eichenhang 50
D-57068 Siegen
mikromakrofk615.uni-siegen.de

fon +49 271 740 4916
fax +49 271 740-2916
http://www.fk615.uni-siegen.de

We are hosting a conference on

Micro Macro Medium
Scales of Medialisation

Graduates and junior researchers of the Research Group Media Upheavals,
University of Siegen (Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg 615
Medienumbrüche)
Siegen (Germany), Februar 14-16, 2008

Call for Papers
Submission deadline: June 30th, 2007

The research group Media Upheavals analyses the conditions, structures, and
consequences of media-induced ruptures in cultural history. The focus is on
two particularly incisive upheavals: the implementation of autographic
notation systems in mass media around 1900 (photography, phonography,
cinematography) and the large-scale social implementation of digital media
for entertainment and practical purposes around 2000 (personal computer,
World Wide Web, Global Positioning System). Several research projects from
the humanities, social sciences, and engineering are currently analysing
these developments, and their graduates and junior researchers are working
in additional transdisciplinary networks. Our intention is to specify, in
more depth, the historical conditions of media-controlled and mediated
spaces, events, and time intervals.
The conference will create a forum for contributions addressing the
spatio-temporal change of mediated time-space configurations: How can we
conceptualise the changes from the 19th century onward? We invite
contributors to approach this question from various points of view, e.g.
media history, literary history, art history, history of technology and
history of science.

There are four major fields of inquiry relating to scales of medialisation:

1) Media interfere in the process of defining relations within the basically
measureless forms of intuiting space and time. Spatio-temporal orientation
beyond microsocial dimensions is enabled by media. Media tap and specify
temporality and spatiality, recording, storing and processing data according
to standardised units of measurement. The history of these scales is
characterised by a tendency towards differentiation and extension: In both
the smallest and the largest dimensions, ever more specific spaces and time
intervals are made available. What kinds of ordering principles can be found
here? How do chronometry, cartography, microscopes and telescopes, radar
finding, data mining or archive systems control social practices of
localization and actualization?

2) At the same time, media dispositives establish their own temporal and
spatial logic of production, distribution, and perception of communication.
In turn, the development of media production centres as well as their
decentralisation, the different speeds of production and distribution
processes, and the switching of mediated communication to real-time in some
sectors rebound upon the respective societies. How do media technologies
supersede and restructure the localities and causalities of things and
events? To what extent are they media-generated in the first place? How does
the distribution of theatres, publishing houses, cinemas, and radio stations
constitute cultural centres and peripheries? How does the relation between
centre and periphery change in the wake of the 'digital divide'? How are
political public spaces structured under these conditions?

3) Tensions and differences emerge in between media-induced graduations of
space and time and media-constituted sites and events, creating a platform
for reflection. Reflection, conversely, is performed via media. In the arts
and sciences and their discourses, a media-related diagnostics of time and
space is carried on, affirming, criticizing or even anticipating historical
changes in spatio-temporal configurations of media. We are particularly
interested in anticipations (that is, technological, aesthetic and
conceptual prototypes) effecting more or less radical upheavals: How can
representations of movement other than 'moving pictures' be described? How
is the recipient's involvement into media representations realised before
virtual reality, and what kinds of technologies are used?

4) Media development proceeds partially and non-synchronously. How could a
diagnostics of time and space address the opposition of micrological and
macrological perspectives adequately? Media innovations are not implemented
society-wide at the same time, and not all parts of the world are in tune
with the dynamics of Western modernisation described here. Traditional
distinctions from the social sciences between system (macro-theoretical) and
organisation (micro-theoretical) will have to be questioned as to their
conditions in media history: Is the difference of 'micro' and 'macro' still
a foregone conclusion? What political power relations are cemented by
micro-macro differences? What is the contribution of theories and practices
of networks, as offered by Science and Technology Studies, to a solution of
such conflicts?

We invite 30-minute papers with subsequent discussion. Selected papers will
be included in a book publication.
Please send an abstract (400-600 words) to one of the addresses below.
Conference languages are English and German. Deadline for abstract
submissions: 30th June 2007.

SFB / FK 615 Medienumbrüche / Media Upheavals
Graduates and Junior Researchers
University of Siegen
Artur-Woll-Haus
Am Eichenhang 50
D-57068 Siegen
Germany
mikromakrofk615.uni-siegen.de

fon +49 271 740 4916
fax +49 271 740-2916
http://www.fk615.uni-siegen.de

Quellennachweis:
CFP: Mikro Makro Medium (Siegen, 14-16 Feb 08). In: ArtHist.net, 01.06.2007. Letzter Zugriff 17.05.2024. <https://arthist.net/archive/29420>.

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