CALL FOR PAPERS
Deadline: 30.4.2007
MEDIENAMATEURE
Internationale Tagung an der Universität Siegen
26./27.10.2007
Veranstalterin: Prof. Dr. Susanne Regener, Mediengeschichte/Visuelle Kultur
Mitarbeiterinnen: Dr. Britta Neitzel, Dominika Szope MA, Katrin Berkler BA
Zur "Person des Jahres" wurde im Dezember 2006 vom Time Magazin DU gekürt.
Ich, du, wir alle sind GeschichtenerzählerInnen, können Geschichte medial
fabrizieren, Öffentlichkeiten generieren, Illusionen nähren, dank der
Werkzeuge, die das ‚neue’ Internet für uns bereit hält. Die User sind immer
weniger nur Medienrezipienten, sondern auch Akteure und Produzenten – sie
arbeiten als Medienamateure. Nicht mehr Politiker haben die Macht, sondern
Medienamateure? Was bringt die Teilhabe am Medienmarkt der Informationen,
Bilder, Audio- und Filmproduktionen? Hat der User wirklich Teil an der
Macht? Sind seine Eingriffe politisch motiviert oder handelt es sich um
banale Selbstdarstellungen? Welche Rolle spielt die zur Verfügung stehende
Software?
Die Arbeit der Medienamateure im Netz kann nicht nur als Stellungnahme von
Einzelnen betrachtet werden, sondern auch als Produktion auf ein Gemeinsames
hin: Die Multitude verschränkt Populärkultur und Netzwerke und nimmt
Stellung zu nationalen, europäischen und globalen Kulturmustern der
Kommunikation. Das Agieren von Medienamateuren und ihre Produkte in
Online-Tagebüchern, Fotoalben, Vlogs, Mblogs soll auf die verschiedenen
Formen von Wissensproduktion und politischer Diskurspraxis hin befragt
werden.
Amateure, die in mediale Produktionsprozesse eingreifen, gab es auch in
vor-digitalen Zeiten. Historische Entwicklungen in Bezug auf Veränderungen
der Medienkulturen und des sozialen Handelns (Fragen von Medienumbrüchen)
sind geeignet, die derzeitige Entwicklung kritisch zu betrachten: Welche
Bezüge gibt es zum Beispiel zwischen den Fotoamateuren um 1900 und denen von
heute oder den Videoamateuraufnahmen der 1970er Jahre und den Videopostings
auf YouTube, MySpace, YouPorn? Eine Mediengeschichte, die Bild und Text,
alte und neue Medienformate, Alltagskultur und Kunst im Blick hat, soll die
Grundlage bilden für die Interpretation gegenwärtig virulenter Fragen, etwa
nach einem möglicherweise gesteigerten medialen Selbstbewusstsein, nach der
Genderspezifik der medialen Performance, nach epistemologischen Aspekten zu
globalisierten Bilderwelten und neuen moralischen Statements, die sich in
der visuellen Kultur ausbreiten.
In dem bewusst offen gehaltenen Themenfeld dieser Tagung soll diskutiert
werden über konkrete Quellen, Begriffe und Forschungsperspektiven. Folgende
Stichworte sollen dazu dienen, das Feld zu strukturieren:
1. Technologien des Selbst: Mediale Selbstdarstellungsstrategien und die
Bedeutung für die Medienkultur/en zwischen Popkultur und kommerzieller
Kultur um 1900 und 2000
2. Öffentlich/Privat: Grenzverschiebungen durch Medienamateure
3. Kommerzialisierung: Beziehungen zwischen Markt und Amateuren
4. Jugendkultur: Imagebildung, Musikszene, Habitus
5. Lifestyle und Schönheit: Rolle/n der weiblichen Medienamateure
6. Politiken: Partizipation der Medienamateure an der Politik der Bilder
Interessierte ForscherInnen sind eingeladen, bis zum 30.4.2007 eine kurze
Skizze ihres Vorhabens (ca. 1800 Zeichen) zu schicken an:
Prof. Dr. Susanne Regener regenermedienwissenschaft.uni-siegen.de
Quellennachweis:
CFP: Medienamateure (Siegen, 26-27 Oct 07). In: ArtHist.net, 15.03.2007. Letzter Zugriff 14.01.2025. <https://arthist.net/archive/29078>.