CFP 21.02.2007

Leitmedien (Siegen, 15-16 Nov 07)

Annemone Ligensa

Jahrestagung des
SFB/FK 615 Medienumbrüche
Universität Siegen

"LEITMEDIEN"

15.-16. November 2007
Universität Siegen
Artur-Woll-Haus
Am Eichenhang 50
57076 Siegen

Deadline: 31. Mai 2007

Forschungskolleg

Das Forschungskolleg "Medienumbrüche" untersucht Voraussetzungen,
Strukturen und Folgen von Medienumbrüchen zu Beginn des 20. Jahrhunderts
und im Übergang zum 21. Jahrhundert. Forschungsleitend ist die
Beobachtung, dass Medienumbrüche umfassende strukturelle Veränderungen
innerhalb der Mediengeschichte darstellen, die tiefgreifende kulturelle
Konsequenzen haben. Das Projekt schließt technologische, anthropologische
und sozialwissenschaftliche, kulturhistorische und
literaturwissenschaftliche Ansätze ein, die transdisziplinär vernetzt sind.

Konzept der Jahrestagung

Das Konzept "Leitmedium" bietet eine fruchtbare Möglichkeit,
Medienumbrüche und ihre Konsequenzen auf verschiedenen Ebenen - technisch,
ästhetisch, sozial, psychisch - nachzuzeichnen, denn dabei sind
typischerweise Verwerfungen in der Medienhierarchie durch das Aufkommen
und Dominantwerden eines neuen Mediums involviert. Der Begriff
"Leitmedium" findet schon lange reges Interesse, nicht nur in der
akademischen Forschung, sondern auch in der breiteren Öffentlichkeit.
Aktuell werden die Thesen lebhaft diskutiert, ob derzeit neue Leitmedien
ältere in Nischen abdrängen (wie bereits mehrfach in der
Mediengeschichte), oder ob sich das Phänomen Leitmedium gänzlich in einer
neuen Struktur auflöst. Erregte früher meist das angenommene
Einflusspotential von Leitmedien Besorgnis, scheint nun vielfach der
behauptete Verlust ihres Gemeinschaft bzw. Identitäten stiftenden
Potentials Bedenken auszulösen. Die Brisanz des Begriffs "Leitmedium" ist
dabei in solchen Debatten ebenso groß wie seine Unschärfe: Es werden damit
höchst unterschiedliche Gegenstände bezeichnet und normativ besetzt. Die
Urteilsbildung wird dabei nicht immer methodologisch adäquat fundiert. Es
besteht also sowohl Anlass wie Notwendigkeit sich mit dem Thema erneut und
gezielt im Hinblick auf "Medienumbrüche" zu beschäftigen, wofür die
Jahrestagung eine Plattform bieten will. Historische Entwicklungen
früherer Leitmedien, wie Schrift, Film, Radio oder Fernsehen, können die
jetzige Situation verstehen helfen, ebenso wie umgekehrt die Beobachtung
der aktuellen Situation historische Phänomene neu perspektivieren kann.
Strukturierend wäre in Abwandlung der Lasswell-Formel zu fragen: "Wer/was
leitet wen, womit, wie und wohin?"

Zwischen den beiden Tagungsblöcken (am 15.11. abends) findet vor größerem
Publikum eine zusätzlich im Hörfunk übertragene Podiumsdiskussion statt,
bei der Wissenschaftler mit Verantwortlichen von Medien die Frage "Gibt es
noch Leitmedien?" diskutieren.

Programm

Die folgenden Ausführungen zu den Panels sind als Anregungen, nicht als
Vorgaben zu verstehen. Historische Aspekte, sowohl diachrone Entwicklungen
wie synchrone Betrachtungen signifikanter Umbruchsphasen, können und
sollen in jedem Panel eingebracht werden.

Panel I: Begriff und Phänomen

Begriff: Was bedeutet der Begriff, wann ist er entstanden, von wem und mit
welchem Erkenntnisinteresse wird er verwendet? Welche Begriffe in anderen
Sprachen sind sinnverwandt, was sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiede,
was ggf. deren Ursachen? Wie ist der Gegenstand vom Begriff zu scheiden,
d. h. gab es Leitmedien vor dem entsprechenden Begriff und wie sah ggf.
der Diskurs dazu seinerzeit aus? Was konstituiert ein Leitmedium (z. B.
Eigenschaften - inhaltliche, technische oder ästhetische; Nutzung -
absolute Reichweiten, Einfluss auf bestimmte soziale Gruppen, Intensität
der Nutzung, persönliche Relevanz) und wie lässt sich dies im speziellen
Fall jeweils belegen? . Ansätze: Welche Theorien und Thesen existieren zum
Phänomen, wie haben sie sich entwickelt? Welche Disziplinen beschäftigen
sich damit und wie (z. B. Medienwissenschaft,
Kommunikationswissenschaft/Publizistik, Literaturwissenschaft,
Kunstgeschichte, Psychologie, Soziologie, Politikwissenschaft,
Informatik)? Wie steht es um den Austausch zwischen den Disziplinen und
zwischen akademischer Forschung und Medienpraxis?

Panel II: Medien-Analysen

Systeme: Gibt es immer nur ein Leitmedium oder kann es in einer bestimmten
hierarchischen Konstellation auch mehrere konkurrierende oder
komplementäre geben? Welche Rolle spielen Leitmedien für Verwerfungen in
der Medienlandschaft? Was charakterisiert die jetzige Medienlandschaft und
was ist das Neue daran? . Einzelanalysen: Welche "Kandidaten" für
Leitmedien gab und gibt es (ein Medium insgesamt, z. B. Schrift,
Druckmedien, Film, Rundfunk, Fernsehen, Computer, Handy;
Mediengattungen/-formate/einzelne Medienprodukte, z. B. Computerspiele,
Nachrichten, "Der Spiegel", "Die Tagesschau", Werbung, Suchmaschinen, Web
2.0)? Wie sieht die geschichtliche Entwicklung von einzelnen Medien im
Hinblick auf ihre Dominanz aus?

Panel III: Kulturelle Differenzen und Konsequenzen

Arten von Kulturen: Auf welche Formen von Kultur haben Leitmedien
Auswirkungen und wie (z. B. Alltagskultur, Subkultur, virtuelle Kultur,
politische Kultur)? Welche Arten der Wechselwirkung zwischen Leitmedien
und Kultur(en) werden postuliert? . Kulturelle Unterschiede: Welche
Leitmedien sind lokal und welche global? Welche kulturellen Unterschiede
gibt es (z. B. zwischen einzelnen Ländern, zwischen dem Westen und der
islamischen Welt)? Wie belastbar ist vor diesem Hintergrund der Begriff in
inter-/transkultureller Perspektive?

Formalia

Die Präsentationen sollten anschaulich und zugänglich sein, um den Diskurs
mit Experten verschiedener Disziplinen, aber auch mit Medienpraktikern und
einer breiteren Öffentlichkeit zu fördern. Sie sollten den jeweiligen
fachlichen und theoretischen Hintergrund erläutern und verwendete Konzepte
und Methoden explizieren. Sie werden in Anschluss an die Tagung in einem
Sammelband publiziert.

Bitte senden Sie per Email ein Exposé von ca. 250 Worten zusammen mit
einer Kurzbiographie und Publikationsliste an
Prof. Dr. Peter Gendolla
e-mail: gendollafk615.uni-siegen.de

Deadline ist der 31. Mai 2007.

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Peter Gendolla
Universität Siegen, SFB/FK 615, 57068 Siegen
gendollafk615.uni-siegen.de
Forschungskolleg Medienumbrüche
an der Universität Siegen
http://www.fk615.uni-siegen.de/de/index.php

Quellennachweis:
CFP: Leitmedien (Siegen, 15-16 Nov 07). In: ArtHist.net, 21.02.2007. Letzter Zugriff 22.12.2024. <https://arthist.net/archive/29003>.

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