Ankündigung:
Ähnlichkeit und Entstellung
Entgrenzungstendenzen des Porträts
16.-18.11.2006
Tagung des Sonderforschungsbereichs 626 „Ästhetische Erfahrung im Zeichen
der Entgrenzung der Künste“, Freie Universität Berlin, in Zusammenarbeit
mit der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Veranstaltungsorte:
Bodemuseum, Bodestr. 1-3, 10178 Berlin
Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart, Invalidenstraße 50-51, 10557 Berlin
Seit Beginn der Moderne haben memoriale und repräsentative Funktionen der
klassischen Bildniskünste zusehends an Bedeutung verloren. In der Tendenz
sind sie ästhetischen Strategien gewichen, welche das Subjekt in seinem
‚Anderen’, in dem also, was ihm nur äußerlich zuzugehören scheint,
aufzuspüren suchen. Ausgehend von Walter Benjamins paradoxer Denkfigur der
„entstellten Ähnlichkeit“ möchte die Tagung nach den vielfältigen
Transformationen fragen, welche die Gattung des Porträts in der Moderne
erfahren hat. „Ähnlichkeit“ und „Entstellung“ markieren hierbei die
beiden
Spannungspole eben jenes von Benjamin in verschiedenen Ausformungen
beschriebenen „mimetischen Vermögens“, kraft dessen sich die Vermittlung
von Selbst und Welt als menschliche Fähigkeit vollzieht, Korrespondenzen
mit der umgebenden Dingnatur zu schaffen. Grundlegend für diese Figur
ästhetischer Erfahrung ist der Gedanke einer in ihr Medium transponierten
und damit gleichsam entfremdeten, sich selbst „entstellten“ und
„entstellenden“ Subjektivität. Diese ‚neue’ Subjektivität soll aus
zunächst divergierenden, doch eng miteinander verknüpften Perspektiven
diskutiert werden: Zum einen mit Blick auf die zunehmende Aufwertung
bildimmanenter bzw. materieller Darstellungsformen und die damit
einhergehende Abkehr von der Vorstellung, der Porträtist habe zuerst den
physiognomischen Vorgaben seines Modells zu folgen. Zum anderen mit Blick
auf die Inversion respektive Erosion, welche die romantische These einer
unbedingten Identifikation des Künstlers mit seinem Werk aus sich selbst
heraus erfahren hat. Nicht mehr der Künstler spiegelt demnach die Welt,
sondern vielmehr spiegelt die gesamte Welt den Künstler.
Konzeption und Organisation:
Werner Busch, Oliver Jehle, Sabine Slanina (FU Berlin, Sfb 626) und
Bernhard Maaz (Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin)
Donnerstag, 16.11.2006, Bodemuseum, Gobelin-Saal
Moderation: Sabine Slanina
Ähnlichkeit, unähnlich
14:00
Begrüßung:
Werner Busch (Sprecher des SFB 626)
Bernhard Maaz (Leiter der Alten Nationalgalerie Berlin)
14:30
Marianne Koos (Université de Fribourg):
Maske, Schminke, Schein. Körperfarbe in Tizians Bildnis der Laura dei
Dianti mit schwarzem Pagen
15:15
Mechthild Fend (University College London):
Haut wie weicher Marmor. Zum Inkarnat der Frauenporträts von
Jean-Auguste-Dominique Ingres
16:30
Valeska von Rosen (Ruhr-Universität Bochum/Wissenschaftskolleg zu Berlin):
Pinselschöpfungen. Giovanni Boldinis Frauendarstellungen und die Feier der
Oberfläche
18:00
Gänge zur Kunst
Freitag, 17.11.2006, Hamburger Bahnhof, Aktionsraum
Moderation: Werner Busch und Bernhard Maaz
10:00
Werner Busch (FU Berlin):
Die Erfindung des Selbstporträts in der Karikatur. Guercino und Rembrandt
10:45
Gregor Wedekind (Deutsches Forum für Kunstgeschichte, Paris):
Le portrait mis à nu: Mimetische Strategien in Théodore Géricaults
Bildnissen von Geisteskranken
12:00
Barbara Wittmann (Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin):
Zerstreute Aufmerksamkeit: Edouard Manets uneigentliche Porträts
Entstellung, ähnlich
14:30 Uhr
Karin Gludovatz (FU Berlin):
Entstellte Ähnlichkeit und anwesende Abwesenheit. Zur Dialektik des
Monogramms in Arnold Böcklins Toteninsel
15:15
Claudia Schmölders (HU Berlin):
Augenhöhe. Zur zentralen Perspektive der Gesichtswahrnehmung
16:30 Uhr
Petra Gördüren (Kunsthalle zu Kiel):
Das Bildnis sieht sich ähnlich. Abstrakte Porträts im Werk von Imi Knoebel
Samstag, 18.11.2006, Hamburger Bahnhof, Aktionsraum
Moderation: Oliver Jehle
10:00
Carolin Meister (FU Berlin):
Figur und Spur. Die Porträts von Francis Bacon
10:45
Beate Söntgen (Ruhr-Universität Bochum):
Der Rhein, die Schokolade und das Exkrement, Dieter Roths Figuren des Ich
12:00
Peter Geimer (ETH Zürich):
Franz Gertsch: Patti Smith. Fünf Bildnisse am Nullpunkt des Ausdrucks
Freie Universität Berlin
SFB 626 Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste
Altensteinstraße 2-4
14195 Berlin
Tel.: 030.838 574 00
E-Mail: sfb626zedat.fu-berlin.de
Homepage: www.sfb626.de
Finanziert aus Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der
Staatlichen Museen zu Berlin.
Reference:
CONF: Aehnlichkeit und Entstellung (Berlin, 16-18 Nov 06). In: ArtHist.net, Oct 21, 2006 (accessed May 13, 2025), <https://arthist.net/archive/28629>.