CONF 28.09.2006

Movens Bild. Zwischen Evidenz und Affekt (Basel, 26-28 Oct 06)

Christian Spies

Movens Bild. Zwischen Evidenz und Affekt
1. Jahrestagung und Eröffnungsfeier
des Nationalen Forschungsschwerpunkts Bildkritik
an der Universität Basel

26.-28. Oktober 2006

Movens Bild. Zwischen Evidenz und Affekt

Die eminente Rolle, welche Bilder im gesellschaftlichen,
wissenschaftlichen und kulturellen Kontext spielen, hat keinesfalls nur
mit ihrer Verfügbarkeit zu tun, die sich mit den elektronischen und vor
allem digitalen Bildmedien herausgebildet hat. Vielmehr erweist sich das
Bild über diese Medientechniken hinaus selbst als ein aktives Gegenüber;
als ein Gestaltungsmoment, das Kommunikationsprozesse initiiert,
konturiert und steuert. Hier setzt der Begriff „Movens Bild“ an. Er
bezeichnet die Wirkung des Ikonischen, das Bewegende wie auch das Bewegte
des Bildes. Die erste Jahrestagung des NFS Bildkritik geht dieser
Bildmacht unter zwei Gesichtspunkten nach: Evidenz und Affekt, die in
ihrer unterschiedlichen Wirkungsweise als integrale Momente bildlichen
Ausdrucks zusammen gehören.

Mit diesem veränderten Blick gewinnt die Frage nach dem Zusammenhang
zwischen Macht und Machbarkeit eine neue Brisanz. Wie verschränkt sich die
affektive Dimension des Bildes mit seiner Evidenzerzeugung? Weder lässt
sich die dem Bild innewohnende Affektleistung von seiner Evidenzerzeugung
trennen, noch ist bildliche Evidenz ohne affektive Motivierung denkbar.
Die „Macht“des Bildes ist sehr verschieden gedeutet worden, als
Repräsentation, in der die Bedeutsamkeit des Dargestellten auf das Bild
übergeht, oder aber als Ermächtigung, die aus dem Ikonischen selbst
entsteht. Bilder entwerfen eine Gerichtetheit. In ihr liegt eine treibende
Kraft, ein Movens, das überzeugt und berührt, benennt und appelliert: es
zeigt, bezeugt und überzeugt, weist und wirkt. Es animiert und mobilisiert
Emotionen und Kognitionsprozesse. Im Zentrum der Debatte steht also die
Hypothese, dass es eine eigene Logik des Zeigens und Offenbarens gibt,
welche die Wirkmächtigkeit der Bilder ausmacht. Ihr Spektrum bleibt breit
und bietet eine Vielfalt an Übergängen: Es reicht von luzider
Sachhaltigkeit über emotionale Aufladung und ästhetische Suggestion bis
hin zur affektiven Überwältigung.

Konzeption: Gottfried Boehm, Birgit Mersmann, Christian Spies

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Programm:

Donnerstag, 26. Oktober 2006; Aula Kollegienhaus und Alte Universität

Eröffnungsveranstaltung

Zum Abschluss des ersten Forschungsjahres und zur Einweihung der
renovierten Räume in der Alten Universität präsentiert sich der Nationale
Forschungsschwerpunkt Bildkritik einer breiten Öffentlichkeit. Den Auftakt
bildet die Eröffnungsfeier in der Aula der Universität, die unter dem
Motto „Zur Sache: Geisteswissenschaften“ steht.

16:00 Eröffnungsfeier
Aula Kollegienhaus, Universität Basel, Petersplatz 1

Begrüssung, Antonio Loprieno, Rektor der Universität Basel

Darf Forschungsförderung geistlos sein?
Dieter Imboden, Präsident des Nationalen Forschungsrates, Bern

Die Lesbarkeit der kulturellen Welt oder Geisteswissenschaften in der Moderne,
Wolfgang Frühwald, Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, Bonn

Grusswort der Regierung

Schlusswort, Gottfried Boehm, Direktor des NFS Bildkritik

18:00 Empfang in den renovierten Räumen der Alten Universität,
Rheinsprung 11

Präsentation der Forschungsprojekte

Vorstellung des NFS Bildkritik, Gottfried Boehm

Apéro

Freitag, 27. Oktober 2006, Schaulager, Münchenstein/Basel

Tagung: Movens Bild. Zwischen Evidenz und Affekt
Schaulager

1. Bildwahrnehmung - Anblicken und Zurückblicken

Im ersten Teil der Tagung interessiert das Bild als Kreuzungspunkt der
Blicke zwischen einem Angeblicktwerden und einem Zurückblicken. Die
besondere Form der Bildwahrnehmung als zentraler Bestandteil des Movens
Bild wird in Auseinandersetzung mit den verschiedenen Disziplinen, die
sich bislang dieser Fragestellung gewidmet haben, diskutiert. Es geht um
den Dialog zwischen Bild
und Betrachter und um den Wahrnehmungsprozess, in dem sich ikonische Affekte
und Evidenzen allererst artikulieren.

09:00 Eröffnung Gottfried Boehm/Theodora Vischer
09:15 Bernhard Waldenfels, Von der Wirkkraft der Bilder
10:15 Kaffeepause
10:45 Klaus Scherer, Gefrorene Gefühle: Ikone der Mimik als Symptom,
Symbol und Appell
10:45 Michael Wetzel, "Da ist keine Stelle die dich nicht sieht" Das Bild
als Schauplatz einer inframedialen Torsion des Blicks

Friedrich Balke, Moderation

12:45 Mittagspause

2. Bildgesellschaften – Werben und Werten

Wie positioniert sich das Bild in einer Bildergesellschaft zwischen Werben
und Werten? Die affektive Dimension verleiht dem Bild ein besonderes
Potential zur gezielten Vermittlung von Informationen; eine Vermittlung,
die man immer schon als eine Form des Affiziertwerdens bezeichnen könnte.
Als aktives übernimmt das Bild zentrale Aufgaben in gesellschaftlichen
Kontexten: als Beweismittel, als Überzeugungswerkzeug, als Moment
ästhetischer Wahrnehmung und Medium der Unterhaltung.

14:15 Thomas Y. Levin, Anxieties of Reference: Surveillance as Narrative Form
15:15 Sarat Maharaj, (Referatstitel noch offen)
16:15 Kaffeepause
16:45 Heike Behrend, "To make strange things possible": Die Foto-Collagen
des Bakor Studios in Kenia

Urs Stäheli, Moderation

Samstag, 28. Oktober 2006

3. Bilderglauben - Bewirken und Bewundern

Bilder gewinnen Hoheit, Unübersehbarkeit und Überzeugungskraft durch den
bedeutenden Inhalt, den sie darstellen: einen Gott, einen Herr-scher, aber
auch moderne und globale Ikonen. Sie haben eine bewirkende und bezeugende
Funktion und erregen Bewunderung oder Konflikte, die in
Bilderstreitigkeiten ausgetragen werden. Zum einen muss deshalb die
ausserordentliche Autorität beachtet werden, die Bilder als Stellvertreter
besitzen. Zum anderen stellt sich die Frage, wie ein solcher Bilderglauben
in allgemeine Beglaubigungsstrategien mündet.

10:00 Silke Tammen, Geborgen in Bilderhüllen und Edelstein - Reliquie,
Blick und Bild: zur vielschichtigen Visualität von Passionsreliquiaren
11.00 Marie José Mondzain, (Referatstitel noch offen)
12.00 Kaffeepause
12.30 Christoph Markschies: Antike Weltbilder in der Kritik

12:45 Mittagspause

Abschlussvortrag

14:30 W.J.T. Mitchell, Realism and the Digital Image, or, Mitchell versus
Mitchell

Veranstalter

eikones - NFS Bildkritik/NCCR Iconic Criticism
in Zusammenarbeit mit
Schaulager

Anmeldung

Anmeldung erwünscht bis 12. Oktober 2006 (beschränkte Platzzahl).
Die Teilnahme ist kostenlos.

e-mail: eikones-tagungunibas.ch
eikones T +41-61-267 1810, F +41-61-267 1811
Schaulager T +41-61-335 3232, F +41-61-335 3230

www.eikones.ch
www.schaulager.org

Quellennachweis:
CONF: Movens Bild. Zwischen Evidenz und Affekt (Basel, 26-28 Oct 06). In: ArtHist.net, 28.09.2006. Letzter Zugriff 15.01.2025. <https://arthist.net/archive/28532>.

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