Call for Papers
nine eleven
Ästhetische Verarbeitungen des 11. September 2001
Kaum ein anderes Ereignis der jüngsten Vergangenheit hat die
Weltöffentlichkeit derartig erschüttert wie die Terroranschläge in New
York und Washington am 11. September 2001. Seiher bildet nine eleven
nicht nur einen Schwerpunkt der politischen Debatten, sondern es setzte
schon bald nach der Katastrophe auch eine ästhetische Auseinandersetzung
mit dem Ereignis ein.
Begleitet wurde (und wird) die künstlerische Bearbeitung der
Terroranschläge von einer kontroversen Diskussion im Feuilleton, in der
angesichts der Katastrophe und ihrer medialen Wirkmacht immer wieder
bestritten wurde, dass sich nine eleven zum Gegenstand der
Popularisierung und der Ästhetisierung eignet. Dieser Skepsis zum Trotz
sind im halben Jahrzehnt nach den Anschlägen eine Vielzahl von
literarischen Texten, von Collagen und Gemälden, von Dokumentar- und
Spielfilmen sowie Popsongs entstanden, die sich an einer Aufarbeitung,
Bewältigung und Deutung des Geschehens versucht haben. Am markantesten
hat vielleicht der französische Skandalautor Frederic Beigbeder in
seinem Roman Windows on the World die grundsätzliche Problematik all
dieser ästhetischen Reaktionen formuliert. Zwar wird dort die
Notwendigkeit des ‚Erfindens’ als einziger Möglichkeit die Ereignisse
innerhalb des World Trade Centers zu (re)konstruieren, gerechtfertigt,
gleichzeitig aber betont sein Roman die Grenzen der literarischen
Verarbeitung, indem er selbstreflexiv auf die grundsätzliche Ohnmacht
der Kunst angesichts einer medial vermittelten Realität, die die Fiktion
auszulöschen droht, hinweist.
Im Spannungsfeld dieser Pole, der Faktizität des (Bild)-Ereignisses
einerseits und seiner ästhetischen (Re-)Konstruktion andererseits,
versucht der projektierte Sammelband eine erste Bilanz zu ziehen: Welche
narratologischen und peotologischen Muster finden sich in der
amerikanischen, arabischen, deutschen oder französischen fiktionalen und
dokumentarischen Film- und Literaturproduktion, welche
(medienspezifischen) Strategien der Authentifizierung oder
Fiktionalisierung weisen die einzelnen Werke auf, welcher
Darstellungsmittel bedienen sie sich und welche Deutungsversuche werden
im Medium der Fiktion angeboten?
Im Einzelnen sind Beiträge zu folgenden Themenkomplexen willkommen:
Medientheoretische Fragestellungen zur ‚Wirkungsästhetik’ des Bildes
Die Aufarbeitung des 11. Septembers in nichtfiktionalen Print- und
audiovisuellen Medien sowie in Dokumentationen (Photografie, Film -und
Textreportagen, Dokumentarfilm)
Darstellungen, (Re)-Konstruktion, Funktionalisierungen und Deutungen
des 11. Septembers in Literatur, Film und Kunst
Erzählverfahren und poetologische Konzepte in Literatur, Film und Popmusik
Exposés (max. 2500 Zeichen) per Mail werden bis zum 30.09.2006 erbeten.
Dr. Christoph Jürgensen
Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
Theaterstr. 7
37073 Göttingen
Tel.: 0551/394174
e-mail: ch.juergensenweb.de
Reference:
CFP: nine eleven - Aesthetische Verarbeitungen. In: ArtHist.net, Sep 12, 2006 (accessed Jan 15, 2025), <https://arthist.net/archive/28522>.