[x-post: H-SOZKULT]
Projekt A6 „THEATRUM SCIENTIARUM – Spuren der Avantgarde im
experimentellen Wissen des 17. Jahrhunderts“ des Sonderforschungsbereiches
447 „Kulturen des Performativen“
Konzeption und Organisation:
Helmar Schramm, Ludger Schwarte, Jan Lazardzig, Dessau und Berlin
03.11.2005-05.11.2005
Bauhaus Dessau
Gropiusallee 38
06846 Dessau /
Tel.: +49 (0)340 65080
und Maschinenhaus der Kulturbrauerei Berlin
Schönhauser Allee 36
10435 Berlin
Tel.: +49 (0)30 44 31 51 – 52
Die internationale Tagung „Spuren der Avantgarde: Theatrum Machinarum“
(Berlin, 3.- 5. November 2005) untersucht die Entstehung des
Maschinen-Paradigmas und seine kulturelle Durchsetzung im 17. Jahrhundert
aus dem Blickwinkel der Maschinen-Obsession der Avantgarde. Sie versucht,
die mit diesem Paradigma gesetzten ästhetischen, epistemologischen und
politischen Blickschranken aus der Perspektive experimenteller Erprobungen
und Infragestellungen des Maschinellen im 20. Jahrhundert zu analysieren,
wobei die Avantgardebewegungen als originelle Weise der Kreation von
Fragestellungen, Erfahrungen und Wissen ins Spiel gebracht werden sollen.
Dieser Zugriff kann einerseits systematisch die Verwurzelung von
Experimenten der Avantgarde im experimentellen Maschinenbegriff des 17.
Jahrhunderts erschließen. Da dieser Maschinenbegriff nicht nur in der
Mechanik oder im Theater eine Rolle gespielt hat, sondern mit den
frühneuzeitlichen Staats-, Rechts- und Wissenstheorien auch eine große
Bedeutung für die Gegenwart erlangt hat, kann der Zugang über die
experimentellen Praktiken der Avantgarde andererseits auch den Blick für
grundlegende Bedingungen gegenwärtigen Handelns schärfen. Wenn sich unsere
Erforschung von Experimentalkünsten des 17. Jahrhunderts an entsprechenden
Problemen des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart orientiert, gehen wir von
der These aus, dass sich die Avantgarde-Bewegung – ungeachtet ihres
Scheiterns – als groß angelegte Experimentalanordnung deuten lässt,
programmatisch gerichtet auf die radikale Infragestellung kulturprägender
Blickschranken. So gesehen erscheint das Experimentieren mit Maschinen in
der Avantgarde als Produktionsweise virulenter Fragestellungen, die sich
gleichermaßen auf die Ursprünge der Moderne wie auch auf die aktuelle
kulturelle Situation beziehen lassen. Der Maschinenbegriff, der sich mit
der Experimentalkultur des 17. Jahrhunderts durchsetzt, impliziert nicht
mehr nur die gerichtete Bewegung und Kraftübertragung, sondern zielt auf
ein zur Schau gestelltes Einrichten von Funktionsabläufen, das auf der
Trennung von Rechnen und Handeln, von Steuern und Ausführen basiert und
nicht zuletzt auch die Menschen in die Maschinerie integriert. Gerade
diese handlungsleitende Dimension maschineller Funktionalität wird durch
die Unterbrechungs- und Störmanöver der Avantgarde in originärer Weise
problematisiert.
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Internationale Konferenz
Spuren der Avantgarde: Theatrum Machinarum
03. bis 05. November 2005 / Dessau und Berlin
PROGRAMM
Donnerstag 03/11/2005: BAUHAUS DESSAU
8.30 Abfahrt mit dem Bus von Berlin zum Bauhaus Dessau
10.30 Begrüßung u. Eröffnung / Bauhaus-Theater in Dessau
THEATRUM MACHINARUM
11.00 Gangarten, Tanzformen, Spuren. Theatrum machinarum und Bauhaus-Bühne
Gabriele Brandstetter / Helmar Schramm
12.00 Mechanischer Affe und Quantum machine – Vom Bauhaus zum Black
Mountain College
Joachim Krausse
13.00 Mittagspause
15.00 – 18.30 PARALLELSEKTIONEN
Sektion 1: EROTIK TOD MASCHINE
15.00 Tier/Maschine und Fabrikation des Todes. Die Spur der
Exekutionsapparate im Maschinentheater des 17. Jahrhunderts
Ludger Schwarte
15.45 Vom Feuer zum Licht. Frühneuzeitliche Feuerwerke und Illuminationen
als Vorläufer von Werbe- und Installationskunst
Thomas Rahn
16.30 Kaffeepause
17.00 Die Haut der Maschinen – Von der Weltmaschine zum Junggesellenapparat
Andreas Wolfsteiner
Sektion 2: AUTOMATISMEN DER MACHT
15.00 Das Theater der künstlichen Tiere. Animalik und Mechanik seit der
frühen Neuzeit
Stefan Rieger
15.45 Meta-Mechanik – Jean Tinguelys Maschinentheater
Hans-Christian von Herrmann
16.30 Kaffeepause
17.00 Paradoxe Maschinen – Vom Ursprung des Fragens
Jan Lazardzig
Sektion 3: ARCHÄOLOGIE DER STÖRUNG
15.00 Performances mit Computern. Künstlerische Avantgarden zwischen
Störung und Operativität
Martina Leeker
15.45 Kreis-Ähnlich. Die Bewegung des Pendels in Apparaten und Formeln des
17. Jahrhunderts
Christian Kassung
16.30 Kaffeepause
17.00 ZANG TUMB TUUUMB (F. T. Marinetti) – Maschinengeräusche und ihr Echo
in der Musik
Christa Brüstle
18.00 Abendessen
AUFFÜHRUNG AUF DER BAUHAUS-BÜHNE
20.15 Zukunft_Erinnern. Ein Tanz für das Bauhaus Tanztheater /
Tanzcompagnie RUBATO
Freitag 04/11/2005: Maschinenhaus, Kulturbrauerei Berlin
EROTIK TOD MASCHINE
10.00 The Monster-Machine Dialectic from a Post-Humanist Perspective
Zakiya Hanafi
10.45 Kaffeepause
11.15 Cinématique du désir: Maniera, artifice, licence dans la culture de
la Renaissance tardive
Patricia Falguières
12.00 Mittagspause
14.00 Machtmaschinenmagie
Martin Burckhardt
14.45 Himmels- und Höllenmaschinen
Jörg Jochen Berns
15.30 Kaffeepause
16.00 Sex and the Aging of Machines
Caroline A. Jones
16.45 Kaffeepause
AUTOMATISMEN DER MACHT
17:00 I Futuristi e la religione della macchina
Claudia Salaris
17.45 Imagined Machines and the Real World
Dennis Des Chene
Samstag 05/11/2005: Maschinenhaus, Kulturbrauerei Berlin
AUTOMATISMEN DER MACHT
10.00 Frühneuzeit der Kybernetik: Urgeschichte oder Archäologie?
Bernhard Dotzler
10.45 Kaffeepause
11.15 Die Bürokratie des Unbewußten: "Die Ablage der Surrealisten"
Sven Spieker
12.00 Mittagspause
ARCHÄOLOGIE DER STÖRUNG
14.00 Die Welt frühneuzeitlicher Ingenieure – gespiegelt in ihren Zeichnungen
Wolfgang Lefèvre
14.45 Great Expectations – Dysfunctioning Experimental Machines
Paolo Brenni
15:30 Machinery, Theater, and Cognition
Derrick de Kerckhove
16.15 Kaffeepause
SPUREN DER AVANTGARDE
16.45 „Auf die Verbindung kommt es an, und daß sie vorher ein bisschen
unterbrochen wird“ (Hugo Ball, 1916)
Hannes Böhringer
17.30 Spuren der Avantgarden “in treating of the <inexact> sciences”
(James Joyce)
Karlheinz Barck
18.30 Abschlussdiskussion
Die Konferenz findet statt in Kooperation mit dem Bauhaus Dessau und der
KulturBrauerei Berlin sowie mit freundlicher Unterstützung der Fritz
Thyssen Stiftung, des Außenamtes der Freien Universität Berlin und der
Deutschen Forschungsgemeinschaft
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Freie Universität Berlin
Institut für Theaterwissenschaft
Grunewaldstr. 35, 12165 Berlin
Tel.: +49 (0)30 838 503 66
Fax: +49 (0)30 838 503 21
Email: theatredzedat.fu-berlin.de
Homepage: <http://www.theatrum-scientiarum.de>
Quellennachweis:
CONF: Spuren der Avantgarde: Theatrum Machinarum (Dessau, 3-5 Nov 05). In: ArtHist.net, 23.10.2005. Letzter Zugriff 06.11.2025. <https://arthist.net/archive/27592>.