Vorsicht, frisch gestrichen!
Vortragsreihe zur Phänomenologie aktueller Malerei
Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle im Wintersemester 2005 und
Sommersemester 2006
Was meinen wir, wenn wir heute von einem Gemälde sprechen? Muss der Begriff
Malen neuerdings durch Gemäldegenerierung ersetzt werden? Warum ähneln
Malerateliers immer mehr Bildarchiven und Hightech-Büros? Bedeutet die
Hinwendung zur seriellen Malerei, zum Bildzyklus und zur Bildinstallation den
Abschied des solitären Meisterwerks? Warum können Maler trotz des Drangs zur
Abstraktion von der menschlichen Figur nicht ablassen?
Nach einer Phase der skeptischen Selbstanalyse der Malerei und einer
Erweiterung ihres Bildbegriffs durch den Einfluss neuer Bildverfahren wie
Foto, Film, Video und Computergrafik haben sich in den letzten Jahrzehnten
Form, Technik und Erscheinungsbild von Gemälde grundsätzlich geändert und die
Produktionsabläufe im Maleratelier neu organisiert. Heute begegnet uns eine
Vielfalt hinsichtlich der Technik und Stilistik von Gemälden, die eine
einheitliche Begriffsbestimmung von Tafelmalerei ausschließen. Trotz dieser
Pluralität des malerischen Bildbegriffs scheint es möglich und an der Zeit,
die medialen Strukturveränderungen des Tafelbildes am Beginn des 21.
Jahrhunderts zu überblicken.
Die geplante Vortragsreihe orientiert sich am Leitbegriff der
Bildphänomenologie. Damit ist die systematische Beschreibung und Analyse der
Malerei im Kontext ihrer diskursiven, institutionellen und technischen
Rahmenbedingungen gemeint. Mit einer gleichermaßen kulturellen und
historischen Perspektive kann eine Bildphänomenologie der Erkenntnis zentraler
syntaktischer, semantischer und pragmatischer Aspekte des Mediums Malerei
dienen. Die Vortragsreihe wird gegliedert durch zentrale Bildbegriffe, die im
Diskurs über die Malerei der Gegenwart eine wichtige Rolle spielen, ohne dass
die Begriffsinhalte bisher genauer festgehalten und in Bezug auf die Vielfalt
der künstlerischen Praxis erläutert wurden. Darunter Leitbegriffe wie - Farbe
und malerische Geste, hybride Bildsprachen, Abstraktion und Figuration,
Serialität und Zyklus, Wandbild und Raumbild, Bildinstallation, Bild und Wort
sowie Autorenschaft.
Der erste Teil der Vortragsreihe findet im Wintersemester 2005 jeweils
mittwochs 16.15 Uhr bis 17.45 Uhr im kleinen Saal des Volksparks Halle statt.
Die Reihe wird im Sommersemester 2006 mit sechs weiteren Vorträgen fortgesetzt.
Termine
2. November 2005
Johannes Meinhardt (Schwäbisch Hall)
Analyse der Farbe in der Malerei - Farbe als Materie, Licht, Begriff, Zitat,
Wahrnehmungsdifferenz, Vorstellung und Erinnerung
30. November 2005
Knut Ebeling (Berlin)
Malerei als materielle Kultur
21. Dezember 2005
Joachim Penzel (Halle)
Von der Originalität zur Serialität - Malerei als fordistische Produktion, als
strategische Handlung und als spirituelle Lebenspraxis
11. Januar 2006
Eugen Blume (Berlin)
Luc Tymans: Zwischen den Bildern - eine neue Historienmalerei
18. Januar 2006
Johannes Stahl (Köln)
Handschrift auf Leinwand. Einige Sätze über Bilder mit Worten
25. Januar 2006
Franziska Uhlig (Berlin)
Kontrollieren. Verlängern. Reduzieren. Die Geste
Kontakt
Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
PF 200252
Joachim Penzel
06003 Halle
Tel.: 0345-7751977
email: Joachimpenzelaol.com
Quellennachweis:
ANN: Vortragsreihe: Phänomenologie aktueller Malerei (Halle 2005/06). In: ArtHist.net, 13.10.2005. Letzter Zugriff 26.04.2025. <https://arthist.net/archive/27587>.