CONF May 25, 2005

Covering the Real - Kunst & Pressebild (Basel 30 May 05)

Kolloquium
Covering the Real - Kunst und Pressebild
Kunstmuseum Basel
Montag, 30. Mai 2005

Die Kunst hat die besondere Stellung des Pressefotos vor allem nach 1960
kritisch reflektiert und sich dabei gegenüber seinen Formen und Verfahren
geöffnet. Dabei geht es immer auch darum, welche Bedeutungen die Kunst mit
ihren eigenen Bildern hervorbringen, was sie vom Realen sagen kann. Gerade
in der Auseinandersetzung mit dem "öffentlichen Bild" haben Künstlerinnen
und Künstler in den vergangenen 40 Jahren die ästhetische Autonomie und
gesellschaftliche Bedeutung ihre Arbeit immer wieder neu definiert.

Das eintägige Kolloquium entwickelt und vertieft in zehn Beiträgen die
Fragen, die die Ausstellung Covering the Real aufwirft.

Programm

Montag, 30. Mai 2005

09.30–09.35
Begrüßung: Dr. Bernhard Mendes Bürgi (Direktor, Kunstmuseum Basel)

Zarte Empirie – Kunst und Pressebild
Gesprächsleitung: Dr. Hartwig Fischer (Konservator, Kunstmuseum Basel)

09.40–10.05
Ernst Mitzka (München): Pix for the people
An vier nicht in der Ausstellung gezeigten Installationen, die zwischen
1988 und 1993 entstanden, stellt Ernst Mitzka seine
künstlerische Arbeit mit Pressebildern vor.

10.10–10.35
Gilles Saussier (Les Andelys): Retourner sur ses traces: images
d'actualités / actualité des images
Gilles Saussier présente deux projets documentaires sur le thème du retour
sur images: Studio Shakhari bazar dont le point de départ a été en 1997 la
distribution de 75 photographies aux habitants d'une rue de la vieille
ville de Dhaka au Bangladesh, et Le tableau de chasse, archéologie d'images
d'actualité prises à Timisoara lors de la révolution roumaine de décembre
1989.

10.35–10.45 Diskussion

10.45–11.00 Kaffeepause

Bilderdienst. Praktiken, Chancen und Grenzen des Bildjournalismus
Gesprächsleitung: Dr. Hartwig Fischer (Konservator, Kunstmuseum Basel)

11.00–11.25
Jann Jenatsch (Keystone, Zürich): Alltag der Newsbilder bei Keystone
Einblick in den Alltag im Bildfluss oder: die Balance zwischen Nähe und
Distanz. Obwohl die Bilder immer zahlreicher werden, hat das einzelne Bild
trotzdem noch eine Chance.

11.30–11.55
Katri Burri (Forum für Dokumentarfotografie der CoalMine Galerie,
Winterthur): Das falsche Bild
Europäische Zeitungen im Vergleich: Gedanken zur Qualität der Fotos in den
Printmedien im Zeitalter der Bildinflation.

12.00–12.25
Dr. Stefanie Diekmann (Europa-Universität Viadrina, Frankfurt / Oder):
Heroismus des Sehens – Anmerkungen zu Christian Freis Dokumentarfilm War
Photographer (2001)
Der Beitrag versteht sich als kritischer Kommentar zu einem der
bekanntesten “Foto-Filme” der letzten Jahre und befasst sich u.a. mit der
Stilisierung des Kriegsfotografen James Nachtwey, der Inszenierung und
Auratisierung fotografischer Gesten sowie der Parallelführung von
fotografischer und filmischer Aktivität.

12.25–12.45 Diskussion

12.45–14.15 Mittagspause

Medien-Wirklichkeit. Kunst- und Pressebild im Blick der Medienwissenschaft
Gesprächsleitung: Prof. Dr. Gottfried Boehm (Kunsthistorisches Seminar,
Universität Basel)

14.15–14.35
Prof. Dr. Georg Christoph Tholen (Institut für Medienwissenschaft,
Universität Basel): Eingerahmte Wirklichkeit. Bilder und Blicke
der Fotografie
Im Zeitalter der digitalen Fotografie wird die Frage nach dem Status der
Bilder zum Fokus einer kritischen Reflexion über die heutige Kultur.
Insbesondere an der Vielfalt der “Gesten der Photographie” (Vilem Flusser)
zeigt sich, inwieweit Wirklichkeit durch Bildmedien konstruiert und
repräsentiert wird. Der Vortrag gibt einen Einblick in die jüngere Debatte
über Theorie und Geschichte der Fotografie.

14.40–15.05
Dr. Peter Geimer (Professur für Wissenschaftsforschung ETH Zürich):
Gezeigte und nicht gezeigte Bilder. Probleme mit Schockfotos
Anfang des Jahres veröffentlichte das Magazin Folio der NZZ die Fotografie
des abgetrennten Kopfes einer palästinensischen Selbstmordattentäterin. Die
Veröffentlichung des Bildes löste eine heftige Debatte über die
Zumutbarkeit solcher Bilder aus. Empörte Leser gaben bekannt, das Bild
umgehend “entsorgt” zu haben. Dieser Fall wird zum Anlass genommen, um noch
einmal die alte Frage nach der Indexikalität des fotografischen Bildes zu
stellen. Wie kommt es, dass solche Fotografien – aller konstruktivistischen
Deutungsroutine zum Trotz – auf eine beinahe magische Weise behandelt
werden? (Das Foto der Selbstmordattentäterin wird nicht gezeigt).

15.05–15.20 Diskussion

15.20–15.35 Kaffeepause

Bild-Wirklichkeit
Gesprächsleitung: Prof. Dr. Gottfried Boehm (Kunsthistorisches Seminar,
Universität Basel)

15.35–16.00
Prof. Dr. Michael Diers (Hochschule für bildende Künste Hamburg): Die
Farben des Schwarzweiß oder das (Zeitungs-)Grau als Medium
künstlerischer Reflexion
Die starke Präferenz der Farbe Grau in der Malerei seit 1960 resultiert aus
der Auseinandersetzung mit der Schwarzweiss-Fotografie, insbesondere der
Pressefotografie. Als Farben werden die Grauwerte aus der Fotografie
extrapoliert, um auf der Leinwand der Maler in doppelter Weise befragt zu
werden, und zwar hinsichtlich des Status der Malerei als Malerei sowie
jenen der Malerei als (Bild-)Medium.

16.05–16.30
Dr. Karin Gludovatz (Kunsthistorisches Institut, Freie Universität Berlin):
Zur Interaktion journalistischer und künstlerischer Bildpraktiken am
Beispiel des Krieges 2003
Die im Verlauf des US-amerikanisch-irakischen Krieges 2003 publizierten
Fotos westlicher Provenienz zeichnen sich im Allgemeinen durch klare
Kompositionen und beinahe ein Übermaß an Sichtbarkeit aus. Damit
unterscheiden sie sich nicht nur grundlegend von jenen Bildern, welche den
kriegerischen Konflikt der beiden Länder 2001 begleiteten, sondern stellen
sich gegen eine Tradition von Kriegsfotografie, die ihre Evidenz gerade in
der Abbildung auch ihrer dramatischen Entstehungsumstände behauptete.
Dieser Bruch ging mit einer in der Presse vehement lancierten Diskussion um
die Wirklichkeit der Bilder einher.

16.35–17.00
Prof. Dr. Bruno Haas (Sorbonne, Paris 1): Realität und Zeugnis
Ob die Kunst der Ort eines die Realität gründenden Zeugnisses sein mag.

17.00–18.00 Diskussion und Schlusswort

Apéro (offeriert)

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Veranstaltungsort
Kunstmuseum Basel, Vortragssaal
Eingang Picassoplatz

Anmeldung
Eintritt frei, Anmeldung nicht erforderlich

Weitere Informationen
Bettina Kaufmann (bettina.kaufmannbs.ch)
Hartwig Fischer (hartwig.fischerbs.ch)

Telefon +41 61 206 62 62
Fax +41 61 206 62 52
www.kunstmuseumbasel.ch

Reference:
CONF: Covering the Real - Kunst & Pressebild (Basel 30 May 05). In: ArtHist.net, May 25, 2005 (accessed Jul 15, 2025), <https://arthist.net/archive/27219>.

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