Das European Shoah Legacy Institute (ESLI) gibt die Einrichtung des Provenance Research Training Program (PRTP) und damit eines Weiterbildungsprogramms bekannt, dessen Schwerpunkt auf Provenienzforschung und damit verbundene Aspekte in Hinblick auf NS-verfolgungsbedingt entzogene Kunstgegenstände und Beutekunst sowie Judaica und jüdische Kulturgüter liegt. Im Rahmen des Programms werden 5-tägige Intensiv-Workshops über das Jahr verteilt und an unterschiedlichen Veran-staltungsorten in Europa, Nord-, Mittel- und Südamerika angeboten. Das Weiterbildungsangebot richtet sich an gegenwärtige und zukünftige Fachkräfte auf internationaler Ebene, die sich mit dem Themengebiet Kulturraub während des Dritten Reichs, des Holocaust und des Zweiten Weltkriegs beschäftigen. Der erste Intensiv-Workshop wird von der Koordinierungsstelle Magdeburg ausgerichtet und findet vom 10. – 15. Juni 2012 in Magdeburg (Deutschland) statt.
Die jeweiligen Workshops, in denen Forschung, Geschichte und Recht im Vordergrund stehen, werden von international anerkannten Experten geleitet, die bereits seit Ende der 1980er Jahre ihre Kompetenzen auf dem Gebiet der Provenienzforschung und im Restitutionsbereich ausgebaut haben. Am ersten Workshop-Tag liegt der Schwerpunkt auf analytische und komparative Methodologien, die im Laufe des Workshops angewendet werden. Dazu gehört die interaktive Anwendung geografischer Tools, mit deren Hilfe ein besseres Verständnis der Komplexität der zu bearbeitenden Themen, eine Visualisierung von Mustern und ein Vergleich dieser Prozesse sowie ihrer internationalen Bedeutung ermöglicht wird. Die Zeit vor 1939 bildet den Schwerpunkt des zweiten Tages, während am dritten Tag der Fokus auf kriegsbedingte Plünderungen in ganz Europa liegt. Anschließend stehen die Nachkriegszeit und die Anstrengungen zur Rückführung geraubter Kulturgüter im Vordergrund. Am fünften und letzten Tag des Workshops werden die rechtlichen und ethischen Implikationen der Plünderungen von Kulturgütern während der Nazi-Zeit, gegenwärtige internationale Politiken und auch die Praxis des Kunsthandels unter die Lupe genommen.
Bisher sind in Europa und Amerika kaum Weiterbildungsprogramme angeboten worden, in denen kritische Forschung und analytische Fähigkeiten in Verbindung mit der noch jungen wissenschaftlichen Disziplin der Provenienzforschung (die Dokumentation der Besitzverhältnisse eines Kunstwerks seit dessen Erschaffung bis zum heutigen Tag) weiterentwickelt und optimiert werden. Seit der Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust im Dezember 1998, an der 44 Nationen teilgenommen hatten, ist vielfach der Wunsch geäußert worden, ein solches Weiterbildungs-programm aufzulegen. Die Prager Konferenz über Holocaust-Vermögenswerte von 2009 und die im Anschluss daran von 47 Staaten verabschiedete Theresienstädter Erklärung unterstreichen ebenfalls die dringende Notwendigkeit eines entsprechenden Programms, welches möglichst der internationalen Ausrichtung und Bedeutung der Provenienzforschung Rechnung trägt und die Bildung einer weltweiten Community von Fachleuten auf diesem Forschungsgebiet befördert. Das European Shoah Legacy Institute hat sich die Umsetzung der Theresienstädter Erklärung zur Aufgabe gemacht.
Kontakt, Anmeldung und Information:
www.provenanceresearch.org
Anmeldeschluss: 05. März 2012!
Reference:
ANN: Provenance Research Training Program (PRTP). In: ArtHist.net, Feb 12, 2012 (accessed Apr 19, 2025), <https://arthist.net/archive/2683>.