Der Bahnhof: Basilika der Mobilität – Erlebniswelt der Moderne
Schwabenakademie Irsee,
Klosterring 4,
87660 Irsee
16.-18. Juli 2004
Der Bahnhof avanciert im 19. Jahrhundert zum bedeutenden architektonischen
Bautypus, in dem sich gesellschaftlicher und kultureller Zeitgeist
konzentriert. Als Bauwerk ist er Symbol und Verdichtungsraum von
Modernität und Urbanität. Viele Bereiche unserer Kultur dokumentieren
dies: Architektur, Film, Malerei, Musik und Literatur verherrlichen den
Bahnhof als „Kathedrale der Moderne“ oder verdammen ihn als „Stätte der
Häßlichkeit“. Entsprechend vielfältig-schillernde Dimensionen weist das
faktische Leben in und um den Bahnhof auf.
Der Bahnhof, ein in sich geschlossener Kosmos und gesichert durch eine
besondere Polizei, bietet eine eigene Lebenswelt, in der man namenlos ein-
und abtauchen, anonym verschwinden kann. Als „Biotop des Verbrechens“
dient er u.a. als Agentur der Gaunersprache. Er ist Schauplatz großer und
kleiner Schicksale; Abschied und Wiedersehen geben sich dort ein
Stelldichein: Ausgangspunkt für den Flüchtenden, Endstation für den
Zurückkehrenden. Seine Wartehallen werden pessimistisch als Sinnbilder der
Ernüchterung, melancholisch als „Säle der verlorenen Schritte“, emphatisch
als Räume der Hoffnung, Sehnsucht und Verheißung wahrgenommen. Der Bahnhof
ist ein „Ort der großen Verwandlung“.
Die Tagung widmet sich der einzigartigen Bedeutung des Bahnhofs als
gesamtgesellschaftliches Phänomen über einen Zeitraum von knapp 200 Jahren.
Programm:
Freitag, 16. Juli 2004
17.00 Uhr – 21.00 Uhr
Markwart Herzog / Mario Leis:
Begrüßung und Einführung
Christian W. Thomsen:
Kathedralen der Moderne? Bahnhofsarchitektur gestern, heute und morgen
Thomas Hengartner:
Bahnhöfische Welten. Alltagskultur und städtische Kultur im Bahnhof
Roland Girtler:
Der Bahnhof als Bühne der Vagabunden, Dirnen und Ganoven
Samstag, 17. Juli 2004
8.30 Uhr – 12.45 Uhr
Markwart Herzog:
Der 1954er Triumphzug der „Helden von Bern“. Bahnhöfe als Orte kollektiver
Festivität
Renate Zitt:
Wort Gottes im Bahnhof? Seismograph Bahnhofsmission
Kirsten von Hagen: „Alles Bahnhof“? Bahnhöfe und Zugverkehr in
umgangssprachlichen Wendungen
14.00 Uhr – 18.15 Uhr
Mario Leis:
„Säle der verlorenen Schritte“. Bahnhöfe in der Literatur
Ralf Ubl:
Heimreise ohne Ziel – Bahnhof, Brachland und Verkehr in de Chiricos Malerei
Michael Zimmermann:
Die Avantgarde und die Ästhetisierung der Zugreise
19.30 Uhr – 20.45 Uhr
Isabel Maurer Queipo:
Der Bahnhof im Film. Bewegende und bewegte Orte
Sonntag, 18. Juli 2004
8.30 Uhr – 13.00 Uhr
Thomas Elsen:
„Wir haben den emotionalen Wert der Speisewagen nicht so bewertet wie
unsere Kunden“. Kunst und Bahnhof – über eine „Ästhetik des Häßlichen“ von
der Moderne bis zur Gegenwart
Matthias Harder:
Der Bahnhof als Ereignisort. Journalistische und künstlerische Fotografie
von und in Bahnhofsbauten
Kai Stefan Lothwesen:
Bahnhofs-Symphonien. Klangwelt und Wahrnehmung
Schlußrunde / Resumée
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Dr. Markwart Herzog Schwabenakademie Irsee Klosterring 4 87660 Irsee
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Reference:
CONF: Der Bahnhof. Basilika der Mobilitaet (Irsee, 16-18 Jul 04). In: ArtHist.net, Apr 18, 2004 (accessed Feb 10, 2025), <https://arthist.net/archive/26315>.