G i l l e s D e l e u z e u n d d i e K ü n s t e
Wiederholung und Differenz
24.-26.10.2003 Festival im ZKM | Medientheater
25.10.-07.12.2003 Ausstellung im ZKM | Medienmuseum, Projektraum
"Eines Tages wird das Jahrhundert vielleicht deleuzianisch sein."
(Michel Foucault)
Zeitgenössische Kultur ist ohne philosophischen Hintergrund nicht
denkbar. Unter dem Titel "Gilles Deleuze und die Künste -
Wiederholung und Differenz" veranstaltet das ZKM Karlsruhe, zusammen
mit Peter Gente (Merve Verlag, Berlin) vom 24. bis 26. Oktober ein
internationales Treffen. Das Festival ist die dritte Veranstaltung in
der ZKM-Reihe "Philosophie und Kunst". Nach der Ausstellung "Guy
Debord - Agent der Kritik gegen ihre Anerkennung" im Herbst 2001 und
dem im vergangenen Jahr mit großem Erfolg durchgeführten Festival
"Michel Foucault und die Künste - Probleme einer Genealogie", sollen
auch bei der diesjährigen Veranstaltung fernab akademischer Schwere
Philosophie, Wissenschaft und Kunst in ihrem Verhältnis zueinander
diskutiert werden. Neben Vorträgen beinhaltet das Festivalprogramm
Filme, Konzert und eine "Deleuze-Soundnight" mit Achim Szepanski
(Mille Plateaux), Richard Pinhas und Jérôme Schmidt.
Die Ausstellung im ZKM | Medienmuseum zeigt Video- und
Audioinstallationen, Bild- und Tondokumente mit und über Gilles
Deleuze, Fotografien von Hélène Bamberger, Gérard Uferas und Raymond
Depardon und Malerei von Gérard Fromanger sowie Dokumente aus
umfangreichen Archivs zu Gilles Deleuze aus dem Merve Verlag, Berlin.
Veröffentlichungen von und über Deleuze veranschaulichen die
Erfahrungswelten des Philosophen und dokumentieren 29 Jahre Arbeit
mit Deleuze.
Gilles Deleuze (1925-1995) war mehr als einer jener
Universitätsprofessoren, die viel gelesen und (meist wenig)
geschrieben haben. Er war ein Philosoph, der sich am Ende seines
Lebens die Frage stellte: Was ist Philosophie? Worin unterscheidet
sie sich von Kunst und Wissenschaft? Ist sie selbst eine Kunst, die
Begriffe erfindet?
Rhizomatik, Nomadologie, Wunschmaschinen, nichtorganisches Leben,
Deterritorialisierung, Ritornell, "agencement" (Gefüge), - das sind
einige Begriffe, die Deleuze berühmt gemacht haben. Oder resultieren
diese aus der Zusammenarbeit mit seinem Freund, Félix Guattari
(1930-1992), mit dem er seine wichtigsten Bücher gemeinsam verfasst
hat?
Philosophie ist Freundschaft. Deleuze philosophiert mit Freunden,
schreibt Bücher mit ihnen, über sie: Spinoza, Leibniz, Hume, Kant,
Nietzsche, Bergson, Foucault... Aber es müssen nicht Philosophen
sein, ebenso sehr liebt er die Dichter, Komponisten, Künstler:
Melville, Proust, Kafka, Lawrence (beide), Carroll, Artaud, Beckett,
Luca..., Bacon, Klee..., Godard, Resnais, Welles..., Boulez,
Schumann, Berio.
Deleuze nennt Kunst einen Empfindungsblock aus Perzepten und Affekten
und die Künste, an denen er das exemplifiziert, sind Literatur,
Malerei, Musik, Film, Theater, Oper, Architektur und die
Fernsehspiele Becketts.
Erstaunlich, was er alles und wie präzise er alles verarbeitet hat:
Mathematik, Pop, Psychoanalyse, Film, elektronische Musik...!
Deleuze hat nicht nur Freunde, sondern auch Gegner: Anti-Ödipus,
Anti-Hegel, Anti-Wittgenstein... Das Philosophieren von Deleuze ist
verführerisch, es springt über die Grenzen der Wissenschaft, der
Universität, des akademischen Stils hinaus. Es sympathisiert mit den
Künsten und ist zugleich ein großer Versuch, die Philosophie zu
erneuern, sie aus der Gewalt der Meinungen, der Propositionen und
Funktionen zu befreien.
Für die Kunst gilt: Mit seinen Neurosen, Affektionen, Perzeptionen,
Meinungen macht man keine Kunst. Der Künstler ist kein Kranker,
sondern ein Arzt.
Versteht sich das Buch "Was ist Philosophie?" als einem pädagogischen
Eros verpflichtet, so soll die Beschäftigung mit den Künsten ihrer
Poetik dienlich sein.
(Peter Gente)
Konzept: Peter Gente, Merve Verlag Berlin
Projektleitung: Barbara Könches
Projektkoordination: Petra Meyer, Assistenz: Doreen Klamt und Nina Meinhold
Übersetzungen: Ronald Voullié
http://www.zkm.de/deleuze-treffen
Die Vorträge des letztjährigen Festivals "Michel Foucault und die
Künste - Probleme einer Genealogie" erscheinen im April 2004 im
Suhrkamp Verlag, Frankfurt. Die Veröffentlichung der Festivalbeiträge
"Gilles Deleuze und die Künste" ist für 2005 geplant.
Programm
Fr 24.10.
9:45 Uhr: Piano Piece for David Tudor 4 von Sylvano Bussotti
10:00 Uhr: Peter Weibel, Peter Gente Einführung
Michel Tournier "Aide mémoire" gelesen von Nina Meinhold
11:00 Uhr: Jean-Clet Martin De la dramatisation des images
12:00 Uhr: Pause
14:00 Uhr: Clemens-Carl Härle Deleuze und die Frage: Was heißt sprechen?
15:00 Uhr: Franco Berardi La schizoanalyse face à l'épidémie
psychopatique actuelle
dans le contexte de la société Sémiocapitaliste. Un Hommage à Félix
Guattari
16:00 Uhr: Tom Holert Eine andere Politik des Populären?
17:00 Uhr: Pause
17:30 Uhr: Thomas Hirschhorn Das Deleuze-Monument
18:30 Uhr: Pause
19:00 Uhr: Gilles Deleuze und die Künste Ausstellungseröffnung
im Projektraum | Medienmuseum
20:00 Uhr: Walter Zimmermann "Kindheitsblock", Mitglieder des
ensemble recherche
20:30 Uhr: Le Grand Escroc R: Jean-Luc Godard, F 1963 (angefragt)
Sa 25.10.
10:00 Uhr: Marcus Steinweg Immanenz, Souveränität, Bejahung und das Glück,
nicht unsterblich zu sein. Deleuze mit Blanchot
11:00 Uhr: René Aguigah Was ist eine literarische Maschine?
12:00 Uhr: Pause
14:00 Uhr: Videos und Lesung zu Samuel Beckett
16:00 Uhr: Pause
16:30 Uhr: Danielle Cohen-Levinas Une philosophie de l'hyperbole
est-elle possible en musique: D'après une lecture de Deleuze.
17:30 Uhr: Matthieu Carièrre liest Deleuze
18:30 Uhr: Pause
20:00 Uhr: Schatten der Engel R: Daniel Schmid, CH 1976
22:00 Uhr: Deleuze Sound Night Live-Performance von Achim Szepanski
(Mille Plateaux),
Richard Pinhas und Jérôme Schmidt
So 26.10.
10:00 Uhr: Michaela Ott Virtualität in Philosophie und Filmtheorie von
Deleuze
11:00 Uhr: Raymond Bellour L'image de la pensée: art ou philosophie,
ou au-delà?
12:00 Uhr: Pause
14:00 Uhr: Hannes Böhringer Über das Ritornell
15:00 Uhr: Joseph Vogl Was ist ein Ereignis?
16:00 Uhr: Pause
16:30 Uhr: Robert Fleck spricht über Kunst
17:30 Uhr : Henning Schmidgen Über die Philosophie als Kunst,
Begriffe zu schaffen
18:30 Uhr: Bernd Stiegler Buchpräsentation: Gilles Deleuze: Die einsame
Insel, Frankfurt: Suhrkamp 2003
19:00 Uhr: Pause
20:00 Uhr : Ein neues Leben (Peau neuve) R: Emilie Deleuze, F 1999
(angefragt)
Die französischen Vorträge liegen in deutscher Übersetzung vor.
Am Donnerstag, den 23.10.2003 wird im Projektraum des Medienmuseums
um 16.00 Uhr ein Pressegespräch mit Peter Gente mit anschließender
Vorbesichtigung der Ausstellung stattfinden.
ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe
Medientheater, Lorenzstraße 19, 76135 Karlsruhe
Information und Anmeldung
Tel: +49 721/8100-1200
Fax: +49 721/8100-1439
Eintrittspreise
3 Tages-Karte: ¤ 20/¤ 12, Tageskarte ¤ 10/¤ 6, nur Konzert und Filme: ¤ 6.
Weitere Informationen finden Sie unter www.zkm.de/deleuze-treffen
Pressekontakt:
ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Andrea Buddensieg
Lorenzstraße 19
76135 Karlsruhe
Fon: 0721 / 8100 - 1201
Fax: 0721 / 8100 - 1139
E-Mail: buddensiegzkm.de
Quellennachweis:
CONF: Deleuze und die Künste (ZKM Karlsruhe, 24.-26.10.2003). In: ArtHist.net, 16.10.2003. Letzter Zugriff 22.12.2024. <https://arthist.net/archive/25960>.