CFP 08.07.2003

Organische Visionen (UdK Berlin, 16.-18.10.03)

Stefanie Hennecke

CALL FOR PAPERS

Organische Visionen -
Gestaltung, Lebenswissenschaften und Gender

Universität der Künste Berlin, Fakultät Gestaltung
16. - 18. Oktober 2003

Die Plattform für Gestaltungswissenschaften wurde im Sommer 2002 mit dem
Ziel gegründet, die kulturwissenschaftliche Forschung der jüngeren
WissenschaftlerInnen an der Universität der Künste Berlin (UdK) zu fördern
und mit den anderen Berliner Universitäten sowie bundesweit zu vernetzen.
Die Fakultät Gestaltung der UdK umfasst die Bereiche Architektur, Industrie-
und Mode-Design, visuelle Kommunikation, Medien- und Filmgestaltung sowie
Wirtschafts- und Gesellschaftskommunikation. Gerade im Hinblick auf die nahe
liegenden Schnittstellen zu den anderen Künsten bilden sich somit
interessante Herausforderungen für die interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Die Plattform finanziert ihre Veranstaltungen derzeit aus den
Frauenfördergeldern der Fakultät Gestaltung und richtet sich daher
insbesondere an Wissenschaftlerinnen in der Qualifikationsphase. Aber auch
männliche Kollegen sind herzlich eingeladen sich zu beteiligen.

Das erste Kolloquium der Plattform Gestaltungswissenschaften fand unter dem
Titel "Gestaltung, Geschichte, Geschlecht" letzten Herbst vom 14. - 16. 2002
November statt. Die Beiträge der 16 Referentinnen und Referenten aus dem In-
und Ausland wurden im "Genderzine" der Udk veröffentlicht. (Als PDF
erhältlich unter: www.gendernet.udk-berlin.de)

Zu unserem nächsten Kolloquium möchten wir nun mit dem folgenden Call for
Papers herzlich einladen:

Organische Visionen -
Gestaltung, Lebenswissenschaften und Gender

Universität der Künste Berlin, 16. - 18. Oktober 2003

Leitung:
Dr. des. Annette Geiger (Institut für Produkt- und Prozessgestaltung)
Dipl. Ing. Stefanie Hennecke (Institut für Geschichte und Theorie der
Gestaltung)
Dipl. Ing. Christin Kempf (Institut für Metropole/Architektur Design)

Organische Formen erfreuen sich seit den 90er Jahren in Architektur, Design,
visueller Kommunikation sowie in Werbung und Film großer Beliebtheit. In
manchen Bereichen fühlt man sich stark an die Gestaltung der 60er und 70er
Jahre erinnert, in anderen führt vor allem das computergestützte Entwerfen
zu einer gänzlich neuen Ästhetik.
Der Diskurs dieser organischen Visionen geht dabei weit über ein
oberflächliches Styling hinaus und kann bereits auf eine lange Tradition des
Adaptierens von biologischen Metaphern zurückblicken.
Dennoch gibt es bislang kaum Literatur zur Geschichte und Bedeutung dieser
Formensprache. An welche Traditionen knüpfen die Gestalter also heute an und
welche offenen und latenten Ziele verfolgen die entsprechenden
Legitimationsstrategien?
Das Kolloquium möchte sich diesen Fragen mit den drei folgenden
Themenbereichen nähern:

Organische Visionen in der Gestaltung:
In historischen wie aktuellen Analysen und Fallstudien soll erörtert werden,
wie das Leitbild der Natur in Konstruktion, Material und Entwurfsprozess
eingehen kann und welche Diskurse damit geführt werden. Dies kann sich
sowohl auf die Stadt als "Gesellschaftskörper" beziehen, wie auch auf die
heutigen Versuche, durch den Computer eine Art biologische
Selbstorganisation der Formgenerierung zu erzielen. Das Spiel aus Kontrolle
und Unvorhersehbarkeit erzeugt dabei Verhältnisse, die auch die Rolle des
Künstlers oder Entwerfers in Frage stellen.
Definitionsversuche aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln sollen die
Vielschichtigkeit des Begriffs des Organischen im Spannungsfeld zwischen
Kunst- und Gestaltungs-Theorie, Soziologie und den Naturwissenschaften
erörtern.

Die biologische Metapher in Kunst und Wissenschaft:
Der Begriff der Lebenswissenschaften umfasst die interessante Schnittstelle
aus Psychologie und Physiologie, aus Genetik und der heute in die Diskussion
gekommenen Memetik. Auch hier zeigt sich, dass man im Sprechen über das
Leben nicht umhin kann, auf Bilder und Metaphern zurück zu greifen. Sie
werden dem Sozialen entnommen und auf die Biologie projiziert - oder eben
umgekehrt von der Natur auf die Kultur übertragen.
Welche Legitimationsstrategien verfolgen diese Metaphern also und was
bedeuten sie für die Wahrheitsansprüche in Kunst, Gestaltung und
Wissenschaft?

Die organische Form in Körper- und Genderdiskursen:
Die Frage nach der Geschlechtlichkeit von Architektur bzw. den
genderspezifischen Zuschreibungen, die Gestaltungen als
Repräsentationssysteme vornehmen, bilden heute einen neuen Schwerpunkt der
kulturwissenschaftlichen Forschung.
In diesem Rahmen fallen vor allem jene Entwürfe auf, die über das Leitbild
zur Natur auch etwas über die Natur von Geschlechterrollen kommunizieren. So
steht der "hortus conclusus" für die Unschuld der Frau und die organische
Form mit ihren Rundungen für das "weibliche Prinzip" oder gar eine
"Mutterleibsarchitektur".
Auch bei diesen Zuschreibungen handelt es sich letztlich um Metaphern, deren
Intention und Performanz es zu beobachten gilt.

Wir bitten alle Interessierten uns ihre Themen-Vorschläge mit einem Abstract
(ca. 1 Seite) bis zum 15. 8. 2003 zukommen zu lassen.

Für Auswärtige übernehmen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten Reise- und
Übernachtungskosten.

Kontakt:

Dipl.-Ing. Stefanie Hennecke
Universität der Künste
Fakultät Gestaltung, Studiengang Architektur
Institut für Geschichte und Theorie der Gestaltung
Hardenbergstr. 33
D - 10623 Berlin
Tel.: 030 - 3185 2298
henneckeudk-berlin.de

Dipl.-Ing. Christin Kempf
Universität der Künste
Fakultät Gestaltung, Studiengang Architektur
Institut für Metropole/Architektur Design
Hardenbergstr. 33
D - 10623 Berlin
Tel.: 030 - 3185 2105
christinkempfgmx.net

Dr. des. Annette Geiger
Universität der Künste Berlin
Fakultät Gestaltung, Industrial Design
Fachgruppe V: Kultur- und Designgeschichte
Straße des 17. Juni 118
D - 10623 Berlin
Tel. 030 - 31 85 20 54
ageigerudk-berlin.de

Quellennachweis:
CFP: Organische Visionen (UdK Berlin, 16.-18.10.03). In: ArtHist.net, 08.07.2003. Letzter Zugriff 27.12.2024. <https://arthist.net/archive/25791>.

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